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Ratsinformation

ALLRIS - Vorlage

Kenntnisnahme - VO/0781/2022

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung nimmt den Abschlussbericht „Machbarkeitsstudie zur Einrichtung von Mikro-Hubs in der Universitätsstadt Marburg“ zur Kenntnis.

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Sachverhalt

Im Dezember 2020 hat die Universitätsstadt Marburg die beiden Beratungsunternehmen PB Consult und Urban Logistics Solutions mit der Durchführung einer Machbarkeitsstudie zu Mikro-Hubs beauftragt. Untersuchungsgegenstand war die Frage, ob kleine innerstädtische Umschlaglager für Kurier-, Express- und Paketsendungen in Verbindung mit dem Einsatz von Lastenrädern für die sogenannte „letzte Meile“ bis zum*r Empfänger*in zu einer verkehrlichen Entlastung führen und umsetzbar sind. Die Ergebnisse liegen nun vor: Mikro-Hubs führen in Marburg zu keiner verkehrlichen Entlastung und somit auch nicht zu geringeren Emissionen. Zum einen ist das Paket-Sendungsaufkommen zu gering; zum anderen führt der geringe Ersetzungsgrad durch Lastenräder zu keiner Entlastung im Verkehr.

Die Kosten der Machbarkeitsstudie wurden zu 70 % gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Sie wurde zudem in enger Abstimmung mit MoVe 35 erstellt und galt als vorgezogenes Projekt zur Auslotung der Umsetzungschancen im Bereich Urbane Logistik/Wirtschaftsverkehr.

Bei einem Mikro-Hub handelt es sich um einen zusätzlichen Umschlagpunkt, bei dem die Verkehre der Kurier-, Express- und Paket-Logistik (KEP) auf der letzten Meile ein weiteres Mal gebrochen und für die Feinverteilung bis zum Sendungsziel (Haushalte, Institutionen) auf kleine emissionsarme Fahrzeuge wie z.B. Lastenräder umgeschlagen werden. Somit könnte das Mikro-Hub-Konzept einen Betrag zur verkehrlichen Entlastung sowie zur Einsparung lokaler Treibhausgasemissionen leisten. Immer mehr andere Städte arbeiten mit derartigen Konzepten.

Im Green-City-Plan von 2018 wurden die verschiedenen Konzepte zur Organisation der urbanen Logistik für Marburg verglichen. Dabei wurde der Einrichtung von Mikro-Hubs die größten Erfolgschancen zugemessen. Die Auslieferungen der Kurier-, Express- Paketdienstleister in großen, raumbeanspruchenden Fahrzeugen sind nicht nur in den engen Gassen der Oberstadt ein Hindernis und schmälern die dortige Aufenthaltsqualität. Auch in den übrigen Teilen der Innenstadt ist dies so; dort kommt hinzu, dass häufig für die Auslieferung in der 2. Reihe oder auf Rad- und Gehwegen geparkt wird, was die Verkehrssicherheit bedrohen kann.

In die Machbarkeitsstudie wurden sowohl die führenden Anbieter der KEP-Branche mit eingebunden als auch ein breit angelegter Teilnehmer*innenkreis in die projektbegleitende Lenkungsgruppe mit einbezogen. Hierzu zählten unter anderem Vertreter*innen des lokalen Einzelhandels, Branchenverbände, die IHK, Ortsvorsteher*innen, das Stadtmarketing und Teile der Verwaltung.

In der Machbarkeitsstudie wurde eine geographische Potentialanalyse und eine Sendungsstrukturanalyse der KEP-Dienstleister vorgenommen (s. Anlage). Aus der Überlagerung der einzelnen Untersuchungsbestandteile wurden geographisch konkrete Standort-Szenarien für ein Mikro-Hub abgeleitet.

Der Vergleich des Ist-Szenarios (reine Transportertouren) mit dem Soll-Szenario (Kombination aus Transportern und Lastenrädern) ergab, dass die bisher für Marburg eingesetzten 37 Transporter (zwischen 3,5 und 7,5t-Lkw) nur ein geringes Potenzial aufweisen, durch Lastenräder ersetzt zu werden. Im Soll-Szenario können über alle KEP-Dienstleister hinweg nur 6-8 Lastenräder für entsprechend lastenradfähige Sendungen eingesetzt werden, wobei ca. 32-33 Transporter weiterhin in das Stadtgebiet einfahren. Die Umstellung erfordert jedoch auch noch zwischen 1-4 zusätzliche Transportfahrzeuge, die die Waren von den Sortierzentren der KEP-Dienstleister zu dem Mikro-Hub anliefern. Der geringe Ersetzungsgrad und die geringe Anzahl an Lastenräder pro KEP-Dienstleister führt auch in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu keinem positiven Ergebnis. Auf Grund der sehr geringen Effekte mit Blick auf die Transportleistung und den damit einhergehenden fehlenden ökologischen Effekten ist daher ein Mikro-Hub Konzept in der Stadt Marburg für ein reines Zustellkonzept der KEP-Branche nicht nachhaltig.

