Gemeinschaftliches Wohnen: Das bedeutet, Menschen schließen sich zusammen, um gemeinsam zu bauen oder zu mieten. In Marburg gibt es mehrere solcher Wohnprojekte – mit ganz unterschiedlichen Organisationsformen. Andere sind noch in der Entstehung. Die Stadt unterstützt bei der Planung und Umsetzung.
Wie gemeinschaftliches Wohnen funktioniert
Gemeinschaftliche Wohnprojekte werden nicht für, sondern von und mit einer Projektgruppe geplant und umgesetzt. Wie viel Gemeinschaft und wieviel Privatsphäre in einem Wohnprojekt erwünscht sind, entscheidet jede Gruppe für sich.
Selbstbestimmt und solidarisch lautet das Motto bei fast allen Gruppen. Das bedeutet, mitgestalten, Verantwortung für das eigene Leben übernehmen und für Mitbewohner*innen da zu sein.
Projektgröße, Lage, Eigentumsform, Altersstruktur und die tragende Projektidee prägen jedes Projekt ganz entscheidend. Viele Wohnprojekte finden sich in einer dieser vier Grundformen wieder:
- Wohngemeinschaft
- Hausgemeinschaft
- Siedlungsgemeinschaft/ Quartiersprojekt
- ambulant betreute Pflegewohngemeinschaft
Kombinationen verschiedener Modelle sind dabei nicht ausgeschlossen.
Individuelles Miteinander
Jedes gemeinschaftliche Wohnprojekt ist so einmalig, wie die Menschen, die es entwickeln und realisieren. Die Zusammensetzung der Gruppe ist selbst gewählt. Wer sich für gemeinschaftliches Wohnen interessiert, tut also gut daran, sich mehr für die Menschen als für die Lage und Ausstattung der eigenen Wohnung zu interessieren. Denn:
- Die Gruppe organisiert ihr Zusammenleben selbst.
- Grundlagen und Regeln des Miteinanders werden von den Beteiligten entwickelt.
- Bewohner*innen unterstützen sich gegenseitig.
- Es besteht prinzipiell keine Hierarchie in der Gruppe.
Beispiele gemeinschaftlichen Wohnens in Marburg
Marburg Weidenhausen, seit 1993, eingetragener Verein (e.V.)
Im Wohnprojekt für Generationen leben 15 Erwachsene mit fünf Kindern, Alleinlebende, ein Paar, Mütter, eine Familie und Menschen mit Behinderungen.
Kontakt: Alois Wilhelm, fgwa.hessen@web.de
Das Mietshäusersyndikat umfasst selbstorganisierte und autonome Hausprojekte in ganz Deutschland, jedes Hausprojekt ist eine eigene GmbH. Beispiele in Marburg:
Allgemeine Informationen zum Mietshäusersyndikat: www.syndikat.org
Das Beispiel teichwiesel
Rechtsform: | Verein |
Projektträger/Eigentümer*In der Immobilie: | Teichwiesenweg 5 GmbH |
Jahr des Planungsbeginns: | 2017 |
Jahr des Einzugs (ggf. geplant): | 2021 (Jahr des Hauskaufs) |
Projekttyp: | Hausgemeinschaft mit acht Wohneinheiten, Gemeinschaftsgarten und -keller |
Anzahl der Bewohner*innen: | 30 |
Wohnfläche gesamt in m²: | ca. 700m² |
Barrierefreiheit: | - |
Website: | www.teichwiesel.de |
Kurzbeschreibung
Die Teichwiesel sind die Bewohner*innen des TWW5, einem selbst verwalteten Hausprojekt im Marburger Südviertel. 2021 haben sie ihr Zuhause zusammen mit dem Mietshäusersyndikat kollektiv gekauft. Seitdem verwalten und gestalten sie es selbst: Die Menschen, die gerade darin wohnen, bestimmen, wie es mit dem Haus weitergehen soll. Zur Zeit sind die Bewohner*innen ein bunter Mix aus Studierenden, jungen und nicht mehr ganz so jungen Erwachsenen, Kindern, Erwerbstätigen, Alleinerziehenden und Paaren, die in acht WGs zusammenleben. Zum Selbstverständnis gehört es, bezahlbare Mieten und selbstbestimmtes Wohnen auf Dauer zu gewährleisten. Das gelingt, indem alle anfallenden Tätigkeiten, wie z.B. Buchhaltung, Instandhaltung, Gartengestaltung, Öffentlichkeitsarbeit und Mietkonzept gemeinschaftlich und ehrenamtlich organisiert werden. Sämtliche Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen.
