© Patricia Grähling, Stadt Marburg
„Integration ist eine zentrale Antwort auf den Fachkräftemangel“, sagt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir gemeinsam mit der Philipps-Universität ein Gütesiegel für Organisationen entwickelt haben, mit dem wir sichtbar machen, welche Arbeitergeber*innen sich in unserer Region für interkulturelle Vielfalt einsetzen.“ Bis zum 28. Februar 2020 können Arbeitgeber*innen sich um das Siegel bewerben.
Das Gütesiegel „Interkulturelle Vielfalt LEBEN“ stellt eine Auszeichnung dafür dar, dass Gleichberechtigung und interkulturelle Vielfalt in Organisationen gelebt werden. Das Herzstück ist ein Fragebogen, bestehend aus sechs Modulen. Arbeitgeber*innen werden befragt, wie sie den Übergang und das Ankommen der Menschen mit Migrationshintergrund im Unternehmen unterstützen, inwieweit Ressourcen und Fähigkeiten der Menschen in der Organisation gestärkt und entwickelt werden und wie faire und solidarische Zusammenarbeit in der Organisation gestaltet wird. Gefragt wird auch danach, wie Organisationen interkulturelle Vielfalt strategisch nutzen. Honoriert wird nicht zuletzt, wenn sich Arbeitgeber*innen in Sachen Vernetzung in der Region für kulturelle Vielfalt stark machen.
Der Fachbereich Zivilgesellschaft, Stadtentwicklung, Migration und Kultur der Universitätsstadt Marburg hat das Gütesiegel gemeinsam mit Prof. Dr. Susanne Maria Weber vom Institut für Erziehungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg und ihrem Team erarbeitet. Bei ihr lag auch die Federführung. Erste Ideen für das Gütesiegel lieferte der Runde Tisch Integration, den die Stadt Marburg seit vielen Jahren organisiert. Mitgewirkt haben Akteur*innen aus unterschiedlichen Organisationen der Region, zuletzt in einer „Gütesiegel-Werkstatt“ im Juni 2019 mit mehr als 60 Teilnehmenden. „Mehr als ein Jahr lang haben wir an dem Siegel gearbeitet“, so Fachbereichsleiterin Dr. Christine Amend-Wegmann. „Ganz herzlichen Dank an alle, die sich so aktiv eingebracht haben, besonders an Professorin Weber. Jetzt hoffen wir natürlich, dass sich viele Arbeitergeber*innen bewerben werden.“
Ansprechpartner*innen von der Stadt helfen bei der Bewerbung
Seit Montag, 18. November, bis Freitag, 28. Februar 2020, können sich Organisationen, die Arbeitsplätze anbieten, für das Gütesiegel bewerben – vom kleinen Handwerksbetrieb über freie Träger bis hin zu großen Verwaltungen. Für Fragen stehen Mitarbeiter*innen des Fachdienstes Migration und Flüchtlingshilfe mit Rat und Tat zur Seite. So wird gerade auch kleineren Betrieben die Bewerbung erleichtert. Die besten Bewerber*innen werden im ersten Halbjahr 2020 öffentlich mit einem Preis ausgezeichnet. Dabei wird wegen der unterschiedlichen Voraussetzungen nach kleinen und großen Organisationen unterschieden.
„Als globales Unternehmen mit Mitarbeitenden in mehr als 30 Ländern stehen wir für interkulturelle Vielfalt. Wir glauben, dass wir durch die Förderung und Achtung der individuellen Fähigkeiten, Erfahrungen und Anschauungen unserer Mitarbeitenden besser in der Lage sind, unseren Patienten zu helfen. Vielfalt ist ein wesentliches Element unserer Kultur und eine wichtige Voraussetzung für weiteres Wachstum unseres Unternehmens“, erklärt Johanna Wege von CSL Behring. “Zehn Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis sind Ausländer*innen, noch deutlich mehr haben einen Migrationshintergrund. Dies ist der beste Beleg dafür, dass für viele Betriebe Vielfalt gelebte Wirklichkeit ist“, so Gerhard Wenz, Bereichsleiter Agentur für Arbeit Marburg. „Der demografische Wandel führt in den nächsten Jahren zu einem deutlichen Rückgang des Erwerbspersonenpotentials. Das bedeutet, dass es weiterhin gelingen muss, Arbeitskräfte aus einem anderen Kulturkreis und mit zunächst unzureichenden Deutschkenntnissen gut in den Arbeitsmarkt zu integrieren – wesentlicher Faktor dafür ist die ,Willkommenskultur‘ im kleinen Handwerksbetrieb genauso wie im Großunternehmen.“
Unterlagen und weitere Informationen gibt es unter www.marburg.de/guetesiegel-interkulturelle-vielfalt-leben. Auskunft erteilt auch Dr. Andrea Wagner vom Fachdienst Migration und Flüchtlingshilfe, (06421) 201-1096, Dr.Andrea.Wagner@marburg-stadt.de.