© Patricia Grähling, Stadt Marburg
„Fast 80 Prozent eingelöstes Stadt-Geld – das ist ein großer Erfolg und ein tolles Zeichen der Solidarität der Marburger*innen mit unseren Betrieben vor Ort“, freut sich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies nach sieben Wochen Aktionszeitraum. „Unser Ziel war die Läden, Kneipen, Restaurants, Cafés und Dienstleister*innen in der ganzen Marburger Vielfalt kurzfristig und mit Wucht zu unterstützen. Das hat das Stadt-Geld erfüllt“, sagt der OB angesichts von fast 1,5 Mio. Euro Umsatz allein durch die Gutscheine. Dazu kommt der Umsatz, den die Kund*innen beim Stadt-Geld-Einkauf noch zusätzlich geschaffen haben. Vorsichtig geschätzt beträgt die erreichte Stärkung der lokalen Wirtschaft durch die Aktion das Dreifache des eingesetzten Stadt-Gelds. „Das hatten wir gehofft und mit der Aktion bezweckt“, so der Oberbürgermeister. „Vielen herzlichen Dank an alle, die mitgemacht und dabei geholfen haben, unsere Betriebe zu unterstützen und die Jobs für tausende Menschen aus der ganzen Region, die hier arbeiten, zu erhalten.“
Viele von ihnen sind Mini-Jobs, denn: Marburg ist eine Universitätsstadt, viele Studierende finanzieren ihre Ausbildung mit Nebenjobs. Im Marburger Hotel- und Gaststättengewerbe sind fast die Hälfte aller Beschäftigten Mini-Jobber*innen, im Handel immerhin noch 30 Prozent. Gleichzeit hat fast jedes dritte der über 300 Handelsunternehmen wegen Corona Kurzarbeit angemeldet, bei den heimischen Hotels und Gaststätten sind es sogar 68 Prozent von 172 Betrieben in der Stadt. Die Statistik der Marburger Arbeitsagentur zeigt: Corona trifft die heimischen Unternehmen hart, tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr.
Die Stadt unterstützt die lokalen Unternehmen, die wegen Corona schließen mussten, mit mehreren Programmen des Hilfspakets „Marburg Miteinander“. Beim Stadt-Geld tut sie das zusammen mit der Bevölkerung. Bis zum letzten Feriensamstag konnten die Marburger*innen ihr Stadt-Geld ausgeben, das sie Ende Juni per Post aus dem Rathaus erhalten haben. Der letzte Tag war gleichzeitig auch der umsatzstärkste Stadt-Geld-Tag: Insgesamt 6676 Gutschein-Codes à 10 Euro haben die Betriebe allein am vergangenen Samstag eingescannt. Der zweitstärkste Stadt-Geld-Tag war der erste Samstag des Aktionszeitraums am 27. Juni mit 5475 eingelösten Codes.
Mit ihren Gutscheinen kauften die Marburger*innen größtenteils im lokalen Handel ein: Die erste vorläufige Auswertung zeigt, dass rund 70 Prozent des Stadtgelds dort eingelöst wurden. Mit 19 Prozent der Gutscheine haben die Marburger*innen in der Gastronomie bezahlt, rund 10 Prozent wurden für Dienstleistungen genutzt.
Insgesamt 27 Prozent des Stadtgelds wurden in Bekleidungsgeschäften eingelöst, 23 Prozent in weiteren Einzelhandelsgeschäften, 18 Prozent in Kaufhäusern, 9 Prozent in Schuhgeschäften, 8 Prozent in Buchläden und jeweils 7 Prozent in Spielwaren- und Elektro-Geschäften.
Dazu kommt der Umsatz, den die Marburger*innen beim Stadt-Geld-Einkauf noch aus eigener Tasche draufgelegt haben: Die Umfrage im Auftrag der Verwaltung bei den Betrieben zur Stadt-Geld-Halbzeit hat gezeigt, dass zwei Drittel der Kund*innen mehr als ihre 20 oder 50 Euro Gutschein-Wert in den Läden, Restaurants, Cafés oder bei den Dienstleister*innen lassen – von 1 oder 2 Euro bis zu über 200 Euro mehr pro Einkauf oder Einkehr.
