© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
„Damit wir gleichberechtigt in Marburg zusammenleben können, ist eine aktive Auseinandersetzung mit Diskriminierungen wie Rassismus, Sexismus und Homophobie nötig. Die neu geschaffene Stelle wird diese Auseinandersetzungen begleiten, die Zusammenarbeit dazu koordinieren, Öffentlichkeitsarbeit leisten und ganz wichtig: Betroffene stärken und Diskriminierung sichtbar machen“, erläutert Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zur Zielsetzung des neuen Angebots.
Die Antidiskriminierungsberatung der Stadt Marburg wird in den Räumen des Beratungszentrums mit integriertem Pflegestützpunkt (BiP) am Rudolphsplatz in Marburg angeboten. Aygün Habibova wird Ratsuchende in Fällen von Diskriminierung beraten. Die Politikwissenschaftlerin Habibova hat nach ihrem Studium die Weiterbildung zur qualifizierten Einzelfallarbeit beim bundesweit aktiven Antidiskriminierungsverband Deutschland absolviert.
Eine wichtige Grundlage für Antidiskriminierungsarbeit ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, kurz AGG. Das AGG ist ein Gesetz, das Benachteiligungen aus Gründen der Hautfarbe, zugeschriebener ethnischer Zugehörigkeit, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität verhindern und beseitigen soll. Bisher hat bereits die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte im städtischen Gleichberechtigungsreferat Beschwerden über Diskriminierung aufgrund des Geschlechts entgegengenommen. Die neu geschaffene Antidiskriminierungsstelle wird das bestehende Angebot erweitern. „Das Angebot richtet sich an alle Menschen, die aufgrund eines oder mehrerer Merkmale benachteiligt sind. In der Lebensrealität der Menschen handelt es sich fast immer um sich überschneidende Diskriminierungsformen. Rassismus spielt dabei eine zentrale Rolle. Dies gilt es auch bei der Beratung zu beachten“, konkretisiert Habibova. „Wir freuen uns auf die enge Zusammenarbeit auch mit anderen Fachberatungsstellen und freien Trägern. Es gibt in Marburg sehr wichtige Kooperationspartner*innen und Fachstellen, zum Beispiel in der Behindertenhilfe oder auch der LSBT*IQ-Netzwerkstelle. Unser neues Angebot soll deren Arbeit gut ergänzen, deshalb wird es auch um Verweisberatung und gemeinsames Vorgehen gegen Diskriminierung gehen“, ergänzt Dr. Christine Amend-Wegmann, Leiterin des Fachbereichs Zivilgesellschaft, Stadtentwicklung, Migration und Kultur, bei dem die Projektstelle zur Antidiskriminierungsarbeit angesiedelt ist. Dabei arbeite die Stadt Marburg eng mit dem Antidiskriminierungsverein Mittelhessen e. V., bei dem die Universitätsstadt Marburg Gründungsmitglied ist, dem ADiBe Beratungsnetzwerk Hessen und der Antidiskriminierungsstelle der Philipps-Universität Marburg zusammen.
Ab Donnerstag, 15. Juli, startet die offene Beratungssprechzeit für von Diskriminierung betroffene Menschen am Beratungszentrum BiP jeweils donnerstags, von 10 bis 12 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Ratsuchende, die beispielsweise aufgrund der Corona Pandemie keine physische Sprechstunde wahrnehmen können oder wollen, können sich auch per E-Mail an antidiskriminierung@marburg-stadt.de oder telefonisch unter der (06421) 201-1565 an die Beratungsstelle wenden.