Der Online-Handel blüht. Immer mehr Menschen erledigen ihre Einkäufe bequem von zu Hause aus und lassen sich die bestellten Waren per Paketdienst liefern. So weit so praktisch. Nicht ganz so praktisch kann es jedoch sein, all die großen und kleinen Kartons anschließend zu entsorgen, wenn die dafür vorgesehenen blauen Tonnen schon voll sind. Viele Haushalte behelfen sich, indem sie überschüssige Kartonagen kurzerhand am Leerungstag mit auf die Straße stellen.
„Aktuell hat sich die Situation soweit zugespitzt, dass sich in manchen Straßenzügen neben jeder zweiten Altpapiertonne Kartonberge stapeln“, berichtete Stadträtin und DBM-Dezernentin Dr. Kerstin Weinbach. Mit dem „schnell packen und in den Müllwagen werfen“ sei es nicht mehr getan. Bei mehreren Hunderten Haushalten auf einer Tour stelle sich dann schnell die Frage, ob der Mehraufwand überhaupt leistbar sei. Bleiben Kartonagen liegen, fragten Bürgerinnen und Bürger nach und machten zum Teil auch ihren Unmut beim DBM darüber deutlich.
„Wir tragen als Universitätsstadt Marburg sowohl eine Verantwortung für die sachgemäße Entsorgung von Abfällen als auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir vor gesundheitlichen Schäden schützen“, erklärte Weinbach. Deshalb sei es zwingend geboten, auf die wachsenden Altpapiermengen inklusive der Folgen für die Beschäftigten hinzuweisen und notwendige Konsequenzen zu ziehen.
Laut städtischer Abfallsatzung sind Müllwerkerinnen und Müllwerker nicht dazu verpflichtet, lose Abfälle einzusammeln – wenn sie es trotzdem tun, geschieht das aus Kulanz. Einzige Ausnahme sind die offiziellen Restabfall- und Laubsäcke.
„Wir begrüßen die Verwendung von Pappkartons als Verpackungsmaterial, denn sie sind deutlich umweltfreundlicher als beispielsweise Plastik und werden von uns jederzeit gerne entgegengenommen. Wir wollen mit diesem Hinweis nicht dazu aufrufen, weniger recyceltes Papier und Pappe zu benutzen“, ordnete Bürgermeister und Umweltdezernent Dr. Franz Kahle ein.
„Eine zusätzliche Altpapiertonne kann ohne Mehrkosten ganz unkompliziert bestellt werden“, so Kahle. Eine E-Mail (steuer@marburg-stadt.de) oder eine formlose Postkarte der Eigentümerinnen oder Eigentümer an den Fachdienst Finanzservice, Markt 9, 35037 Marburg, genügen, um weitere Altpapiergefäße zu bestellen. „Hier gilt: im Zweifel für die zweite oder größere Tonne“, so Kahle.
Besonders unnötig sei es, wie Marco Rößler aus der Praxis der Abteilung Entsorgung beim DBM berichtete, wenn sich Kartonberge neben einer halb leeren Altpapiertonne türmen, weil sich Anwohnerinnen und Anwohner nicht die Mühe gemacht haben, das Gefäß zu füllen. In der Konsequenz entsteht nicht nur ein merklicher Zeitaufwand für die Müllwerkerinnen und Müllwerker, sondern insbesondere eine erhebliche körperliche Zusatzbelastung beim Heben häufig nicht leerer Kartons. Denn beim Leeren der Tonnen hilft die Technik der Müllfahrzeuge. „In geübtem Griff wird die Tonne eingesetzt. Die Kraftarbeit erledigt dann größtenteils eine Maschine“, so DBM-Betriebsleiter Jürgen Wiegand.
Dass das eigenständige Hochwuchten der Kartons in die hochliegende Öffnung und das Werfen aus der Schulter heraus schnell zu schmerzhaften Beschwerden führt, wusste der Beauftragte der Stadt für Arbeitssicherheit, Andreas Steih-Winkler, zu berichten. „Das schränkt am Ende sogar die Einsatzfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein.“
Zum 1. Oktober sind daher die Teams auf den Entsorgungsfahrzeugen angewiesen, ausschließlich die Altpapiertonnen zu leeren. Auch kleine, einzelne, auf dem Tonnendeckel stehende und nur ganz selten mal raus gestellte Kartonagen werden dann nicht mehr mitgenommen.
Doch es gibt bereits bestehende Angebote, die helfen, mit der Kartonflut fertig zu werfen. „Auf dem Servicehof können Bürgerinnen und Bürger während der Öffnungszeiten unbegrenzt Altpapier abgeben. Montags und freitags ist das Gelände sogar bis 17.45 Uhr geöffnet“, erklärte Wiegand. Samstagsvormittags steht darüber hinaus die Müllumladestation in der Siemensstraße für die Entsorgung zur Verfügung. „Wer beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen im Alter nicht in der Lage ist, seine Tonne entsprechend rauszustellen, der findet beim DBM immer ein offenes Ohr für individuelle Lösungen“, stellte Betriebsleiter Wiegand klar.
Wer aus anderen Gründen sein Altpapier nicht fahren möchte oder kann, wird um den Griff zum Teppichmesser nicht immer herumkommen. Denn ganze Kartons in der gemeinschaftlich genutzten Altpapiertonne füllen zum Ärger der Nachbarinnen und Nachbarn das Gefäß sehr schnell und verkanten sich leicht, was eine Leerung auf dem regulären Weg unmöglich macht. „Hier hilft nur die Einsicht, dass die Verantwortung für den selbst gemachten Müll nicht vor der Wohnungstür endet, sondern in dem dafür vorgesehenen Abfallgefäß“, so Jochen Friedrich, Fachdienstleiter Umwelt- und Naturschutz, Fairer Handel und Abfallwirtschaft.
Fragen zur Abfallentsorgung beantwortet der Abfallservice des DBM unter (06421) 201-1688 oder 1689 und das Umwelttelefon des Fachdienstes Umwelt- und Naturschutz, Fairer Handel und Abfallwirtschaft unter (06421) 201-1403.