„Die Stadt Marburg kann sich sehr glücklich schätzen, dass Sie vor langer Zeit hierher gekommen sind“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier bei der Verabschiedung im Jugendamt. Jeanette Heide habe sich mehr als 20 Jahre lang außerordentlich engagiert für die Tagespflege in der Universitätsstadt. Sie habe in ihrer Zeit in Bauerbach nicht nur selbst 63 Kinder in der Tagespflege betreut, sondern als Beraterin und Referentin ihr Wissen und ihre Erfahrungen an Eltern und andere Tagespflegepersonen weitergegeben.
Bevor Jeanette Heide 1996 nach Marburg kam, arbeitete sie bereits als Tagesmutter in Berlin. Nach 35 Jahren und 89 betreuten Kindern in der Tagespflege geht sie nun zum Ende des Monats in den Ruhestand und kehrt nach Berlin zurück. In Marburg wird sie jedoch viele Spuren hinterlassen, die weit über die Arbeit als Tagesmutter hinausgehen: Heide war von 1998 bis 2011 Vorsitzende des Vereins Tagesmütter Marburg und Landkreis. In dieser Zeit, so Dinnebier, sei die Mitgliederzahl auf 90 angestiegen.
Jeanette Heide beriet Eltern und Tagespflegepersonen, vermittelte Betreuungen und organisierte gemeinsam mit der Familienbildungsstätte Qualifizierungskurse für Tagespflegepersonen. Außerdem gab sie Fortbildungskurse, etwa zu den Themen Aufsichtspflicht oder Steuer- und Sozialrecht.
Ehrenamtlich erarbeitete Heide zudem in Zusammenarbeit mit der Stadt Marburg, dem Landkreis, der Evangelischen Familienbildungsstätte und dem Verein Tagesmütter Marburg und Landkreis eine Konzeption für die Kinderbetreuungsbörse. Diese wurde schließlich im Januar 2002 gegründet. Ebenso brachte sie ihre Expertise ein bei der Konzeption des Vertretungsprojektes der Universitätsstadt Marburg in Zusammenarbeit mit dem Verein Tagesmütter Marburg und Landkreis.
Für ihr außerordentliches Engagement wurde Heide bereits 2012 mit dem Historischen Stadtsiegel der Universitätsstadt Marburg ausgezeichnet. Mit der Feierstunde zum Ende ihrer Tätigkeit wurde ihr nun noch ein herzlicher Abschied bereitet. „Die Kindertagespflege ist nicht mehr wegzudenken“, so Dinnebier, und das sei in Marburg insbesondere der Verdienst von Jeanette Heide.
Neben der Stadträtin bedankten sich unter anderem auch Stefanie Lambrecht, Leiterin des städtischen Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie, der Jugendhilfeplaner der Universitätsstadt, Werner Meyer, sowie Mitarbeiter/innen des Fachdienstes Kinderbetreuung bei Heide persönlich für ihren Einsatz. Auch der Verein Tagesmütter war vertreten, ebenso wie mehrere Tagespflegepersonen, die Heide in den vergangenen Jahren begleitet hat.
Meyer lobte Heide als beharrliche Verhandlungspartnerin, wenn es um die Belange der Tagesmütter gegangen sei, etwa um soziale Absicherung: „Da blies uns auch mal ein kalter Wind ins Gesicht“. Das Ergebnis sei aber, dass Kindertagespflege ein fester Bestandteil der institutionellen Kinderbetreuung in Marburg ist. Bei der letzten Erhebung habe Marburg in Hessen den Spitzenplatz belegt, keine andere Kommune habe einen ähnlich hohen Anteil der Tagespflege in der Kinderbetreuung. „Und an dieser Besonderheit sind Sie nicht ganz unschuldig“, so Meyer.
Sie gehe auch mit etwas Wehmut angesichts der vielen Erinnerungen, sagte Jeanette Heide selbst. „Es war die schönste Zeit, die es gibt, in der Kindertagespflege zu arbeiten, ist ein Geschenk“. Rückblickend war ihr Engagement für eine soziale Absicherung und der Anerkennung des Berufs besonders wichtig, „denn ich war mit Herz und Seele Tagesmutter.“ Abschließend dankte sie ihren vielen Mitstreiterinnen und Mitstreitern und dem städtischen Jugendamt für die gute und konstruktive Zusammenarbeit.