© Heiko Krause i.A.d. Stadt Marburg
„Das Relief ist ein herausragendes Beispiel der Kunst Volker Benninghoffs. Er war der Gründer des Marburger Künstlerkreises, aus dem der Kunstverein hervorgegangen ist. Er ist in der Zeit nach dem Krieg eine der bedeutendsten Figuren der Marburger Kunstszene gewesen“, erläuterte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies im Zuge der Enthüllung des Kunstwerks. Als es entstanden sei, so das Stadtoberhaupt, sei die Verknüpfung von Kunst und Architektur eine Selbstverständlichkeit gewesen. „Und das sollte es heute wieder sein“, denn so sei Kunst für Jedermann verfügbar. „Das Relief ist ein Gewinn für das Stadtbild, auch wenn es im Gebäude ist“, schloss Dr. Spies.
Die Reliefwand „Kosmisches“ besteht aus fünf Einzelflächen, gegossen als Aluminiumtafeln, und ist eine Anlehnung an den biblischen Text der „Schöpfung“. Der bereits verstorbene Künstler Benninghoff, Bühnenbildner am Marburger Schauspiel, Regisseur und kurzzeitig kommissarischer Intendant des Schauspiels, erhielt den Auftrag anlässlich des Baus des Ahrens-Einrichtungshauses mit Parkhaus. Es wurde 1973/74 anstelle der Stadtsäle an der Ecke Universitätsstraße/Gutenbergstraße errichtet. Der Bauherr vergab den Auftrag mit der Absicht, dass das Kunstwerk in die Fassade an der Gutenbergstraße integriert, aber dennoch eigenständig ist.
Das „Allianzhaus“ wich schließlich der „Marburg Mall“, das Aluminiumrelief aber sollte wieder in neuem Gebäude am selben Standort angebracht werden. Der Denkmalbeirat der Universitätsstadt Marburg hat sich mehrmals getroffen und intensiv mit dem Anbringungsort des Reliefs befasst. Im Oktober verabschiedeten die Mitglieder einstimmig den Beschluss, das Relief „Kosmisches“ an der westlichen Innenwand im Hauptfoyer anzubringen, es zu beleuchten und mit einer Informationstafel zu versehen.
Für den Investor freute sich Richard Nüchter von der Werner-Gruppe über den gefundenen „guten Standort“. Das Kunstwerk habe „einige Gebrauchsspuren“, unter anderem durch Taubenkot, aufgewiesen und wurde daher aufwendig restauriert. „Und es passt gut“, befand Nüchter. Über die professionelle Aufarbeitung freute sich Thomas Jahn, stellvertretender Vorsitzender des Denkmalbeirats. Durch die Wiederanbringung habe die Architektur einen kulturellen Mehrwert erfahren.
Prof. Dr. Horst Schwebel, Religionswissenschaftler und Spezialist für christliche Ikonographie in der abstrakten religiösen Kunst sowie persönlicher Freund, Kenner und Sammler des Werkes von Volker Benninghoff, erläuterte den Gästen, dass der Künstler sich an Genesis I, der jüngeren der beiden biblischen Schöpfungsgeschichten, orientiert hat, die auch viele babylonische Elemente enthält. „Es gibt zunächst das kosmische Element und dann entsteht das Leben.“