Marburg ist eine besondere Stadt mit einer besonderen Topographie: begrenzte Tallage, umschlossen von Hügeln, teilweise Bebauung auf den Bergen, größtenteils jedoch im Tal. Das sorgt auch für besondere Herausforderungen – etwa für den Wohnungsbau, für neue Gewerbeflächen und für die Verkehrsplanung. „Wollten wir reine Batteriebusse auf die Lahnberge fahren lassen, müssten wir uns entscheiden, ob die Heizung läuft oder Menschen mitfahren. Beides ginge nicht mit einer vertretbaren Batteriegröße“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.
Die Lösung: Batterie-Oberleitungs-Busse (BOB). Im Tal und auf den Lahnbergen fahren die Busse rein batteriebetrieben – für den Weg hinauf gibt es eine Oberleitung, über die der Bus während der Fahrt geladen werden kann. Wie genau BOB in Marburg funktionieren kann, was es dafür braucht, welche Kosten anfallen und wie die Umsetzung aussehen soll – das wurde bereits in einer umfangreichen Machbarkeitsstudie untersucht, die auch vom Bundesverkehrsministerium finanziert wurde. Nun geht es daran, die Grundlagen für ein Genehmigungsverfahren zur Umsetzung von BOB zu schaffen: Die Stadt Marburg und die Stadtwerke Marburg starten das Planfeststellungsverfahren. Dafür gibt es erneut eine großzügige finanzielle Unterstützung aus Berlin.
Das Projekt „Planungs- und Untersuchungsleistungen zur Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens zur Umstellung ausgewählter Buslinien auf einen Betrieb mit Batterie-Oberleitungsbussen (Hybrid-Oberleitungsbusse) in der Universitätsstadt Marburg“ wird im Rahmen der Umsetzung der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung (MKS) mit insgesamt 1.519.750 Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Die Fördermaßnahme wird von der NOW GmbH koordiniert.
„Wir bedanken uns für diese großzügige Unterstützung bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und seinen Mitarbeiter*innen und hoffen, dass sie das Projekt auch in Zukunft weiter unterstützen“, so Marburgs OB Spies. Nach den nun startenden konkreten Planungen geht es dann darum, die Ladeinfrastruktur, die E-Busflotte und den „digitalisierten“ Betriebshof zu finanzieren. „Ein großes Dankeschön auch an den Bundestagsabgeordneten Sören Bartol, der sich für die Unterstützung unseres BOBs eingesetzt hat. Das Projekt wird sicherlich auch Leuchtturmcharakter für andere Städte haben – denn wir alle stehen vor den Herausforderungen der Verkehrswende, die wir schaffen müssen, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen.“
Bartol hatte Spies und einer Marburger Delegation im Juli 2020 zwei Mal ein persönliches Gespräch mit Bundesverkehrsminister Scheuer ermöglicht. Spies stellte, begleitet von den Geschäftsführern der Stadtwerke, Holger Armbrüster und Dr. Bernhard Müller, Rainer Kühne, Projektverantwortlicher bei den Stadtwerken für BOB, sowie einmal von Bürgermeister Wieland Stötzel und einmal von dem Landtagsabgeordneten Dirk Bamberger, dem Minister und dessen Mitarbeiter*innen die Pläne zur Elektrifizierung des Marburger Stadtbusverkehrs vor. Es folgten intensive Gespräche zwischen Stadtwerken, Stadt und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Im November stellte die Stadt dann einen Antrag auf finanzielle Unterstützung für die Planfeststellung für das Hybrid-Oberleitungs-Bus-Systems, der Bescheid kam bereits kurz vor Weihnachten.