Der Magistrat wird gebeten, das städtische Beschaffungswesen auf eine nachhaltige Beschaffung nach Cradle to Cradle (C2C) umzustellen.

Zur Sensibilisierung, zum Erfahrungsaustausch und zur Implementierung können auch Workshops für die Mitarbeiter*innen mit externen Expert*innen angeboten werden.

 

Im deutschen öffentlichen Beschaffungswesen liegt ein gewaltiger Hebel, um ressourcen- und klimaschonender zu wirtschaften. Allein im öffentlichen Sektor der BRD wird von einem Gesamtinvestitionsvolumen zwischen 260 und 480 Mrd. € pro Jahr ausgegangen, wobei etwa 50-60 % dieser Summe durch die Kommunen verantwortet wird.[1]

Cradle to Cradle (von der Wiege zur Wiege) ist ein Konzept der Kreislaufwirtschaft. Die Idee ist im Wesentlichen folgende: Produkte, die heute hergestellt werden, sollen als Ressource für künftige (andere) dienen, damit Materialien im Kreislauf verbleiben. Der heute noch übliche Produktionsprozess hingegen, muss eher linear verstanden werden: Ressourcen werden aufgewendet, um etwas zu produzieren, das am Ende des Lebenszyklus unter weiterem Ressourcenaufwand entsorgt wird.

Die Cradle to Cradle NGO hat einen Leitfaden entwickelt, der es Kommunen ermöglicht, sich im Beschaffungssektor nachhaltiger aufzustellen.[2] Kommunen mit Vorbildcharakter, die bereits den Weg der nachhaltigen Beschaffung gehen, sind u. a. die Städte Ludwigsburg[3] und Dortmund.[4]

Zur Unterstützung der Implementierung der neuen Beschaffungs-Strategie kann bei Bedarf auf lokale Expertise und die Erfahrungen anderer Kommunen zurückgegriffen werden. Einzelne Marburger Initiativen haben Bereitschaft signalisiert, bei Bedarf unterstützend tätig zu sein.

Mit einer nach C2C-Grundsätzen ausgerichteten Beschaffung werden zum einen öffentliche Mittel in Strukturen und Unternehmen gelenkt, die sich in Verantwortung vor Ökologie und sozialer Verantwortung engagieren. Dadurch können unter anderem auch regionale Akteur*innen profitieren, wodurch die lokale Wirtschaft gestärkt werden kann. Zum anderen spart man durch ein nachhaltiges Beschaffungswesen oftmals auch Geld, denn der reine Anschaffungspreis macht häufig lediglich einen Bruchteil der Gesamtlebenszykluskosten von Produkten aus. Durch Nachhaltigkeit im Beschaffungsverhalten der öffentlichen Hand wird also ein erheblicher Beitrag zur Stärkung nachhaltiger Strukturen in Verantwortung vor den nächsten Generationen geleistet und verantwortungsvoll mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln umgegangen.

 

 

Maik Schöniger Dr. Elke Neuwohner  Steffen Rink

Jana Ullrich Marion Messik Gerald Weidemann

 

 

Quellen:

[1] Carolin Becher, Nachhaltige öffentliche Beschaffung: Erfolgsfaktoren für die Umsetzung auf kommunaler Ebene in Nordrhein-Westfalen, IZNE Working Paper Series, No. 17/1, https://www.econstor.eu/handle/10419/233364, letzter Aufruf: 17.03.2023.

[2] Cradle to Cradle NGO, Umdenken für einen zukunftsfähigen kommunalen Einkauf: Leitfaden für eine strategische Beschaffung nach Cradle to Cradle, https://c2c-beschaffung.org, letzter Aufruf: 17.03.2023.

[3] Stadt Ludwigsburg, Ludwigsburger Klimabündnis zur nachhaltigen Beschaffung, 01.06.2021, https://www.ludwigsburg.de/start/leben+in+ludwigsburg/unternehmensnetzwerk.html, letzter Aufruf: 17.03.2023.

[4] Stadt Dortmund, Faire Beschaffung, https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/internationales/buero_fuer_internationale_beziehungen/dortmund_und_nachhaltige_entwicklung/fairerhandeleinewelt/faire_beschaffung/index.html, letzter Aufruf: 17.03.2023.