Der Magistrat wird damit beauftragt eine Fachtagung möglichst im Jahr 2023 zum Thema „Queerkompetenz“ in Marburg für die Verwaltung, sowie für interessierte Bürger*innen, auszurichten.

Dazu soll über die Bedürfnisse und Anliegen queerer Menschen, wie die Notwendigkeit selbstdefinierter Räume, aufgeklärt werden und Begrifflichkeiten (z.B. queer, trans*, nichtbinär und co) sowie queersensible Sprache vermittelt werden. Durch die Vorstellung bestehender queerer Angebote, soll ein Überblick über das Engagement im queeren Bereich in Marburg geschaffen werden, aber es soll auch durch Vorstellung neuer Projekte und Initiativen im deutschsprachigen Raum (wie zum Beispiel SCHLAU), die Möglichkeit gegeben werden zu vernetzen und Infrastrukturen weiter auszubauen. Ganz besonders bieten sich hier Themenblöcke wie „trans* sein im Alltag“ und Intersektionalität an.

Initiativen sollen möglichst von den in diesem Bereich (ggf. ehrenamtlich) tätigen Personen vorgestellt werden.

Queer sein – also zum Beispiel lesbisch, schwul, trans* oder bisexuell sein - war lange Zeit ein Schimpfwort und ist es für viele Menschen auch heute noch. Queeres Leben spielte sich im Verborgenen ab und war mit Scham und Angst behaftet. Queere Menschen werden wegen ihrer queeren Identität diskriminiert. Die Regenbogenflaggen und lauten CSD-Umzüge im Juni, dem sogenannten Pride month, entspringen nicht etwa einer modernen Feierlaune, sondern sind ein lebendiges Mahnmal für queere Identität und Liebe. Und für die Diskriminierung und Verfolgung dieser, für die in Konzentrationslagern ermordeten, durch AIDS verlorenen und durch die physischen und psychischen Folgen von Hasskriminalität misshandelten und verstorbenen Kämpfer*innen und Liebenden, die queeren Menschen heutzutage den Weg in die Sichtbarkeit erkämpft haben.

Stolz („pride“) anstatt Scham. Bunt sein, anstatt unsichtbar sein. Und über Diskriminierung sprechen, anstatt zu schweigen, ist das Motto.

Queere Menschen haben einander gefunden und sich Räume geschaffen, wo offen queer sein möglich geworden ist. Doch es fehlt vielerorts an Sprachrohren und Berührungspunkten zwischen queeren Menschen und dem öffentlichen Dienst. Bei der Namensänderung oder beim Kontrollieren der Ausweise als Anomalie und, wenn man Glück hat, zumindest als Sonderregelung behandelt zu werden, Fragen wie „wo ist denn der Vater des Kindes?“, falsche Pronomen bis hin zu offener Diskriminierung sind nur ein Teil der Schwierigkeiten mit denen queere Menschen Tag für Tag zu kämpfen haben. Aber es sind auch Schwierigkeiten, gegen die Weiterbildung und Sensibilisierung Abhilfe leisten können. Berührungsängste abzubauen, sensible Sprache und Queerkompetenz zu vermitteln und Engagement sichtbar zu machen, sind notwendig um Angebote und Zuständigkeiten des öffentlichen Dienstes zugänglich für alle zu machen und als Stadt klar Stellung gegen Queerfeindlichkeit zu beziehen.

Mit dem Thema „Queerkompetenz“ gilt es, notwendige Veränderungen anzustoßen und queeren Menschen den Weg zu Teilhabe, Gleichberechtigung und Sichtbarkeit weiter zu ebnen.

Mariele Sofi Diehl Katharina Rink Erika Lotz-Halilovic

Maik Schöniger Madelaine Stahl Liban Abdirahman Farah