© Stadt Marburg, i. A. Heiko Krause
Das „Landesbewohner_innentreffen“ hat inzwischen eine gute Tradition“, sagte Jürgen Eufinger, 1. Vorsitzender des Vereins LAG Soziale Brennpunkte Hessen. Jedes Jahr finde es in an einem anderen Ort statt, in dem ein Stadtteil vorangebracht werden soll. „Die Stadt Marburg ist dabei sehr engagiert. Die Bürgerinnen und Bürger bringen sich ein, das sehen wir hier“, lobte er. Um auch junge Menschen für Beteiligung und Stadtteilentwicklung zu begeistern, gab es erstmals ein gesondertes Angebot für Jugendliche ab zwölf Jahren.
„Alle reden von Bürgerbeteiligung“, sagte Oberbürgermeister Spies, „aber das funktioniert nur gut, wenn sich auch wirklich alle beteiligen und ihre eigenen Erfahrungen einbringen können“. Der Stadtteil müsse mit den Menschen so entwickelt werden, „wie sie ihre persönliche Umgebung haben wollen“, so Spies. Das geplante Nachbarschaftszentrum sei dafür ein vielversprechendes Projekt.
Bürgermeister Kahle verwies darauf, dass Samstag auch der „Tag der Städtebauförderung“ war. Die Soziale Stadt sei ursprünglich auch ein reines Städtebauprogramm gewesen. „Es ist aber schnell bemerkt worden, dass das nicht reicht, sondern auch die Menschen mitgenommen werden müssen, denn die müssen mit dem Herzen dabei sein“, so würden Fehlinvestitionen vermieden.
Jürgen Kaiser, Projektkoordinator für die Soziale Stadt in Marburg, berichtete, dass im Waldtal etwa 2400 Menschen, darunter 1000 Studierende, leben. 2014, zuvor hatte bereits der Richtsberg profitiert, sei der Stadtteil zusammen mit dem Stadtwald im Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen worden. „Die bauliche soziale Infrastruktur ist sehr wichtig“, so Kaiser, der die Wohnumfeldgestaltung und Wegebeziehungen in die Stadt hervorhob.
Auf die sozialen Begleitprogramme neben den Investitionen ging Peter Schmittdiel vom Fachdienst Zentrale Jugendhilfedienste der Stadt ein. So unterstützt der Europäische Sozialfond seit 2015 über die Programme „Jugend stärken im Quartier“ (JUSTiQ) für Zwölf- bis 26-Jährige und „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“ (BIWAQ) arbeitsmarktpolitische Projekte.
Der AKSB feiere in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag, berichtete Geschäftsführerin Christina Hey. Aus diesem Anlass sei die LAG angefragt worden, ob das „Landesbewohner_innentreffen“ zum Jubiläum im Waldtal stattfinden kann. „Die Soziale Stadt ist ein langer Prozess, aber die Leute hier bringen sich ein und haben ein sehr großes Interesse an ihrem Stadtteil.“
Davon konnten sich alle Teilnehmenden im Anschluss an die Begrüßung bei einem Stadtteilspaziergang selbst ein Bild machen. Besucht wurden Standorte von Beteiligungsmöglichkeiten im Waldtal, darunter eine Werkstatt für Jugendliche im Keller eines Hauses, die auf Initiative von Bewohnerinnen und Bewohner mit Unterstützung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau eingerichtet wurde, und ein Freisitz, für den Waldtälerinnen und Waldtäler Platten verlegten hatten. „Projekte, bei denen Bürgerinnen und Bürger aktiv mitwirken, wirken nachhaltiger“, so Hey. Und aufgrund positiver Beispiele persönlichen Engagements wollten auch immer mehr ihr eigenes Umfeld positiv umgestalten.
Nach einem Mittagsimbiss lud ein „Markt der Möglichkeiten“ noch dazu ein, erfolgreiche Beteiligungsprojekte anderer hessischer Städte und Stadtteile kennenzulernen. Vorgestellt wurden Konzepte aus Darmstadt, Gießen und Fulda.