Seiteninhalt
Hexenturm am Marburger Schloss© Thomas Hankel
Hexenglaube und Hexenverfolgung
Die Universitätsstadt Marburg möchte an die Opfer der Hexenverfolgung im Raum Marburg erinnern und sie im Jahr 2020 mit einem Gedenksymbol rehabilitieren. Dies geht auf einen Magistratsbeschluss im März vergangenen Jahres zurück, der auf Antrag von SPD, B90/Die Grünen, Marburger Linke und BfM zustande kam. An dem Erinnerungsprozess sollen, Kirchen, Universität und die Stadtgesellschaft beteiligt werden.
Die „Themenjahre“ der Universitätsstadt Marburg waren bislang eher positiven Ereignissen, berühmten Persönlichkeiten und erfolgreichen Aspekten ihrer Geschichte gewidmet. Die andere Seite der Medaille Erinnerungskultur: Betroffenheit und ernste Aufarbeitung blieben meist Einzelprojekten und regelmäßigen Gedenkfeierlichkeiten überlassen.
2020 will die Stadt erstmals ein ganzes Jahr hindurch in zahlreichen Veranstaltungen sehr verschiedener Akteure und Institutionen einen Themenschwerpunkt setzen, der nicht zu denen gehört, derer man sich rühmen kann. Auch in Marburg wurden, vor allem im 17. Jahrhundert, Frauen, Männer und sogar Kinder wegen eines Vergehens gefoltert und ermordet, das es gar nicht gab – und dessen juristische Verfolgung wir heute als unselige Mischung von Hysterie und Tyrannei betrachten: wegen Hexerei.
Alles, was man in vorwissenschaftlicher Zeit nicht erklären konnte, schrieb man dem Einfluss von Mächten jenseits der sichtbaren Welt zu. Deshalb hielt man z. B. auch das Wissen um die Heil- und Schadenskräfte von Pflanzen für eine Art von Zauberei, die u. a. die transzendentalen Macht- und Segensansprüche der Religion in Frage stellte.
Die verschiedenen Aspekte von Hexenglauben und Hexenverfolgung in unserer Stadt sollen 2020 in mehreren gesonderten Ausstellungen beleuchtet, in zahlreichen Vorträgen und einer wissenschaftlichen Tagung hinterfragt, in Lesungen, Führungen und Schauspielen dargestellt und auch in kreativer Weise durch Kunst, Konzert und Film sowie diversen Beteiligungsformaten im Stadtraum erinnert werden. Dabei werden aber auch die Wandlungen thematisiert, denen das Bild der Hexe vom 19. Jahrhundert bis heute in Märchen, Volkskultur, aber z. B. auch durch den Feminismus, also sozial- und rezeptionsgeschichtlich unterzogen wurde.
Zudem sollen unsere ehemaligen Mitbürger*innen, die das auswegloseste Unrecht erfahren haben, das es gibt, nämlich ein systematisches Unrecht, durch ein Gedenksymbol in der Universitätsstadt Marburg eine späte Rehabilitation erfahren.
Die Universitätsstadt Marburg lädt zur Beteiligung am Themenjahr ein.
Ansprechpartner/in
Frau Ruth Fischer | |
FachdienstleitungAmt / Bereich Fachdienst 41 - Kultur (Leitung) Stadtverwaltung, Zimmer 246 // 2. OG Gerhard-Jahn-Platz 1 35037 Marburg Telefon: 06421 201-4101 E-Mail: kultur@marburg-stadt.deE-Mail: Ruth.Fischer@marburg-stadt.de |