Das freut die Geschäftsleute: IHK, Einzelhandelsverband und Handwerkerschaft lobten das Marburger „Stadt-Geld“ schon als leuchtendes Beispiel und Vorbild für Hessen und ganz Deutschland, bevor es überhaupt losging. In einer Zwischenumfrage der Stadt äußerten sich dann über 90 Prozent der Betriebe zufrieden oder sogar sehr zufrieden damit. Die Abwicklung zwischen Betrieben und Stadtverwaltung verlief dank eigens eingerichteter digitalen Plattform zügig: Die Stadtkasse konnte den Gegenwert der eingelösten Gutscheine zeitnah – spätestens innerhalb einer Woche – überweisen.
Außerdem interessant: Von den 75.517 verschickten Stadt-Geld-Briefen konnten 1955 Briefe nicht an die Empfänger*innen zugestellt werden, sie kamen zur Stadtverwaltung zurück. Weil Briefe nicht bei Empfänger*innen ankamen, haben Marburger*innen insgesamt 404 Gutscheine bei der Stadtverwaltung nachbestellt. Sie wurden zur Abholung im Rathaus hinterlegt. 75 dieser Briefe wurden von den Bürger*innen dann doch nicht abgeholt.
Weitere Gutscheine im Wert von rund 23.000 Euro haben Bürger*innen mit der Aufschrift „Spende“ an die Verwaltung zurückgeschickt. Dieses Geld überweist die Stadt wie angekündigt an den Corona-Hilfsfond, den die Marburger Philipps-Universität für Studierende aufgelegt hat.
Das Stadt-Geld, das die Marburger*innen bis zum Ferienende nicht in die heimische Wirtschaft getragen haben, bleibt im 3,7-Mio.-Corona-Hilfspaket „Marburg Miteinander“. Die Mittel werden für die weiteren Programme zur Linderung der Corona-Krise genutzt. Dazu gehört unter anderem eine Kampagne zur Förderung des lokalen Handels und Konsums, die Anfang Oktober startet. „Damit wollen wir den Schwung der Corona-Solidarisierung mit der lokalen Wirtschaft, die Besinnung aufs Lokale in der Bevölkerung weiter verstärken und verstetigen. Wir wollen mit Blick auf den Herbst, auf das anstehende Weihnachtsgeschäft und darüber hinaus für das Einkaufen in der Region, für den lokalen Konsum, für regionale Produkte und damit für die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe über Corona hinaus werben“, kündigt OB Spies an. „daran können sich alle wieder beteiligen und so zum Erhalt unserer lebendigen Stadt beitragen“, so der Oberbürgermeister.
Hintergrund – Marburg Miteinander
Ende Mai hat die Stadtverordnetenversammlung das Sofortprogramm „Marburg Miteinander – gemeinsam sicher durch die Krise beschlossen“. Damit stellt die Stadt über 3,7 Millionen Euro zu Verfügung, um das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben in Marburg in der Corona-Krise zu stabilisieren. Das finanzielle Schwergewicht im 14-Punkte-Plan ist der Stadt-Geld-Gutschein: Mit ihm sollen Marburgs Gewerbetreibende binnen sieben Wochen mehrere Millionen Euro Umsatz machen. Dafür hat die Stadt knapp 76.000 Briefe an alle Einwohner*innen mit erstem Wohnsitz in Marburg verschickt – mit Gutschein-Codes im Wert von 20 Euro für jede*n Erwachsene*n und 50 Euro für jedes Kind. Das Stadt-Geld hat bundesweit Schlagzeilen gemacht sowie zu Anfragen anderer Rathäuser in der Marburger Stadtverwaltung geführt. Zum Corona-Hilfspaket gehören außerdem das Corona-gerechte Kulturprogramm „Sommerstadt Marburg“, Maßnahmen zum Mieterschutz, ein Nothilfe-Fonds für Soloselbständige, die Förderung von Schüler*innen, Senior*innen, Handwerk und Bauwirtschaft, der Erlass städtischer Gebühren, die Stundung von Steuern und mehr.
Weitere Informationen gibt es unter www.marburg.de/miteinander.