Rechtsform: | Verein |
Projektträger/Eigentümer*In der Immobilie: | Städtische Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau |
Jahr des Planungsbeginns: | 2014 |
Jahr des Einzugs (ggf. geplant): | 2022 |
Projekttyp: | Hausgemeinschaft mit 13 abgeschlossenen Wohnungen, Gemeinschaftsraum und Garten |
Anzahl der Bewohner*innen: | |
Wohnfläche gesamt in m²: | 846 |
Barrierefreiheit: | Treppenlift/Aufzug |
Website: | www.swing-marburg.de |
Kurzbeschreibung
SwinG - Selbstbestimmt wohnen in Gemeinschaft - ist eine generationsübergreifende Gruppe von Menschen, die ihr Leben aktiv gemeinschaftlich gestalten und sich nachbarschaftlich unterstützen. Dabei aber auch Freiraum lassen für persönliche Lebensvorstellungen. Die Gruppe besteht aus Singles, Paaren, Familien bzw. Alleinerziehenden mit Kindern und beeinträchtigten Menschen, die in zwei Häusern wohnen. Das Gemeinschaftliche Wohnen versteht die Gruppe als Alternative zu anonymisierten und vereinzelten Wohnformen, das gemeinschaftlich entwickelt wird.
Rechtsform: | Wohnungseigentümergemeinschaft |
Projektträger | 15 Eigentümer*innen |
Jahr des Planungsbegins | 2006 |
Jahr des Einzugs | 2010 bis 2012 |
Projekttyp | integratives Wohnprojekt |
Anzahl der Bewohner*innen | 23 im Alter von 6 - 83 |
Wohnfläche gesamt in m²: | 1.400 in 14 Wohnungen in drei hintereinander liegenden Häusern |
Barrierefreiheit | in allen Wohnungen und Gemeinschaftsflächen |
Website: | www.gewim.de |
Kurzbeschreibung
Das Wohnprojekt in der Ockershäuser Allee basiert auf der Idee, eine inklusive Wohnmöglichkeit für Behinderte und Nicht-Behinderte, Alleinlebende und Familien mit Kindern, für Junge und Alte, Menschen mit unterschiedlichem, auch geringem Einkommen, zu schaffen. Es bildete sich eine Projektgemeinschaft, die zunächst in der Mehrzahl aus Familien bestand, die für ihre behinderten erwachsenen Kinder eine gesicherte Wohnsituation schaffen wollten. Es entstanden 14 Wohnungen, von denen sieben von Menschen mit Unterstützungsbedarfen bewohnt werden. Sie versorgen sich soweit wie möglich selbst, nachbarschaftliche Hilfen übernehmen Nachbar*innen, weitergehende Hilfen werden durch externe Hilfskräfte bzw. Institutionen (z.B. spectrum e.V., FIB e.V.) erbracht.
