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Ratsinformation

ALLRIS - Vorlage

Antrag aller Fraktionen und Magistrat - VO/1769/2010

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, zu beschließen:

 

Zum Gedenken an das Leben und Wirken von Jürgen Markus (12.09.1957 – 05.02.2010) stiftet die Universitätsstadt Marburg den „Jürgen-Markus-Preis: Marburg-barrierefrei“. Der mit 20.000 EUR dotierte Preis soll alle 2 Jahre vergeben werden für Maßnahmen, Initiativen und Projekte in der Universitätsstadt Marburg, die

·         zum Abbau von Barrieren in Straßen und Häusern,

·         zum Aufbau des freien Zugangs zu sozialem Leben und Kultur und

·         zur Teilhabe und Inklusion von Menschen mit und ohne Behinderungen

führen.

 

Über die Vergabe des Preises entscheidet ein Kuratorium, dessen Zusammensetzung und Geschäftsordnung der Magistrat im Benehmen mit allen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung bestimmt.

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Sachverhalt

Begründung:

 

Jürgen Markus, 1957 in Bad Driburg geboren, war Ende der 70er Jahre zum Studium nach Marburg gekommen. Im Februar 1982 hatte er sich durch einen Unfall beim Sport Dies der Philipps-Universität eine irreparable Verletzung im Halswirbelbereich zugezogen. Nach einem mehrmonatigen Klinikaufenthalt kam er – querschnittgelähmt – zurück nach Marburg. Seine neue Lebenssituation stellte ihn vor ungeahnte Herausforderungen in seinen elementarsten Lebensbereichen, für die es insbesondere in der damaligen Zeit kaum spezifische Hilfestellungen und Lösungen gab. So war persönliche Assistenz in einem selbst gewählten Wohn- und Lebensumfeld weitgehend unbekannt und barrierefreier Wohnraum nicht verfügbar. In den Städten gab es allgemein keine für die Mobilität von körperbehinderten Menschen unabdingbar notwendige Vorkehrungen, wie etwa abgesenkte Bordsteine, abgeflachtes Kopfsteinpflaster, stufenlose Zugänge zu Gebäuden oder behindertengerechter ÖPNV.

 

Mit diesen Bedingungen konnte und wollte sich Jürgen Markus nicht abfinden und so begann für ihn sein „zweites Leben“, wie er seine neue Lebenssituation selbst beschrieb, mit dem Kampf für ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderungen, die – wie er – auf eine weitreichende alltägliche Unterstützung, barrierefreien Wohnraum und ein barrierefreies Gemeinwesen angewiesen waren. Er erkannte, dass für einen verlässlichen Alltag institutionalisierte und rechtlich anerkannte Unterstützungsstrukturen notwendig waren, so dass er sich in der damaligen „Krüppelinitiative Marburg“ (KRIM) und im gerade gegründeten „Verein zur Förderung der Integration Behinderter“ (fib e.V.) engagierte. Den fib e.V., heute größter Anbieter ambulanter Assistenzen für Menschen mit Behinderungen in der Region, hat er über viele Jahre als Vorsitzender maßgeblich geprägt.

 

Kommunalpolitisch engagierte sich Jürgen Markus von 1998 bis 2007 als Stadtverordneter in der BÜNDNIS 90 / Die Grünen-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung der Universitätsstadt Marburg. Neben seiner Tätigkeit im Bauausschuss hat er dort den Behindertenbeirat mit initiiert und sich auch dort lange Jahre für die Belange von Menschen mit Behinderungen eingesetzt. Im Rahmen dieser ehrenamtlichen Aktivitäten hat er sich stark für den Ausbau einer behindertengerechten kommunalen Infrastruktur in der Universitätsstadt Marburg eingesetzt, deren Ergebnisse heute im Straßen- und Wohnungsbau, bei der Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude, im ÖPNV oder beim Angebot sozialer Dienstleistungen allgegenwärtig und somit zum Standard geworden sind.

 

Jürgen Markus hat mit seiner Klugheit und seinem Weitblick viele Menschen inspiriert, durch seine Gelassenheit, Zielstrebigkeit und Geduld beeindruckt, über seine Sachlichkeit und sein ausgleichendes Wirken geeint, dank seiner respektvollen Haltung motiviert und für ein aktives Engagement gewonnen. Er war allen ein Vorbild und zeigte, wie es möglich ist, mit einer schweren Beeinträchtigung selbstbestimmt mitten in der Gesellschaft zu leben.

 

Der „Jürgen-Markus-Preis: Marburg barrierefrei“ soll daher jene auszeichnen, die seinem gelebten Anspruch und unbeirrtem Streben folgen, das gesellschaftliche Zusammenleben menschlicher und offener zu gestalten. Der Preis soll die Bürgerinnen und Bürger der Universitätsstadt Marburg dazu anregen, sich für die Verbesserung der Lebenssituation in ihrer Stadt einzusetzen, so wie Jürgen Markus es selbst Zeit seines Lebens getan hat. Der Preis soll beispielhaftes und engagiertes Wirken belohnen und anerkennen, die Durchführung von Vorhaben finanziell unterstützen, zu neuen Ideen anregen, Kreativität fördern und dieses Wirken öffentlich bekannt machen.

 

Ausgezeichnet werden sollen Maßnahmen, Projekte und Initiativen, die

·         nachhaltig dazu beitragen, dass die Universitätsstadt Marburg hinsichtlich ihrer Gebäude, ihrer Verkehrs- und Erschließungsflächen sowie ihrer gesamten Infrastruktur sowohl im öffentlichen als auch privaten Bereich barrierefrei, für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich und nutzbar sind (hierzu zählen beispielsweise Maßnahmen zur besseren Erschließung von städtischen und privaten Begegnungsstätten, Gaststätten, Bürger- und Gemeinschaftshäusern, Vereins- und Versammlungsräumen, Kinos, Theater, Konzerträumen, etc.),

·         die Chancen zur uneingeschränkten Teilhabe behinderter Menschen in allen Lebensbereichen (Kinder- und Jugendeinrichtungen, Schule, Arbeit und Beschäftigung, etc.) eröffnen,

 

·         die soziale und kulturelle Inklusion von Menschen mit und ohne Behinderung auf kreative Weise voranbringen.

 

Die Stiftung des Preises soll mit dazu beitragen, die Universitätsstadt Marburg als soziale Stadt zu präsentieren und weiter zu entwickeln, in der behinderte Menschen so weit als möglich selbstbestimmt leben und arbeiten können. Hierfür steht in vorbildlicher Weise Jürgen Markus, der mit seinem eigenen Leben gezeigt hat, dass Veränderungen für ein barrierefreies Leben in vielen Bereichen notwendig, aber auch möglich sind. Zur Unterstützung entsprechender vielfältiger Aktivitäten für ein barrierefreies Marburg, aber auch zum Gedenken an einen bemerkenswerten Menschen, soll der „Jürgen-Markus-Preis: Marburg barrierefrei“ gestiftet werden.

 

Das Nähere hierzu regelt der Magistrat im Benehmen mit den in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen, indem er ein Kuratorium einsetzt, das über die Vergabe des Preises entscheidet.

 

 

 

 

 

Egon Vaupel                                                        Dr. Franz Kahle                            Dr. Kerstin Weinbach

Oberbürgermeister                                          Bürgermeister                                          Stadträtin

 

                            Ausdruck vom: 27.12.2010

                            Seite: 2/2

 

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