Von der Beratung zur Arbeitssituation bis hin zur Fachberatung bei Gewalterfahrungen: Beratungsstellen sind da, wenn Menschen konkrete Unterstützung und Begleitung brauchen. Doch nicht alle Menschen können Beratungsstellen gleich gut nutzen. Denn der Zugang zu Aufklärung, Unterstützung und Beratung ist für viele Menschen mit einer Behinderung stark erschwert. Häufig gibt es Barrieren in der Verständigung, bei der Zugänglichkeit und in der Kontaktaufnahme. Manchmal werden Personen mit einer Behinderung mit ihren Interessen und Wünschen nicht ernst genommen.
„Insbesondere Frauen und Mädchen mit Behinderung haben ohne eine zusätzliche Unterstützung oft keinen Zugang zu Beratungsstellen. Und dass, obwohl fast jede zweite Frau mit Behinderung von Gewalt betroffen ist. Eine Beratung muss daher nicht nur inklusiv angeboten werden, sondern auch geschlechtersensibel erfolgen“, erklärt Stadträtin Kirsten Dinnebier.
Darum hat das Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung der Stadt Marburg zusammen mit einer Unterarbeitsgruppe des Arbeitskreises „Frauen und Behinderung“ einen Leitfaden „Inklusiv und geschlechtersensibel beraten“ und ein Prüfverfahren entwickelt. „Damit wollen wir Beratungsstellen ganz konkret dabei unterstützen, ihre Beratung schrittweise inklusiv und geschlechtersensibel zu erweitern. Und gleichzeitig für Ratsuchende sichtbar machen, dass die Beratungsstelle sich dazu weiter qualifiziert hat“, erläutert Dr. Christine Amend-Wegmann, die das städtische Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung leitet.
Auf einer Auftaktveranstaltung am 13. Juli 2023 von 10.00 Uhr bis 12.30 Uhr (verschoben, siehe oben) im Historischen Rathaussaal, Rathaus Markt 1, werden der Leitfaden und das Prüfverfahren sowie der Ablauf der Pilotphase ab September 2023 erläutert. Interessierte Beratungsstellen können sich ab sofort dafür beim Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung unter gleichberechtigungsreferat@marburg-stadt.de oder Tel. 06421/201-1377 anmelden. Bitte sagen Sie uns bei der Anmeldung, ob Sie eine Dolmetschung in Deutsche Gebärdensprache oder anderweitige Hilfe für die Teilnahme benötigen.
Das Projekt greift Handlungsempfehlungen aus der Studie zur Lebenssituation und Teilhabe von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigungen auf, die von der Evangelischen Hochschule Darmstadt in Kooperation mit der Stadt Marburg durchgeführt wurde. Vertreterinnen des Frauennotrufs Marburg e.V., des Hessischen Koordinationsbüros für Frauen mit Behinderung im Paritätischen Wohlfahrtsverband Hessen, der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) Marburg-Biedenkopf, des Vereines zur Förderung der Inklusion behinderter Menschen fib e.V., der AG Freizeit e.V. und Mitarbeiterinnen des Referats für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung arbeiten an dem Projekt. „Mit der Expertise dieser Fachleute können wir die Zugänglichkeit von Beratungsstellen für alle Menschen in Marburg, insbesondere für Frauen und Mädchen mit Behinderung schrittweise und nachhaltig verbessern. Ich lade alle Beratungsstellen herzlich ein, sich an diesem Prozess zu beteiligen“, so Stadträtin Dinnebier.