© Freya Altmüller, Stadt Marburg
„Die Menschen aus der Ukraine mussten auf der Flucht aus ihrer Heimat viel entbehren. Besonders für die geflüchteten Kinder ist die Zeit des Neuanfangs in einer ihnen völlig fremden Stadt sicherlich sehr belastend. Um sie von ihren Sorgen abzulenken, hatte der Marburger Zonta Club die Idee, die Mädchen und Jungen mit Fahrrädern auszustatten. Die Stadt Marburg hat das gerne tatkräftig unterstützt“, erklärt Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Eine gemeinsame Fahrradspendenaktion wurde daraufhin ins Leben gerufen.
„Kinder, die das Trauma der Flucht dieses Krieges erlebt haben, sollen auf andere Gedanken kommen“, bestätigt Kirsten Eckhardt, Präsidentin des Zonta Clubs in Marburg, den Grundgedanken der Sammelaktion. „In der neuen Umgebung hat das Kind mit dem Fahrrad etwas, das ihm gehört, wofür es Verantwortung übernimmt und was ihm bei der Verarbeitung des Erlebten helfen kann“, fügt Vizepräsidentin des Marburger Zonta Clubs Dr. Ortrun Schneider hinzu. Außerdem sei das Rad für die Kinder und Jugendlichen ein gutes Mittel, um sich an der frischen Luft zu bewegen und Marburg zu erkunden.
Zusammen mit der Marburger Fotografin und gebürtigen Ukrainerin Anna Scheidemann übernahm der Club die Organisation, fertigte Flyer an und startete einen Aufruf. Johannes Maaser, Koordinator der Lenkungsgruppe für Integration, Migration und Ausländerbehörde der Stadt Marburg, half bei der Planung des Projekts. Weitere Unterstützer der Aktion fanden sich in der Marburger Schule Steinmühle sowie der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf.
© Freya Altmüller, Stadt Marburg
Viele Marburger*innen folgten dem Aufruf und spendeten insgesamt 38 Fahrräder und 18 Helme. „Es handelt sich dabei ausschließlich um gebrauchte Gegenstände, die alle verkehrssicher und in einem technisch einwandfreien Zustand sind“, berichtet Schneider. Dafür überprüften ehrenamtliche Helfer*innen der Freiwilligenagentur am Tag der Aktion die Spenden auf ihre Funktionstüchtigkeit. Unter den gespendeten Rädern war alles dabei: vom Laufrad und Dreirad für die Jüngsten bis zum Trekking- und Mountainbike für Jugendliche. „Viele Räder davon standen ungenutzt im Keller oder der Garage, weil die Kinder zum Beispiel inzwischen ein größeres Fahrrad benötigten“, sagt die Vizepräsidentin des Marburger Zonta Clubs.
Anschließend wurden die Räder und Helme registriert und mit den Anfragen nach Rädern, die Scheidemann und der Freiwilligenagentur vorlagen, abgeglichen. „Unser Ziel war es, jedes Kind mit einem passgenauen Fahrrad und Helm auszustatten“, erklärt Schneider. Wenige Tage nach der Sammelaktion fand die Übergabe der gespendeten Fahrräder und Helme an die ukrainischen Kinder statt. Mit freudestrahlenden Gesichtern nahmen die Mädchen und Jungen ihre neuen fahrbaren Untersätze entgegen.
„Allerdings konnten wir noch nicht alle Anfragen nach einem Rad erfüllen“, sagt Schneider. Es seien immer noch viele Kinder, die sich ein Fahrrad wünschten. Damit auch sie sich bald über eine Spende mit Pedalen freuen können, plant Zonta mit Unterstützung der Stadt Marburg eine weitere Fahrradsammelaktion zugunsten geflüchteter Kinder aus der Ukraine. Diese soll Anfang Mai stattfinden. Der genaue Termin und weitere Informationen werden noch bekanntgegeben.
Aktuell sind in Marburg mehr als 750 Geflüchtete registriert. Sie sind untergebracht im bisherigen Altenhilfezentrum in der Sudetenstraße, im Stadtwald, in einem Hostel und in vielen privaten Unterkünften. Wer Hilfen oder eine Unterkunft zur Verfügung stellen möchte, findet Informationen und Kontaktdaten zur Ukrainehilfe unter www.marburg.de/ukrainehilfe.