© Nadja Schwarzwäller, i. A. d. Stadt Marburg
In Marburg habe es eine lange Tradition, dass sich die Universitätsstadt als weltoffenen und internationalen Ort verstehe, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei seiner Begrüßung im Rathaus. Seit Jahrhunderten gehöre es dazu, dass Menschen aus aller Welt nach Marburg kommen, um zu studieren und zu forschen. Genauso gehöre es aber dazu, dass die meisten der Student*innen und Wissenschaftler*innen die Stadt wieder verlassen. Wenn es dann aber Menschen gebe, die sich entscheiden, zu bleiben, dann sage das viel über die Stadt aus – „und es ist ein großes Kompliment“, so OB Spies. Insgesamt haben zwischen September 2018 und August 2019 genau 155 Marburger*innen, darunter 21 Kinder, die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Sie haben ihre Wurzeln in den USA und Großbritannien, im Jemen, in Syrien, im Kaukasus, in Peru oder an der Elfenbeinküste. Von ihnen waren rund 40 zu der Feier ins Rathaus gekommen.
Das Stadtoberhaupt bedankte sich dafür, dass sich die neuen Staatsbürger*innen entschieden haben, zu bleiben und es ihnen eine Anstrengung wert gewesen sei, die deutsche Sprache zu beherrschen und sich in diesem Land zurechtzufinden. „Wir glauben, dass alle, die sich dazu entscheiden, nicht nur ein Gewinn sind, sondern auch eine Auszeichnung aussprechen“. Die Vielfältigkeit sei ein Reichtum für die Stadt und die Gesellschaft.
© Nadja Schwarzwäller i.A.d. Stadt Marburg
„Ich hoffe, ein Grund für Ihre Entscheidung war, dass Sie wissen, wie willkommen Sie in Marburg sind“, sagte der Oberbürgermeister. Die Universitätsstadt habe eine klare Haltung. Und die sei umso wichtiger angesichts der Tatsache, dass aktuell Menschen, die Vielfältigkeit nicht kennen und zu schätzen wissen und das „unter sich Bleiben“ propagieren, wieder beunruhigenden Zulauf erhalten.
Auch die Vorsitzende des Ausländerbeirats, Goarik Gareyan-Petrosyan, begrüßte die neu Eingebürgerten mit einer Ansprache. Bei einigen habe es mehr als zwanzig Jahre gedauert, dass sie ihren deutschen Pass nun erhalten haben – „in einer globalisierten Welt so lange zu warten, ist nicht angebracht“, sagte Gareyan-Petrosyan. „Wenn dies in der kommunalen Zuständigkeit läge, wären die Zusagen längst erteilt gewesen.“ Sie kritisierte, dass Menschen das Leben in ihrer Kommune im Alltag mitgestalten, aber gleichzeitig kein Recht haben zu wählen. An die neuen deutschen Staatsbürger*innen appellierte sie, nun auch von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen; das sei eine Verpflichtung. „Mit unserer Stimme können wir vieles verbessern in unserem Land“, betonte die gebürtige Armenierin. Und auch wenn der Ausländerbeirat für die neu Eingebürgerten nicht mehr zuständig sei, könnten sie sich in Zukunft aber als Mitglieder im Gremium engagieren und ihre Erfahrungen einbringen.
Alle neu Eingebürgerten, die sich zum Empfang angemeldet hatten, wurden persönlich von OB Spies und Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk begrüßt und bekamen eine Orchidee und das Buch über „Marburger Berühmtheiten“ überreicht. Die Kinder, die im vergangenen Jahr den deutschen Pass erhielten, durften sich außerdem über einen Gutschein freuen. Für sie war während des Empfangs eine Betreuung organisiert. Für den musikalischen Rahmen sorgte Clara Pilgrim, Schülerin der Musikschule, am Piano.