Allerdings verband nicht nur Marburgs Stadtoberhaupt mit der Verabschiedung die Hoffnung, dass etwas vom bisherigen Hausmeister bleibt: im Rathaus auch künftig ein „Schira-Geist“ umgehe. „Ein solches Maß an freundlicher Heiterkeit, mit dem Sie den Menschen begegnen, das ist einfach außergewöhnlich“, dankte Spies dem 66-Jährigen. Nicht von Montag bis Freitag, sondern sieben Tage die Woche rund um die Uhr war er immer da, habe das Rathaus „gelebt“. „Und wenn man ihm dankt, nennt er stets diejenigen, die für den Erfolg mitverantwortlich sind“, hob Spies die Kollegialität des Rathaus-Hausmeisters hervor.
Zumindest bis Ende Mai können alle Schira-Fans noch hoffen, ihn im Rathaus anzutreffen. Denn als Honorarkraft arbeitet er derzeit seinen Nachfolger ein. „Er wird fitgemacht - solange bleibe ich“, versprach Schira gewohnt humorvoll bei der Feier im Rathaussaal und hatte die sympathischen Lacher auf seiner Seite.
OB Spies: „Maß an freundlicher Heiterkeit ist außergewöhnlich“
Für 15 Gebäude hatte Hans Schira bei seinem Dienstantritt am 1. Juli 1991 die Verantwortung übernommen, am Ende waren es immerhin noch zehn - und eine Liegenschaft war das nicht gerade kleine Rathaus der Universitätsstadt. Schira kümmerte sich dabei nicht nur um Reparaturen und um die Instandhaltung der Gebäude, sondern war auch bei den Veranstaltungen auf dem Markt der immer freundliche und helfende „Mann für alles“.
„Das Rathaus ohne Hans Schira ist eigentlich kaum vorstellbar“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei der Verabschiedung. „Er gehört seit 27 Jahren zum Rathaus, lebt hier, ist jeden Tag gut gelaunt und heißt uns alle mit einem Lächeln oder einem flotten Spruch willkommen“, betonte Spies. „Das Rathaus war nicht nur mein Arbeitsplatz, sondern auch mein zu Hause“, versicherte am Mittwoch auch Hans Schira. Selbstverständlich sei da der Abschied nicht leicht. Aber auch sein neues Motto gab er in der Dankesrede gerne bekannt: „Alt werden, jung bleiben.“
Voller Energie und guter Laune sei Hans Schira immer der Mann gewesen, „von dem man weiß, er kommt und hilft“, bedankte sich auch Personalratsvorsitzender Steffen Kloske. Vieles, was anstand, erledigte Schira selbst, war darüber hinaus Ansprechpartner für alle Handwerker, die im Rathaus zum Einsatz kamen. „Ich kenne das Rathaus mit jedem Winkel und jeder Leitung, vom Keller bis hoch zur Rathausuhr“, sagt der gelernte Stahlbauschlosser, der sich sogar beigebracht hat, wie das Uhrwerk funktioniert - damit er es notfalls wieder in Gang bringen kann.
© Stadt Marburg, Sabine Preisler
Eingestellt wurde Schira 1991 noch vom damaligen Oberbürgermeister Dr. Hanno Drechsler persönlich. Danach arbeitete er für drei weitere Oberbürgermeister: Dietrich Möller, Egon Vaupel und Dr. Thomas Spies. „Mit allen bin ich sehr gut ausgekommen, sie alle hatten immer ein offenes Ohr für mich“, so der 66-Jährige, der für seine offene Art im ganzen Rathaus geschätzt wird.
Seinen großen Aufgabenbereich habe er nur mit Hilfe seines Teams und den Mitarbeitern der Werkstatt ausfüllen können, betont Schira zugleich. Und durch seinen unermüdlichen Arbeitseinsatz: Denn Hans Schira hat sogar in dem Gebäude, in dem sich der Stadtverordnetensitzungssaal befindet, gewohnt.
Dazu passt es, dass er nicht nur die Technik für die Sitzungen bereitstellte, sondern die Stadtverordneten auch noch regelmäßig mit selbstgemachtem Kartoffelsalat bewirtete. Dafür hatten diese ihm in der letzten Parlamentssitzung mit stehendem Applaus gedankt, sagt der Hausmeister mit einiger Rührung. Und für Sitzungen stand der Rathaus-Hausmeister als Garant dafür, dass Mikrofone, Kabel und Beamer genauso vorbereitet waren wie eine gute Tasse Kaffee.
Im Rahmen seiner Tätigkeit traf Schira etliche „Promis“, wie Oskar Lafontaine oder Frank-Walter Steinmeier. Besonders gut erinnert er sich an seine Begegnung mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, für den er extra einen Stuhl verbreitern musste - der nicht gerade zierliche Politiker passte in die normalen Stühle nicht hinein. Mindestens genauso gefreut hat sich Schira über Treffen mit Schlagerstars wie Chris Roberts, der auf dem Marktplatz auftrat, oder mit Regisseur Til Schweiger bei Dreharbeiten am und im Rathaus. Am Herzen lagen ihm aber auch die vielen Kinder, für die er gerne Führungen durch das Rathaus angeboten hat. Der frisch gebackene Rentner, freut sich nach der Einarbeitung des Nachfolgers darauf, den Ruhestand in der Nähe einer seiner zwei Söhne in Anzefahr verbringen zu können.
Vorher gab es am Mittwoch im Rathaus mit dem Lied „Arrivederci Hans“ und dem T-Shirt „Gott schuf alle Menschen gleich. Aber nur die allerbesten durften Hausmeister werden“, das Dr. Nicole Pöttgen als Fachbereichsleiterin Zentrale Dienste für alle Beschäftigten überreichte, allerdings noch jede Menge Aufmerksamkeiten und Zeit in Erinnerungen zu schwelgen - mit Augenzwinkern, wofür Hans Schira spätestens bei einem kleinen Rückblick auf die Zusammenarbeit mit allen Oberbürgermeistern sorgte.