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Ratsinformation

ALLRIS - Vorlage

Bericht - VO/5903/2017-1

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

 

Der Magistrat wird gebeten, den nachstehenden Bericht zur Kenntnis zu nehmen und die schriftliche Berichterstattung an die Antrag stellende Fraktion sowie mündliche Ergänzung im Ausschuss für Soziales, Jugend & Gleichstellung zu beschließen.

 

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Sachverhalt

Sachverhalt:

 

  1. Wie viele MarburgerInnen ab 65 Jahre sind pflegebedürftig, wie viele davon bedürfen stationärer Pflege und wie viele werden ambulant versorgt - im Verhältnis zur Altersgruppe ohne Pflegebedarf?

 

Die spezifischen, erfragten Daten nach dem Merkmal der „Pflegebedürftigkeit“ werden nicht erhoben, so dass hierüber keine Auskunft erteilt werden kann. Ebenso wenig liegen spezifische Daten für den Bereich der Universitätsstadt Marburg vor.

 

Das Hessische Statistische Landesamt erhebt von den Gesetzlichen Pflegekassen im Rahmen der turnusmäßig alle zwei Jahre stattfindenden Pflegestatistik[1] Daten über deren Leistungsbezieherinnen und Leistungsbezieher. Auf der Grundlage der letzten Erhebung vom 15.12.2015 ergibt sich für den Landkreis Marburg-Biedenkopf einschließlich der Universitätsstadt Marburg folgendes Bild:

 

Insgesamt bezogen 10.094 Menschen im Landkreis Marburg-Biedenkopf Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung. Davon erhielten 5.342 Personen Pflegegeld, die mit dieser Leistung ihren pflegerischen Bedarf in der Häuslichkeit selbst sicherstellten. 2.627 Menschen bezogen eine Leistung der Gesetzlichen Pflegeversicherung und stellten hierdurch ihren pflegerischen Bedarf mit Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst in der Häuslichkeit sicher und 2.125 Menschen nahmen eine stationäre Leistung in Anspruch. Von den 2.125 Menschen, die eine stationäre Leistung in Anspruch genommen haben, befanden sich nach statistischen Angaben 99 Personen in nur vorübergehender stationärer Unterbringung, wie z.B. Kurzzeit- oder Verhinderungspflege.

 

Von der Gesamtzahl der Personen mit Pflegeeinstufung (10.094) lag bei insgesamt 4.293 Personen eine erhebliche Einschränkung der Alltagskompetenz vor. Demgegenüber wurden Leistungen bei erheblicher Einschränkung der Alltagskompetenz ohne Pflegeeinstufung an 635 Leistungsbezieherinnen und Leistungsbezieher erbracht.

 

Zum Vergleich bilden wir nachfolgend die Hessischen Eckdaten der Pflegestatistik 2015[2] ab:

 

 

 

  1. Welche zentralen Ergebnisse und Wirkungen haben die bisher in den Stadtteilen    bei älteren Menschen durchgeführten Befragungen zum guten Älterwerden erbracht und wie viele Personen haben daran teilgenommen?
  2. Inwieweit soll / kann die Umsetzung der Ergebnisse und Vorschläge der Umfrage für ein gutes Leben im Quartier durch die aktive Mitwirkung der BewohnerInnen erfolgen und wie unterstützt die städtische Politik sie dabei durch Moderation, Beratung und Qualifikation für Nachbarschafts- Freizeit- und Beteiligungsprojekte? 

Die wichtigsten Ergebnisse der Befragungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Die befragten Älteren möchten grundsätzlich, auch bei steigendem Hilfe- oder Pflegebedarf in der eigenen Wohnung bzw. Umgebung verbleiben.
  • Nicht-pflegerischer Hilfebedarf wird hauptsächlich in den Bereichen Haushalt, Gartenpflege, handwerkliche Hilfen und Fahrdienste gesehen.
  • Infrastruktureller Handlungsbedarf im Stadtteil wird v.a. bei Einkaufsmöglichkeiten, Nahverkehr, Gesundheitsversorgung, Gastronomie sowie Kultur formuliert.
  • Gewünscht werden dezentral Beratung und Information zu alternsspezifischen Themen.
  • Ebenso besteht bei vielen Älteren der Wunsch nach (alternsgerechten) Angeboten für Begegnung und Freizeitgestaltung.

