© Nadja Schwarzwäller i.A.d. Stadt Marburg
Dilschhausen ist mit gerade einmal rund 170 Einwohner*innen der kleinste Außenstadtteil der Universitätsstadt und auch am weitesten von der Kernstadt entfernt. Bis ins Stadtzentrum sind es etwa elf Kilometer. Dilschhausen ist der westliche Zipfel der Universitätsstadt, der bereits an Gladenbach und Dautphetal grenzt. Der Stadtteil ist umgeben von Wiesen, Feldern und Hügeln und wird vom Wältersbach und Calderbach durchflossen. Dilschhausen wurde 1259 erstmals urkundlich erwähnt und war bis ins frühe 19. Jahrhundert in ein Ober- und ein Unterdorf geteilt, die territorial und kirchlich unterschiedliche Zugehörigkeiten hatten und durch den Wältersbach getrennt waren. Im Ort gibt es eine spätromanische, heute evangelische Kirche aus Bruchstein, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde und etwa gleichaltrig mit der Elisabethkirche ist. Gemeinsam bilden Dilschhausen, Nesselbrunn und Weitershausen eine Kirchengemeinde, was eine Besonderheit darstellt, da sich diese aus drei kommunalen Zugehörigkeiten zusammensetzt (Marburg, Weimar, Gladenbach). Angebunden an den städtischen ÖPNV ist Dilschhausen über die Buslinie 16.
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Das Bürgerhaus ist mit der örtlichen Feuerwehr gemeinsam in einem Gebäude untergebracht, die die Räume für Versammlungen, Fortbildungen oder Feste nutzt. Außerdem wird das Bürgerhaus von verschiedenen Vereinen in Anspruch genommen. Die Dilschhausener*innen pflegen – trotz, oder gerade wegen der geringen Einwohner*innenzahl – ein sehr reges Vereinsleben. So gibt es neben dem Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr auch einen Kirchenchor und einen Damengymnastikverein, die im Bürgerhaus proben beziehungsweise trainieren. Außerdem gibt es im Ort eine aktive Dorfburschen- und Mädchenschaft, die – coronabedingt abgesehen von diesem Jahr – jährlich ein Straßenfest ausrichtet. Der Damengymnastikverein veranstaltet ebenfalls – unter normalen Umständen – alljährlich eine Herbstwoche, zu der die Mitglieder das Bürgerhaus herbstlich schmücken und selbstgemachte Suppen, Kuchen und Marmeladen im geselligen Rahmen verkaufen. Zu dem beliebten Fest kommen auch Menschen aus der Umgebung.
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Neben einem urigen Veranstaltungssaal mit holzgetäfelter Decke, der über einen Barbereich und einen Beamer verfügt und Platz für etwa 100 Menschen bietet, gibt es noch einen kleineren Raum, der als Schulungs- und Jugendraum dient, eine Küche und ein WC. „Das WC ist unser großes Problem“, erzählt Ortsvorsteher Herrmann Heck, weshalb es bei den Sanierungswünschen oben auf der Liste steht. Es verfügt über keine Dusche, die aber für die Feuerwehr wichtig wäre – und für Übernachtungsgäste.
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Dilschhausen liegt nämlich an der Route des Elisabethpfades. So kommt es auch vor, dass Pilger*innen auf dem Weg von oder nach Marburg im Bürgerhaus einen Zwischenstopp einlegen. Manche bleiben nur für eine kurze Rast, „wir hatten aber auch schon einzelne Personen oder auch Gruppen von bis zu 20 Personen, die im Bürgerhaus geschlafen haben“, berichtet Heck. Mit Schlafsack und Isomatten ausgestattet, sind die Pilger*innen meistens sehr bescheiden, „aber eine Dusche möchten wir ihnen natürlich schon anbieten“. In der Vergangenheit haben die Gäste dann bei Dorfbewohner*innen geduscht, die ihr Bad freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben. Die Sanierung wird neben der Toilette auch die Veranstaltungsräume und die Küche des Bürgerhauses umfassen. Vorgesehen sind die Arbeiten für den Zeitraum 2021 bis 2023. Heck sieht darin die Chance, das Bürgerhaus dann auch als Pilgerherberge bewerben zu können und seine überörtliche Bedeutung zu betonen.
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Der Außenbereich des Bürgerhauses ist in die umliegende Natur idyllisch eingebettet und verfügt über Sitzgelegenheiten, einen Bolz- und einen Spielplatz sowie einen Dorfteich, der von der Feuerwehr als Löschteich angelegt wurde. Den Spielplatz hatte die Stadt im vergangenen Jahr mit neuen Geräten ausgestattet.
Wer mehr über die Geschichte Dilschhausens erfahren möchte, kann in die Stadtschrift Nr. 93, im Marburger Rathausverlag erschienen, hineinschauen. Sie wurde 2009 anlässlich des 750-jährigen Jubiläums von Dilschhausen veröffentlicht.
Zum Hintergrund:
Marburg ist Universität, Marburg ist Stadt – und Marburg ist Dorf. Rund 12.000 der Einwohner*innen Marburgs leben in den dörflichen Außenstadtteilen. Die Bürgerhäuser sind dort oftmals Orte des Miteinanders. Deshalb will die Stadt in den kommenden Jahren auf der Basis eines großangelegten Entwicklungskonzepts die Bürgerhäuser in den jeweiligen Stadtteilen bedarfsgerecht sanieren, teilweise auch abreißen und neu bauen. Eine gemeinsam mit Vertreter*innen aller Außenstadtteile erstellte Prioritätenliste teilt die Vorhaben grob ein, zunächst bis 2029. Voraussichtlich werden die Maßnahmen insgesamt darüber hinausgehen. Das Gesamtvolumen der Investitionen wird sich auf circa 15 Millionen Euro belaufen. Der Impuls für das Entwicklungskonzept kam durch die Beteiligung der Stadt Marburg am Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen.
Die Stadt nutzt das Konzept zusätzlich, um die Außenstadtteile in den Fokus zu nehmen. Dazu werden im monatlichen Rhythmus unter dem Slogan „Mein Dorf in Marburg“ jedes Bürgerhaus und der dazugehörige Außenstadtteil einzeln portraitiert und detaillierter vorgestellt.