Rechtsform | GbR |
Projekttyp | selbstverwaltete, ambulante Pflege-Wohngemeinschaft |
Anzahl der Bewohner*innen | neun |
Wohnfläche gesamt | ca. 360 m² |
Barrierefreiheit | ja |
Kontakt | www.demenz-wg-marburg.de |
Eine Wohnung in der Weintrautstraße bietet neun Menschen, die an Demenz erkrankt sind ein Zuhause. Sie leben mit Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst, der von den Angehörigen gemeinsam beauftragt wird. Das ermöglicht ihnen, so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu führen in familiärer Atmosphäre. Sie können in den Gemeinschaftsräumen (großes Wohnzimmer mit offener Küche) am WG-Leben teilnehmen, sich aber auch in ihre privaten Zimmer zurückziehen.
Die Wohngruppe wird von den Angehörigen der Bewohner*innen selbstverwaltet und von einem Marburger Pflegedienst rund um die Uhr betreut. Die verantwortliche Angehörigen-Gruppe besteht aus 9 Personen. Diese übernehmen verbindlich verschiedene Aufgabenbereiche und organisieren in Zusammenarbeit mit dem Pflegeteam die Abläufe im Alltag, Freizeitgestaltung etc. Sie treffen sich einmal im Monat, um anstehende Themen zu besprechen und sich auszutauschen. Wichtige Entscheidungen werden demokratisch getroffen. Weitere Informationen und Kontakt www.demenz-wg-marburg.de
Rechtsform | Verein |
Projekttyp | Gemeinschaftliches Generationenwohnen |
Anzahl der Bewohner*innen | sieben bis neun Wohneinheiten + Gemeinschaftsräume |
Barrierefreiheit | ja |
Kontakt | genau-so@posteo.de |
Kurzbeschreibung
Die Vereinsmitglieder planen ein Wohnprojekt in einem ehemaligen Schwesternwohnheim im Park des Klinikgeländes der Vitos GmbH in Marburg, Cappeler Straße. Die Kerngruppe ist zwischen Ende 50 und Ende 60 Jahre alt und bezeichnet sich als weltoffen und im sozialen und politischen Bereich engagiert. Ab sofort werden Familien, jüngere Paare und Alleinerziehende gesucht, die das Generationenwohnen ergänzen wollen, Lust und Bereitschaft auf Gemeinschaft haben und an der Planung ihres zukünftigen Wohnortes mitarbeiten möchten. Geplant sind abgeschlossene Wohneinheiten, ein zentraler Gemeinschaftsbereich und gemeinsame Funktionsräume. Eine Mitgliedschaft beim Mietshäusersyndikat wird angestrebt.
Arbeitskreis Gemeinschaftliches Wohnen
Der Arbeitskreis Gemeinschaftliches Wohnen trifft sich jeweils donnerstags von 16 bis 17.30 Uhr im Seminarraum des Beratungszentrums „BiP“, Am Grün 16, (Rudolphsplatz). Die Treffen sind für alle Interessierten offen. Hier sind die kommenden Termine:
Falls sich Termine oder Räumlichkeiten ändern, wird an dieser Stelle darauf hingewiesen.
Beratungsangebote vor Ort
Die Stadt Marburg unterstützt Sie bei Anliegen und Fragen zum gemeinschaftlichen Wohnen.
Wenn Sie
- sich für gemeinschaftliches Wohnen allgemein interessieren,
- an Exkursionen zu Wohnprojekten teilnehmen möchten,
- sich für das Konzeptverfahren für gemeinschaftliches Wohnen interessieren,
- Projekte und Projektgruppen suchen,
- eine Fläche oder ein Gebäude für Ihr Wohnprojekt suchen,
- mehr über die anteilige Förderung von Beratung und Moderation von Projektgruppen erfahren möchten,
dann wenden Sie sich bitte an unsere Koordinationsstelle für Gemeinschaftliches Wohnen bei der Stadt Marburg.
Sie möchten auf dem Laufenden bleiben?
Die Koordinationsstelle für Gemeinschaftliches Wohnen der Stadt Marburg informiert regelmäßig per Mail über ihre Arbeit und aktuelle Projekte.
Wenn Sie Interesse daran haben, schreiben Sie bitte eine Mail an wohnprojekte@marburg-stadt.de