© Freya Altmüller, i.A.d. Stadt Marburg
„Wir ehren mit diesem Preis einen Verein, der großen Wert auf das Zusammenwirken der Kulturen und Religionen legt und damit einen tollen Beitrag zum Kulturleben und dem gemeinsamen Miteinander leistet“, lobte der OB den preistragenden Verein, der sich seit 2013 ehrenamtlich engagiert. „Dieses Handeln passt gut zu Christian Meineke, der sich als Integrationsbeauftragter der Universitätsstadt für das friedliche Zusammenleben aller Kulturen eingesetzt und ehrenamtliches Engagement auf vielfältige Weise unterstützt und gefördert hat“, sagte Spies. Er überreichte den Scheck in Höhe von 1500 Euro an Brigitte Knobl, zweite Vorsitzende des „Deutsch-Schwedischen Freundschaftsvereins Marburg“. Sie betonte, der Preis gelte auch dem im vergangenen Jahr verstorbenen Lothar Hofmann, „Vereinsgründer, Ideengeber und langjähriger Vorsitzender“. Er habe das Motto des Vereins, „Alle gehören dazu“, geprägt. Sie hob hervor, dass auch die anderen Bewerber die Auszeichnung für ihr Engagement ebenso verdient hätten.
Der Preis, dessen Name an den 2016 verstorbenen Integrationsbeauftragten der Stadt erinnern soll, wurde nun zum dritten Mal verliehen. Der Christian-Meineke-Preis soll ein Dankeschön an die Aktiven und Engagierten in der Stadt Marburg für ihren gemeinnützigen Einsatz für die Stadtgesellschaft und gleichzeitig Motivation für deren weitere Arbeit sein. „Die Bewerbungen waren wieder beeindruckend und haben deutlich gemacht, dass sich viele Menschen ehrenamtlich und sehr engagiert für das friedliche, gesellschaftliche und kulturelle Zusammenleben in Marburg einsetzen“, freute sich der OB.
Den Preisträger ermittelte eine achtköpfige Jury: Monika Bunk von „Gemeinsam – Marburger Gemeinschaft für Jüdisch-Muslimischen Dialog“, Sylvie Cloutier, Vorsitzende des Ausländerbeirates, Bilal El-Zayat von der Islamischen Gemeinde Marburg, Wolfgang Engler, Fachdienstleitung Migration- und Flüchtlingshilfe, Pia Gattinger vom Verein „Bewohnernetzwerk für Soziale Fragen“ (BSF), Susanne Hofmann vom Verein „Vielfalt Marburg“, Said Shatout vom Islamischen Kulturverein „Hadara“ und Tang Xiaotian, ehrenamtliche Integrationsbeauftragte der Stadt.
Durchgesetzt hat sich der „Deutsch-Schwedische Freundschaftsverein Marburg“, der seit 2013 unter dem Motto „Alle gehören dazu“ für eine interkulturelle, internationale, integrative und inklusive Ausrichtung in Marburg aktiv ist. Laut Jurybegründung gelingt es den Vereinsmitgliedern mit ihrer Arbeit, viele Menschen und auch andere Vereine und Initiativen zusammenzubringen, unabhängig von kultureller oder sozialer Herkunft. Der Verein veranstaltet das Luciafest nach schwedischer Tradition zur Wintersommerwende. In Marburg geschieht dies international mit Teilnehmenden, etwa aus Afrika, Asien und Saudi-Arabien. 2019 war die Lichterkönigin eine Rollstuhlfahrerin, die den Zug anführte. Das Mittsommerfest, das unter anderem im Botanischen Garten jährlich stattfindet, wird mit dem Flechten von Blumenkränzen und dem Tanz um die Mitsommerstange gefeiert. Der Verein unterstützt außerdem mit zahlreichen Aktionen das Spendenprojekt „Pippi of Today“, worüber Frauen und Mädchen, die auf der Flucht sind, eine Unterstützung erfahren sollen.
© Freya Altmüller, i.A.d. Stadt Marburg 2020 stand für den Verein dann ganz im Zeichen der Autorin Astrid Lindgren und ihrer starken Mädchenfigur Pippi Langstrumpf. Viele Lesungen und Workshops, sowohl in Schwedisch als auch in anderen Sprachen, machten die Figur für Kinder und Erwachsene wieder lebendig. Pippi Langstrumpf war auch im vergangenen Jahr beim Weltfrauentag im Cineplex-Kino mit einem bunten Mitmach-Programm vertreten. Mit dem Märchen Sonnau, einer Geschichte über Verlust und Ängste besonders für geflüchtete Menschen, sprach der Verein in Lesungen mit Geflüchteten ihre besondere Situation an. Gelesen und gespielt wurde es gemeinsam mit Menschen mit Migrationshintergrund.
In diesem Jahr lag der Schwerpunkt bei einem internationalen Leseprojekt und dem Aufbau einer internationalen Bibliothek. Nun kann Astrid Lindgren in den Sprachen Arabisch, Chinesisch, Dari, Deutsch, Englisch, Finnisch, Griechisch, Pashto, Persisch, Polnisch und Schwedisch gelesen werden. Dafür wurden viele Menschen mit ihrer Muttersprache in die Gestaltung einbezogen. Bücher fördern die psychische Widerstandskraft sowie Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu meistern, und stärken Menschen im selbstbewussten Handeln. In Zukunft will der Verein weiter unter dem Motto „Die Welt braucht eine Pippi-Perspektive“ dazu beitragen, dass es möglich ist, stark zu sein, ohne die eigene Macht zu missbrauchen.
Der Preis wurde im Rahmen des Festes zur Einweihung des Turms der Marburger Moschee verliehen – „der absolut passende Anlass für diese Preisverleihung“, betonte OB Spies. „Die Islamische Gemeinde hat bei St. Jost mit dem Turm ein weiteres Zeichen gesetzt, damit die deutsche Moschee als kulturelles Zentrum in der Universitätsstadt für die Stadtgesellschaft sichtbar und zugänglich wird“, so Spies dazu. Der Tag sei ein Zeichen dafür, dass ein friedliches Miteinander der Religionen möglich sei. Das werde durch die Teilnahme vieler Marburger*innen und zahlreicher Vertreter*innen anderer Religionsgemeinschaften unterstrichen, die gemeinsam mit den muslimischen Mitbürger*innen die Einweihung feiern. Die Möglichkeit zum Diskurs und unterschiedliche Auffassungen seien wichtig, so das Stadtoberhaupt, aber jede*r solle seinen Glauben nach eigenen Wünschen leben können. Da mische sich der Staat auch nicht ein, sondern garantiere und schütze die Religionsfreiheit: „Und darüber wollen wir in Marburg keinen Zweifel aufkommen lassen.“