 

Neben der Formulierung der o. g. Bedarfe zeigen die Befragungen zugleich, dass sich viele Menschen für ihr Umfeld engagieren möchten und sich für neue Wege des gemeinschaftlichen Wohnens interessieren.

 

Befragungen in den Stadtteilen und was sich daraus entwickelt hat

 

So haben sich die Befragungen (gemäß des Stadtverordnetenbeschlusses VO/0381/2009) zu einem zentralen Impuls der Marburger Altenplanung entwickelt. Neben der ursprünglich angezielten Datenbasis für eine qualifizierte Altenplanung stellen sie ein wertvolles dezentrales Aktivierungsinstrument dar. Ergebnisse und Prozesse fließen zugleich in weitere Programme der Stadtgestaltung und -entwicklung wie IKEK – kommunales Entwicklungskonzept, ISEK – integriertes Stadtentwicklungskonzept/ Soziale Stadt u.a. ein.

 

In den Stadtteilen mit Befragungen wird ‚Gutes Älterwerden im Stadtteil‘ zum wichtigen Thema und zur gemeinschaftlichen Aufgabe, oft bereits beginnend mit den öffentlichen Vorstellungen der Umfrageergebnisse, bei welchen die Teilnehmenden erste Initiativen entwickeln. Die Befragungen und Vorstellung der Ergebnisse in öffentlichen Veranstaltungen führen dazu, dass sich Bürgerinnen und Bürger zusammenschließen, um sich aktiv für die Gestaltung wichtiger Lebensgrundlagen und Bedingungen im Stadtteil zu engagieren und einzusetzen, nicht allein für Menschen in der zweiten Lebenshälfte.

 

Ältere wirken besonders häufig an neuen Angeboten örtlicher Begegnung und Daseinsvorsorge mit bzw. bringen sich fordernd und fördernd in die lokale Stadt(teil)politik ein.

 

Ohne mögliche Hilfe- oder Pflegebedarfe zu negieren und zu missachten zeigt sich so, dass ältere Menschen bis weit in ihre 80er Jahre oft eher „Nettogeber/innen“ als Bedürftige sind (weniger als 50% der 90+-Jährigen sind pflegebedürftig), eine wichtige gesellschaftliche Kraft und Ressource.

 

Initiativen und Vereine, die aus den Befragungen entstanden sind

 

Angestoßen durch die Befragungen haben engagierte Bürger/innen folgende Gruppen und Initiativen zur partizipativen Umsetzung der Ergebnisse und Vorschläge entwickelt:

  • „Aktive Bürger/innen Cappel“ (ABC) e.V. mit derzeit 14 verschiedenen regelmäßigen Angeboten (vom Bürgercafé und Mittagstisch über Kreativ-, Bewegungs- und PC-Gruppen bis hin zu musischen Angeboten),
  • AK Aktives Allnatal mit vergleichbaren Angeboten plus Bücherbörse und Spaziergehgruppe – mit der Besonderheit sehr enger Zusammenarbeit dreier Außenstadtteile,
  • Initiative „Leben in unserem Viertel“, ebenfalls bezirksübergreifend (Glaskopf/Hansenhaus/Südbahnhof) mit monatlich stattfindenden Themennachmittagen (z. B. Tanzcafé, Brot backen, u.v.m.) sowie wöchentlichen Stadtteil-Spaziergängen zur Förderung der Nachbarschaft,
  • AK Gut Älterwerden in Elnhausen, der unter Einbezug örtlicher Vereine ein monatliches Begegnungscafé organisiert und Weiteres für die westlichen Stadtteile plant,
  • Initiativen „Gut Älterwerden“ in Ginseldorf sowie der Marbach (mangels Begleitungskapazität derzeit nicht aktiv),
  • die Gruppe in Schröck bietet mit dem Förderverein „Hingilskoots Scheune“ u.a. einen regelmäßig stattfindenden Mittagstisch an für Gäste aus Schröck und Moischt
  • der AK „Gut älter werden in Ockershausen“ bietet ein vielfältiges Angebot: Erzählcafé, Kulturkreis, Generationen-Wanderkarte, themenspezifische Rundgänge u.v.m.
  • Stadtteilnetz Richtsberg, das u. a. Begegnung im Wohnumfeld fördert und gemeinsam mit „Richtsberg-Expert*innen die Broschüre „Angebote für Senior*innen am Richtsberg“ erarbeitet hat 
  • sowie die Seniorenkonferenz Ortenberg etc.

