Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat wird gebeten so schnell wie möglich eine konzeptionelle Planung für die Neugestaltung des Altenzentrums Sudetenstrasse 24 und einen Personalentwicklungsplan vorzulegen. Damit soll sowohl für die derzeitigen Bewohner, wie auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Marburger Altenhilfe in der Sudetenstrasse eine gute Perspektive entwickelt werden. Die Planungen sollen in engem Zusammenhang mit der Belegung und Gestaltung des Alten- und Pflegeheimes der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH in Cölbe erfolgen. Das vorgelegte Konzept soll gemeinsam mit dem Heimbeirat, dem Betriebsrat, Bürgerinnen und Bürger des Richtsbergs, dem Ortsbeirat und Fachleuten beraten werden.

Folgende Aspekte soll das Konzept berücksichtigen:

-          Es soll wesentlich um die quartiersbezogene Versorgung älterer Menschen am Richtsberg gehen, im Rahmen eines gemeinschaftlichen, generationsübergreifenden Wohnens.

-          Im Gebäude Sudetenstraße 24 soll der Vorschlag des Kuratoriums Deutsche Altershilfe „Wohnen mit Hilfe und Ausblick“ umgesetzt werden.

-          Dabei sollen auch die Bedürfnisse älterer Menschen mit Migrationshintergrund berücksichtig werden, entsprechend dem Konzept einer „kultursensiblen Altenhilfe“.

-          In den unteren Geschossen sollen stationäre Pflegeplätze geschaffen werden, darunter auch Angebote für an Demenz erkrankte Menschen, die dem Hausgemeinschaftskonzept entsprechen.

-          Dort soll auch die Anlauf- und Beratungsstelle der ambulanten Pflege und sonstiger Altenhilfeangebote für das Quartier eingerichtet werden .

-          In mindestens vier der oberen Geschosse des Gebäudes sollen Wohnungen für Studierende, ‚normale’ Mieter und für „Betreutes Wohnen“ geschaffen werden. Die Mietpreise sollen sozial verträglich sein.

-          Es soll geprüft werden, ob auf dem Dach ein Dachcafe für die Bewohner des Hauses und des Richtsbergs eingerichtet werden kann.

-          Für die Neugestaltung der Einrichtung am Richtsberg sollen Modellfördermittel eingeworben werden.

-          Für diese bauliche und inhaltliche Neuorientierung der Marburger Altenhilfe auf dem Richtsberg ist ein Personalentwicklungsplan im Zusammenhang mit dem neuen Haus in Cölbe unabdingbar, der die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner wie auch des Personals berücksichtigt und ausreichende und gezielte Angebote der Fort- und Weiterbildung enthält.

Begründung:

Das vorliegende KDA-Gutachten hat einen Weg aufgezeigt, wie eine an den Bedürfnissen und den Lebensbedingungen älteren Marburgerinnen und Marburger orientierte Versorgungsstruktur auch bei Pflegebedürftigkeit möglich ist. Auch die Umfragen in denn Stadtteilen haben ergeben: Ältere Menschen wollen länger in ihren eigenen vier Wänden und in ihrem Quartier leben.

Mit der Umgestaltung des Altenhilfezentrums am Richtsberg werden nicht nur quartiersorientierte Hausgemeinschaften für pflegebedürftige Bewohnerinnen und Bewohnern des Richtsbergs möglich. Mit einem Hilfesysteme, das im Stadtteil verankert ist, kann die Gemeinschaft verstärkt und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Betroffenen am ehesten entsprochen werden. Die Neugestaltung der Altenhilfe am Richtsberg bietet auch die Chance, zukünftig die Seniorinnen und Senioren des Stadtteils quartiersbezogen und bedarfsgerecht zu beraten und mit vielfältigen ambulanten Leistungen zu versorgen, die auch dem Bedarf der älteren Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft entsprechen. Der weitere Ausbau des ambulanten Hilfeangebotes ist vor allem aus deshalb wichtig, weil Menschen länger in ihren eigenen Wohnungen leben wollen. Dazu bedarf es allerdings verstärkter Anstrengungen, um die Wohnungen barrierefrei, barrierearm und altengerechter umzugestalten.

Gleichzeitig kann auch dem dringenden Bedarf an Wohnungen z.B. für Studierende durch die Schaffung von neuen Wohnungen entsprochen werden, auch eine Gemeinschaftsstärkende Maßnahme.

Der Umbau der Sudetenstraße 24 am Richtsberg ist deshalb eine besondere Chance, weil hier die Pflege in Wohngruppen, gemeinschaftliches Wohnen, betreutes Wohnen, Anlaufstelle und Beratung, und ganz ‚normales’ Wohnen unter einem Dach möglicht wird, und die Krönung mit einem Dachcafe eine neue Attraktion des Richtsbergs sein könnte.

Die Tatsache, dass der Neubau des Alten- und Pflegeheimes der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH in Cölbe gerade fertig gestellt wurde, macht es dringlich, die Planung für die Umgestaltung des Hauses in der Sudetenstrasse zügig in den Zusammenhang mit der Belegung und personellen Ausstattung dieses Hauses zu stellen.

Dr. Christa Perabo                                                                      Ulrich Severin

Marion Messik                                                                                    Johanna Seelig

Dietmar Göttling                                                                      Kirsten Dinnebier