© Heiko Krause i. A. der Universitätsstadt Marburg
„Kommune bewegt Welt“ ist ein Wettbewerb von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, durchgeführt von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt. Die Preisverleihung erfolgte bereits in Köln. Am Freitag wurde die besondere Auszeichnung im Historischen Saal des Marburger Rathauses noch einmal gefeiert.
Bürgermeister Dr. Franz Kahle betonte in seiner Begrüßung, dass Marburg dank vieler Initiativen bereits einen sehr guten Ruf genieße. Mehrere Auszeichnungen habe die Universitätsstadt deshalb bereits erhalten. Mit der jetzigen hohen Auszeichnung habe er überhaupt nicht gerechnet "und als es in Köln verkündet wurde, dass wir den ersten Preis erhalten, war ich umso mehr hocherfreut", so der Bürgermeister.
Der bundesweite Preis wurde zum zweiten Mal vergeben und würdigt herausragende Beispiele „einer Zusammenarbeit von Kommunen, migrantischen Organisationen und von Eine-Welt-Akteurinnen und -Akteuren“. Kevin Borchers von Engagement Global, der die Entscheidung der Jury begründete, erläuterte, dass der Gedanke einer fairen Welt im Vordergrund stehe. Dabei gehe es darum, dass die Kommune Gruppen vor Ort bei ihrer Arbeit in diesem Sinne unterstützt. "Kommune bedeutet hier nicht nur die Politik, sondern die ganze Stadtgesellschaft".
Die Universitätsstadt Marburg hatte bereits an der Erstauflage 2014 des Wettbewerbs teilgenommen und die Anregung mitgenommen, die Handlungsfelder Integrations- und Entwicklungspolitik zu verknüpfen. In Kooperation mit der Initiative Solidarische Welt und dem Verein Pachamama Connexion nahm die Stadt 2016 mit ausgewählten Projekten erneut an dem Wettbewerb teil.
"Egal welcher Wettbewerb ausgerichtet wird, irgendwann gewinnt Marburg ihn", lobte Borchers und nannte als Beispiel "Hauptstadt des fairen Handels." Und die jetzige Bewerbung habe genau dem Ziel entsprochen bei "interkultureller Entwicklung die Kompetenzen von Migrantinnen und Migranten als gleichberechtigter Partner einzubeziehen. In der Breite, wie in Marburg, ist das wirklich selten", lobte Borchers.
© Heiko Krause i. A. der Universitätsstadt Marburg
Angesichts der Preisverleihung, so sagte Kahle, habe er "ganz unbescheiden realisiert, wie viele Organisationen in Marburg sich damit beschäftigen, den Gedanken einer fairen Welt wirklich zu leben". Als herausragendes Beispiel nannte Kahle den Elisabeth-Kaffee. Mit ihm sichert die Universitätsstadt die Bildungsarbeit des Weltladens und ihres wichtigsten Entwicklungsprojekts.
Marburg zeichnet sich grundsätzlich durch eine aktive Integrationspolitik mit öffentlicher Wertschätzung der Akteure und durch ihre Einbeziehung in städtische Kommunikations- und Entscheidungsprozesse sowie durch Beteiligung von Organisationen der Zivilgesellschaft im Feld der Entwicklungspolitik aus. Die Zusammenarbeit mit der Frauenorganisation Alproma aus Honduras und der Kleinbauern-Kooperative Sanjukta Vikas aus Indien bei der Produktion und Vermarktung des fairen Bio-Stadtkaffees und -Tees ist ein soziales und ökologisches Leuchtturmprojekt. "Als Stadt bieten wir die Plattform, die die verschiedenen Initiativen zusammenbringt", hob Bürgermeister Kahle hervor.
Der Verein Pachamama Connexion ist laut Aussage seiner Vorsitzenden Maria Alejandra Tascón ein ausgewähltes Beispiel der Vernetzung von Migration und Entwicklung. Mit seinem Projekt „Leben ist Lernen" fördert er den gleichberechtigten interkulturellen Dialog zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland und schafft gleichzeitig die Basis für die Entfaltung der Zusammenarbeit mit Organisationen in Lateinamerika. "es ist eine Bildungsinitiative der anderen Art", erläuterte Tascón. Der Verein setzt sich mit der globalen Problematik auseinander, indem er beispielsweise die Situation der Geflüchteten in Europa und weltweit sowie die sozio-ökologische Krise betrachtet. Konkret unterstützt er das in Bolivien und Ecuador entstandene Konzept „Buen Vivir", um Alternativen für ein „Gutes Leben“ kulturübergreifend zu entfalten.
Adji Gaye von der Stabsstelle Integration der Stadt berichtete abschließend darüber, wie das Preisgeld verwendet werden soll. Die Hälfte werden die an der Bewerbung beteiligte Initiative Solidarische Welt und der Verein Pachamama Connexion erhalten. Über die andere Hälfte hätten sich Vertreter mehrerer Initiativen, Vereine und Organisationen eingehend Gedanken gemacht und entschieden, dass 2.000 Euro für eine vereinsübergreifende Veranstaltung verwendet werden. Die restlichen 8.000 Euro fließen in entwicklungspolitische Projekte. Konkret erhalten der Senegal-Verein, unter anderem für ein Straßenkinderprojekt, und der Afrikanische Studierendenverein, der beispielsweise Afrika-Kulturtage in Marburg veranstalten möchte, jeweils 3.000 Euro. 1.000 Euro erhalten Terra Tech und die Initiative Afghanisches Hilfswerk.