 

Hinzu kommen die Weiterentwicklungen und Kooperationen bestehender Seniorengruppen bzw. -clubs, Nachbarschaftshilfen und Besuchsdienste, gemeinsame Projekte mit den Gemeinweseninitiativen, Broschüren und örtliche Wegweiser bzw. Angebotszusammenstellungen etc.

 

Eindrücklich illustriert eine neue Broschüre der Altenplanung und Freiwilligenagentur die Wirkung der Befragungen: Gut Älterwerden in Marburg – Gemeinsam.Gut.Gestalten.[3]

 

Qualifizierung, Austausch, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit

 

Die Umsetzung der Ergebnisse und Vorschläge der Umfragen für ein gutes Leben im Quartier sind allein durch die aktive Mitwirkung der Bewohner*innen realisierbar. Insgesamt tragen die Aktivitäten der Freiwilligen, der Ortsbeiräte, Initiativen, Stadtteil- und Kirchengemeinden, der Altenplanung und Freiwilligenagentur dazu bei, „Gut Älterwerden in Marburg“ in einem gemeinsamen Beteiligungsprozess zu gestalten. Altenplanung und Freiwilligenagentur sind Ansprechpartnerinnen für die Initiativen in den Stadtteilen, nehmen an lokalen Austauschtreffen teil und unterstützen die Prozesse vor Ort kontinuierlich.

 

Ebenfalls angestoßen durch die Befragungen und zur Förderung der Umsetzungsprozesse entwickeln Altenplanung sowie Freiwilligenagentur seit 2011 regelmäßig ein Austausch-, Begegnungs- und Qualifizierungsprogramm mit jährlich zwei bis drei kleineren und einer großen öffentlichen Veranstaltung. Themen waren Rechtsfragen, Öffentlichkeitsarbeit, Gewinnung Freiwilliger, Bewegungsförderung, Ideenschmiede für 50+-Projekte u.v.m.

 

Die Großveranstaltungen dienen der Würdigung des Engagements der aktiven Bürger*innen, der Information der Öffentlichkeit über die beeindruckenden Aktivitäten der Engagierten und zugleich der Anregung und Motivation für weitere Schritte und Projekte. Sie finden in wechselnden Formaten statt, u.a. dem alle drei Jahren stattfinden Marktplatz der Marburger Nachbarschafts- und Beteiligungsprojekte, Empfängen des Oberbürgermeisters oder kurzweiligen Vorträgen und Beiträgen (auch der Engagierten selbst).

 

Mehr als 1.500 Bürger/innen haben an den Befragungen teilgenommen

 

Die Befragungen tragen mit ihren Entwicklungs- und Gestaltungsprozessen wesentlich zur Umsetzung zentraler Forderungen der Konzepte I und II zur Marburger Altenplanung (2008 und 2009), der „Leitlinien zur Zukunft von Wohnen und Pflege im Alter in Marburg“ (VO/0382/2008), der „Eckpunkte einer zukunftweisenden Marburger Alternssozialpolitik“ (VO/3737/2015) sowie zum in Arbeit befindlichen „Konzept III kommunaler Altenplanung der Universitätsstadt Marburg“ (VO/4443/2015) bei - auf dem Weg zu einer alternssensiblen und -gerechten Stadt in Vielfalt.