Nach Ermittlung dieses Zwischenergebnisses wurde der Fokus der Machbarkeitsstudie dahingehend erweitert, dass neben dem klassischen Zustellkonzept eine integrierte Abhollogistik für den lokalen Einzelhandel untersucht wurde. Die Einbeziehung der Abholung in die Analyse war ein großer Bedarf, der aus der Lenkungsgruppe geäußert wurde. Hintergrund: Immer mehr Einzelhandelsgeschäfte betreiben nicht nur einen Präsenzhandel, sondern versenden auch telefonisch oder online bestellte Waren mit Paketen an ihre Kund*innen. In dieser erweiterten Analyse wurde der Fokus von einem reinen Mikro-Hub-System auf die Einbeziehung von logistischen Mehrwertdiensten (Paketshop, Paketbox am Mikro-Hub, Einsatz eines lokalen Logistikdienstleisters) verlegt.

Hierfür wurde im Juni/Juli 2021 ein gezielter Workshop mit Vertreter*innen des lokalen Einzelhandels und daran anknüpfend eine breit angelegte Umfrage unter 200 lokalen Einzelhändler*innen durchgeführt. Über die Befragung der Einzelhändler*innen konnten die Möglichkeiten, Bedarfe und die Höhe des Sendungsaufkommens (Zustellung und Abholung) quantifiziert werden.

Nahezu über alle Handelssegmente hinweg (Buchhandel, Handwerk, Textil- und Bekleidungshandel, Schreibwaren usw.) besteht in größerem oder kleinerem Umfang ein Interesse an logistischen Mehrwertdiensten. Diese bezogen sich auf Abholung der Sendungen außerhalb der regulären Lieferzeiten, CO2 freie Belieferung, schnelleren Versand (Same- und Next-Day), zusätzliche Lagerflächen in einem Mikro-Hub oder gebündelte und terminierte Abholung der Sendungen von einem lokalen Logistikdienstleister (LDL).

Die Befragung ergab auch, dass das Paketaufkommen der abzuholenden Pakete bei 250 Paketen am Tag liegt, wovon 144 Pakete von einem LDL abgeholt werden könnten (weil keine Kühlketten, kein Same- oder Next-Day-Versand). 124 davon wären geeignet, von einem Lastenrad abgeholt zu werden.

Als zu große Hürde für die Entwicklung eines Abholkonzeptes stellte sich neben der geringen Gesamtmenge an Paketen auch die Sendungsstruktur der Einzelhändler*innen heraus: 88% dieses Paketaufkommens, welches über einen LDL abgewickelt werden könnten, werden von nur vier Marburger Einzelhändler*innen erzeugt.

Sowohl das ermittelte Paketaufkommen als auch die Konzentration des Paketaufkommens auf vier Einzelhändler*innen führen dazu, dass ein Abholkonzept mit lokalem Logistikdienstleister weder verkehrs- noch umweltschutzbezogen sinnvoll ist. Daraus folgt, dass Mikro-Hubs auch unter Einbeziehung der Abholverkehre vom Handel aus keine (oder nur sehr geringe) Vorteile für Marburg bringen.

In der Machbarkeitsstudie wurden weiterhin Ansatzpunkte für eine modifizierte Konzeptentwicklung herausgearbeitet. Dabei bietet vor allem die Kooperationsbereitschaft der Händler*innen untereinander die Chance zur Einführung eines selbstorganisierten Abholkonzeptes. Darüber hinaus wurde von einem der großen KEP-Dienstleister Interesse geäußert, sich an innovativen Lösungen zu beteiligen. Diese Bereitschaft könnte genutzt werden, um eine erste Pilotierung umzusetzen und somit eine Leuchtturmwirkung für die Branche zu initiieren und eine Sogwirkung auf weitere Einzelhändler*innen auszuüben. Darüber hinaus bieten Paketshop- bzw. Paketbox-Konzepte eine Chance, Verkehre zu bündeln und zeitlich zu entzerren.

Die Empfehlungen für die Entwicklung eines entsprechenden Pilotprojekts werden im Spätsommer dieses Jahres von FD 15 aufgegriffen. Die genauen Eckpunkte werden derzeit zwischen dem Gutachterbüro sowie der Verwaltung abgestimmt. 

 

Thomas Spies

Oberbürgermeister

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Finanz. Auswirkung

 

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Anlagen

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