1. Wie viele Wohnungen werden in der Uferstraße geschaffen? Bitte nach Quadratmetern und Zimmern aufschlüsseln?

2. Wie wird das Vorhaben im Einzelnen finanziert? Bitte die Anteile des Landes, der Stadt, die Bürgschaft, etc. aufschlüsseln.

3. Wie werden die Mietpreise gestaltet? Wie wird den Förderrichtlinien des sozialen Wohnungsbaus bei der Gestaltung der Mietpreise Rechnung getragen?

4. Wird den Kriterien des Kreisjobcenters nach „angemessenem“ Wohnraum für Hartz IV-Bezieher_innen bei der Gestaltung der Mietpreise Rechnung getragen?

5. Werden besondere Wohnbedürfnisse, etwa von Menschen mit Behinderungen oder Senior_innen berücksichtigt?

6. Welche energetischen Sanierungsmaßnahmen werden beim Umbau des Gebäudes durchgeführt? Welche Auswirkungen haben diese auf den Mietpreis?

Begründung

In der Uferstraße (ehem. KJC) entstehen mit öffentlichen Mitteln für den sozialen Wohnungsbau 34 Wohneinheiten für 66 Mietparteien mit einer Gesamtwohnfläche von 1.784 Quadratmetern. Der Mietpreis soll bei einer Wohnungsgröße zwischen 40 und 72 Quadratmetern ca. 330 bis 700€ kalt betragen (OP 16.09.2011). Auch wenn der Magistrat im Sozialausschuss schon über dieses Vorhaben berichtet hat, halten wir es für notwendig, dass die Stadtverordnetenversammlung umfassend und schriftlich über das Vorhaben informiert wird, damit sich die demokratisch gewählten Stadtverordneten ein fundiertes Urteil über das Projekt machen können.

Halise Adsan

Tanja Bauder-Wöhr

Henning Köster

Jan Schalauske

Beantwortung durch den Magistrat:

Der Magistrat                                                                                    Marburg,  16. August 2012

Herrn Stadtverordneten

Henning Köster

Wilhelm Roser Straße 18

35037 Marburg

Große Anfrage der Fraktion Marburger Linke betr.

Ehemaliges KJC-Gebäude, Uferstraße

Sehr geehrter Herr Köster,

die og. Große Anfrage Ihrer Fraktion wird in Zusammenarbeit mit der GeWoBau wie folgt beantwortet:

Antwort zu Frage 1:

Die Anzahl der Wohnungen sowie die Angaben zu den Wohnflächen und Zimmerzahlen sind der beigefügten tabellarischen Aufstellung zu entnehmen.

Antwort zu Frage 2:

Die Gesamtkosten der Umbaumaßnahme werden 3,983 Mio. EUR betragen. Der Restbuchwert des Gebäudes sowie der Grundstückswert werden von der GeWoBau als Eigenkapital eingebracht.1,874 Mio. EUR werden durch ein Darlehen mit einem Zinssatz von 0,9% der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen finanziert. Zu diesem Zinssatz hat die Stadt Marburg ein weiteres Darlehen in Höhe von 0,34 Mio. EUR gegeben. 1,5 Mio. EUR (Zinssatz 3,08%) wurden am Kapitalmarkt aufgenommen.

Antwort zu Frage 3:

Die Höhe der Mieten ist der beigefügten tabellarischen Aufstellung zu entnehmen. Die Mieten wurden durch Bewilligungsbescheid der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen genehmigt. Für den Bezug der Wohnung benötigt eine Mietpartei einen Wohnberechtigungsschein, der von der zuständigen Behörde (FD Wohnungswesen) ausgestellt wird. Die Einkommensgrenzen nach den §§ 20 bis 24 Wohnraumförderungsgesetz sind dabei einzuhalten.

Antwort zu Frage 4:

Das Gebäude Uferstraße 20 war bis zum begonnenen Umbau (Januar 2012) ein reines Verwaltungsgebäude. Zunächst von der EAM genutzt, erwarb die GeWoBau das Gebäude nebst Grundstück im Jahr 2005 und vermietete es bis zum 31.12.2010 an den Landkreis Marburg-Biedenkopf als KreisJobCenter.

Die Modernisierung und Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnraum war wohnungspolitisch gewollt und ist nicht selbstverständlich. So müssen zum Beispiel für alle 34 Wohnungen sämtliche sanitären und elektrischen Installationen nachgerüstet werden, was zu zusätzlichen Kosten führt. Da das Objekt zudem denkmalgeschützt ist, verbieten sich kostengünstigere Alternativen. Ebensowenig wie das Objekt, sind die Mietpreise für die Wohnungen mit 8,20 Euro bis 9,65 Euro pro Quadratmeter vergleichbar mit den üblichen Mieten der GeWoBau. Diese liegen durchschnittlich bei 4,83 Euro. Auch wenn die künftigen Nebenkosten noch nicht abschließend kalkuliert sind, ist nicht damit zu rechnen, dass die Wohnungen in der Uferstraße 20 unterhalb der Richtwerte für die Kosten der Unterkunft nach SGB II und XII liegen. Mit 70,4% ist im Übrigen ein beachtlicher Anteil der GeWoBau-Wohnungen angemessen im Sinne der örtlichen Richtwerte für die Kosten der Unterkunft nach SGB II und XII.

Antwort zu Frage 5:

Das Objekt wurde unmittelbar nach dem Erwerb durch die GeWoBau und der Vermietung an den Landkreis Marburg-Biedenkopf mit einem Aufzug ausgestattet. Der Eingangsbereich wurde mit einer Rampe erweitert. Die Wohnungen sind barrierearm.

Antwort zu Frage 6:

Das Objekt wird nach der gültigen Energieeinsparverordnung 2009 modernisiert. Da das Gebäude zunächst als Verwaltungsgebäude und künftig als Wohngebäude genutzt wird, handelt es sich um eine Umnutzung, die die Einhaltung der Verordnung zwingend vorsieht. Eine Differenzierung der Modernisierungskosten nach energetischen und nicht-energetischen Anteilen wurde nicht vorgenommen. Das Objekt ist denkmalgeschützt. Auch dieser Faktor hat sich auf die Höhe des Mietpreises ausgewirkt.

Zuständiger Dezernent:                Oberbürgermeister Egon Vaupel

Mit freundlichen Grüßen

Egon Vaupel

Oberbürgermeister

Anlage:

Tabelle: „Wohnungen in der Uferstraße 20 nach Zahl der Zimmer und Kaltmiete pro Quadratmeter“