 

Neben den durch die Ortsbeiräte verantworteten Befragungen (in Bauerbach, Cyriaxweimar, Cappel, Elnhausen, Ginseldorf, Haddamshausen, Hermershausen, Marbach, Michelbach (Pilotbefragung), Moischt, Ockershausen, Richtsberg, Schröck und Wehrshausen) erfolgten zudem Umfragen in Kooperation mit Stadtteilgemeinden bzw. Gemeinwesenprojekten

(Afföller, Badestube, Glaskopf, Hansenhaus, Südviertel/-stadtgemeinde, Waldtal und Zahlbach). Bei diesen Befragungen Älterer haben insgesamt mehr als 1.500 Marburgerinnen und Marburger teilgenommen. Hinzu kommen jene, die ergänzend im Rahmen des Kooperationskonzeptes mit dem FB 19 der Marburger Uni - Geografie (Humangeografie) im Sommersemester 2013 befragt wurden (Bortshausen, Dagobertshausen, Dilschhausen, Gisselberg, (Moischt), Ronhausen, Wehrda und Wehrshausen).

 

  1. Wie kann in diesem Zusammenhang erklärt werden, dass die bisher eigenständige Stabsstelle Altenplanung nun dem Fachdienst Arbeit, Soziales und Wohnen, also einem Bereich hoheitlicher Leistungsgewährung für Menschen mit finanziellem bzw. altersbedingtem Hilfebedarf, untergeordnet wurde – ohne Erhalt der bisherigen direkten Austauschmöglichkeit der Stabsstelle mit dem Sozialdezernat bzw. dem Magistrat

Im Fachbereich Arbeit, Soziales & Wohnen sind neben den gesetzlichen Pflichtaufgaben hoheitlicher Leistungsgewährung die in der Universitätsstadt Marburg geleisteten freiwilligen Aufgaben für die Bereiche der Senioren, Menschen mit Behinderungen, Armutsbekämpfungen (z.B. Stadtpass), Arbeitsförderung, Wohnungslosigkeit oder Obdachlosigkeit verortet.

 

Darüber hinaus sind in den beschriebenen Strukturen die Sozialberichterstattung und die Sozialplanung positioniert.

 

Mit Einbindung der bisherigen Stabstelle Altenplanung als Fachdienst 17 in die etablierten Strukturen des Fachbereichs Arbeit, Soziales & Wohnen werden die Inhalte und die Aufgaben aufgewertet und wirkungsvoller verbunden sowie die Bedeutung und der Stellenwert der politischen Arbeit in besonderer Weise hervorgehoben. Die Seniorenarbeit, die Funktion des Seniorenbeirats, der Allgemeine Soziale Dienst in Form der Altenhilfe, die Sozialplanung und die Gestaltung des BIP (Beratungszentrum mit Integriertem Pflegestützpunkt) werden enger zusammengeführt und bilden dadurch einen Schwerpunkt zukünftiger Sozialpolitik. Übergreifende Lenkungsgruppen beim Oberbürgermeister im Kontext Kooperativer Sozialplanung und der Umsetzung Soziale Stadt verstärken diesen Effekt und dienen dazu, bisherige Doppelungen zu korrigieren.      

 

Die bisherige Organisation als eine Stabstelle zur Beratung des Oberbürgermeisters war nicht mehr zeitgemäß, da die inzwischen wahrgenommenen Aufgaben durch ihre Zunahme und Entwicklung der Aufwertung in einen eigenen Fachdienst angemessen sind. In der bestehenden Dezernatsstruktur ist der Zugang der Fachdienstleitung zum Oberbürgermeister in seiner Funktion als Sozialdezernent garantiert.

 

 

 

 

 

 

Dr. Thomas Spies

Oberbürgermeister

der Universitätsstadt Marburg

 

 


[1] https://statistik.hessen.de/zahlen-fakten/soziales-gesundheit-bildung-kultur-recht/gesundheitswesen/gesundheit ; Leistungsempfänger/-innen aus der Pflegeversicherung am 15. Dezember 2015

[3] https://www.marburg.de/portal/seiten/dokumentationen-praesentationen-fotos-900000931-23001.html

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Finanz. Auswirkung

Finanzielle Auswirkungen: keine

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