© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
„Es freut mich zu sehen, dass Sie so zahlreich erschienen sind, um gemeinsam mit uns zu überlegen, wie wir das Stadtgebiet an der Beltershäuser Straße zukunftsträchtig und klug gestalten können“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies während der Gesprächsrunde zur Eröffnung der Perspektivenwerkstatt.
Die Universitätsstadt Marburg und der Landkreis Marburg-Biedenkopf planen, den Bereich rund um die Beltershäuser Straße im Süden Marburgs umzugestalten. „Ziel der Planung ist ein klimaneutrales und urbanes Stadtgebiet mit besonderer Lebensqualität. Die Funktionen Wohnen und Arbeiten sind hier eng verwoben“, erklärte Stadtrat Dr. Michael Kopatz. Neben dem Verwaltungsgebäude des Landkreises und anderen Verwaltungen, Betrieben, Organisationen und Einzelhandelsgeschäften sollen dort auch bezahlbarer Wohnraum, sozialer Wohnungsbau und gemeinschaftliche Wohnprojekte umgesetzt werden. Dieses Gebiet knüpft an die künftigen urbanen Strukturen in der südlichen Kernstadt in Richtung Südbahnhof an. Auch die Beltershäuser Straße wird in die Planungen einbezogen – damit im Südosten eine neue Stadteingangssituation nach Marburg entstehen kann und die Stadtteile Cappel und Richtsberg besser miteinander verbunden werden. Zugleich wird bei den Entwicklungen das Ziel der Klimaneutralität mitberücksichtigt.
„Die Kreisverwaltung will mit der Stadt gemeinsam arbeiten und sich vernetzen. Es ist wichtig, dass wir an einem Strang ziehen“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow. Daher sei es für den Landkreis selbstverständlich, die einzige Reservefläche für die Weiterentwicklung der Kreisverwaltung an der Beltershäuser Straße in die Überlegungen mit einzubringen und den Prozess auch mit zu finanzieren, so Zachow weiter. Er und Landrat Jens Womelsdorf seien überzeugt davon, damit einen wichtigen Beitrag zur urbanen Entwicklung in Marburg leisten zu können.
© Universitätsstadt Marburg Wie das neue Stadtgebiet aussehen wird und wo welche Funktionen, Wegeverbindungen und Erholungsflächen entstehen könnten, ist noch offen. Hier waren und sind die interessierten Marburger*innen gefragt und alle, die in dem Gebiet leben, arbeiten oder unterwegs sind. Die Universitätsstadt wird in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf für das Gebiet rund um die Beltershäuser Straße einen Rahmenplan erstellen. Anregungen, Bedürfnisse und Ideen der Bürger*innen sind in diesem Prozess wichtig.
Bürger*innen gestalten Stadtgebiet mit
Rund 70 Bürger*innen nahmen an der Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Vereins Lebenshilfe Landesverband Hessen teil. Aus der Bestandsanalyse und den Rückmeldungen aus den bisherigen Beteiligungsformaten hat das Planungsbüro „ebene 4“ fünf Handlungsfelder herausgearbeitet, denen sich die Bürger*innen während der Perspektivenwerkstatt in Arbeitsgruppen annäherten. Diese Felder umfassen den Wohnraum, die Mobilität, die Freiraumgestaltung, Vernetzung und Begrünung. Dafür widmeten sich die AGs unterschiedlichen Schwerpunktthemen und -Orten aus diesen Handlungsfeldern, um gemeinsam festzuhalten, was bleiben soll, was vor Ort fehlt und welche Ideen die Bürger*innen für eine mögliche Umgestaltung einbringen möchten. Daraus ist der Slogan „Groß – Grün – Gemeinsam“ entstanden. Durch die Veranstaltung führten Dr. Christine Grüger und Roland Strunk von suedlicht.
Wichtig war den Teilnehmenden eine nachhaltige Bauweise, mehr Begrünung im Quartier, generationenübergreifende Treffpunkte und eine verbesserte Anbindung an die Kernstadt sowie der Stadtteile Richtsberg und Cappel untereinander. Intensiv diskutiert wurde das Thema Mobilität. Gewünscht wurde ein deutlicher Rückbau der Beltershäuser Straße in Verbindung mit breiten und sicheren Radwegen und weiteren Querungsmöglichkeiten für Fußgänger*innen und Radfahrende.
Für die Gestaltung wurden und werden auch Jugendliche beteiligt. Diese wünschen sich beispielsweise mehr Orte, an denen sie sich auch bei schlechtem Wetter treffen können – wie ein Bauwagen oder überdachte Sitzecken. Auch Basketballkörbe seien gefragt.
Rahmenplan entwickelt sich unter großer Beteiligung der Bürger*innen
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg Die Hinweise, Ideen und Vorschläge der Bürger*innen werden zusammengestellt und dem Planungsbüro für die Weiterbearbeitung des Rahmenplanes zur Verfügung gestellt. Alle Vorschläge aus der Perspektivenwerkstatt werden zusammengetragen und auf Umsetzbarkeit geprüft. Dabei ist der Rahmenplan nicht als Bebauungsplan zu verstehen, sondern als ein Entwurf, der mögliche Entwicklungen, eben Perspektiven für das Stadtgebiet, aufzeigt. Die Rahmenplanung wird der Stadtverordnetenversammlung zum Beschluss vorgelegt. Wenn diese den Plan als Grundlage für die Umgestaltung des Gebietes beschlossen hat, kann die Umsetzung in Teilbereichen beginnen. Bei der Umsetzung des Rahmenplans – sei es bei der Erarbeitung von Bebauungsplänen oder der Umgestaltung von Plätzen oder Treffpunkten – werden die Bürger*innen erneut beteiligt.
Auch Ideen, die bei anderen Beteiligungsformaten zur Beltershäuser Straße eingereicht wurden, werden für die Rahmenplanung geprüft und berücksichtigt. So fand bereits im Mai 2021 eine Auftaktveranstaltung statt, an der mehr als 130 Bürger*innen teilnahmen. Im September 2021 schloss sich ein Stadtspaziergang mit Expert*innen und interessierten Teilnehmer*innen an. Mehr als 50 Bürger*innen gingen in drei Gruppen durch das Rahmenplangebiet. Ziel war es Planer*innen aus Kreis- und Stadtverwaltung in den direkten Kontakt mit den Anwohner*innen zu bringen und Vorort Anregungen und Ideen auszutauschen. Zudem gab es einen kartenbasierten Online-Dialog, bei dem Interessierte ihre Vorschläge eintragen konnten.
Die Präsentation und die Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse zur Rahmenplanung werden auf der Homepage der Stadt Marburg unter www.marburg.de/abindensueden veröffentlicht.