© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
„Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen suchen viele Bürger*innen nach Alternativen, um ihr Haus mit Strom und Wärme zu versorgen. Der Beratungsbedarf – auch im Bereich Solarenergie – ist groß. Mit der ehrenamtlichen Solarberatung, die die Stadt Marburg anbietet, finden sie eine unabhängige Beratung durch Menschen, die meist den Weg zur eigenen Photovoltaik-Anlage bereits gegangen sind und deshalb alle Fragen und Herausforderungen kennen“, so Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. Sie überreichte den sieben ehrenamtlichen Solarberatern ihre Ausweise im Historischen Rathaussaal.
Der „größtmögliche Ausbau der Solarenergie“ ist ein Ziel im Klima-Aktionsplan der Universitätsstadt Marburg, um bis 2030 klimaneutral zu werden. Daher sollen so viel Flächen wie nur möglich für Solarstrom nutzbar gemacht werden. Um interessierte Bürger*innen auf dem Weg zur eigenen PV-Anlage zu unterstützen, gibt es neben der städtischen Energieberatung nun auch ehrenamtliche Solarberatung.
Diese Art der niederschwelligen und unabhängigen Beratungen ist wesentlich, um den PV-Ausbau in Marburg voranzutreiben und damit dem Ziel des „Wattbewerbs“ (eine Verdopplung der PV-Leistung bis 2024) einen Schritt näher zu kommen. Im Juni 2021 hatte sich die Stadt dem „Wattbewerb“ angeschlossen.
„Es macht einen großen Unterschied, ob ich mich selbst informiere oder mich gegebenenfalls direkt an ein Unternehmen wenden muss, oder ob ich jemanden fragen kann, der oder die selbst schon den Weg zur eigenen PV-Anlage beschritten hat“, erzählt Solarberater Martin Bumann von seinen Erfahrungen. Bumann ist einer der ersten sieben Solarberater – zusammen mit Dr. Axel Erdmann, Maik Schöniger, Guido Barth, Torsten Weller, Helmut Grebing, Jan Kaut. Sie sind teils Mieter, teils Eigenheimbesitzer mit Photovoltaik-Anlagen. Einer von ihnen berät auch in seinem Wohnort Amöneburg. Rund 40 Beratungen haben die Ehrenamtlichen bereits seit Mai durchgeführt.
„Auf dem Weg zur eigenen PV-Anlage gab es viele Fragezeichen. Die Lernkurve, die ich dabei gemacht habe, möchte ich gerne an andere weitergeben“, sagt Guido Barth. An der Beratung gefalle den Ehrenamtlichen auch, dass sie selbst immer Neues dazulernten. Zum einen durch die Fragen und zum anderen dadurch, dass sie sich über den aktuellsten Stand der technischen Möglichkeiten auf dem Laufenden hielten. Dr. Axel Erdmann möchte den Bürger*innen vor allem Mut machen, sich nicht von den kompliziert klingenden Vorgängen abhalten zu lassen, sondern durch die Beratung zu erfahren, was eigentlich alles möglich ist und dabei am besten zu der jeweiligen Wohnsituation passt. „Gemeinsam finden wir einen Weg und ein Konzept, das zu den Menschen passt“, sagt Erdmann.
Die neuen Solarberater wurden an drei Nachmittagen für jeweils vier Stunden geschult. Sie lernten, die Technik und die Vorteile von PV-Anlagen allgemeinverständlich zu erklären sowie zu Themen wie Artenschutz am Gebäude und Denkmalschutz aufzuklären. Des Weiteren wissen sie über Finanzierung, Wirtschaftlichkeit und Lebensdauer der Anlagen Bescheid. Weitere Inhalte der Ausbildung waren Bauablauf, Planungsfehler, Steuern, Anmeldung im Marktstammdatenregister und Eigenverbrauchssteigerungsmaßnahmen. Eine Maßnahme zur Steigerung des Eigenverbrauchs ist es zum Beispiel, den selbst produzierten Strom für eine Wärmepumpe zu nutzen. PV-Anlagen sind dann am effektivsten, wenn möglichst viel von dem selbst produzierten Strom auch selbst genutzt wird. Themen wie Sanierungen, Dämmung und Heizung im Detail gehen dagegen über die Bürger*innen-Solarberatung hinaus.
„Nach einer ersten Evaluation haben wir festgestellt, dass die Bürger*innen, die bisher bereits beraten wurden, sehr zufrieden waren. Nun ist es Zeit, den Beratern zu danken. Außerdem erhalten sie heute ihre Ausweise. Wie auch in anderen ehrenamtlichen Strukturen sorgen die Ausweise für die entsprechende Seriosität. Außerdem erhalten die Berater für jede erfolgreich abgeschlossene Beratung und installierte Anlage 20 Klimaboni“, so Bürgermeisterin Bernshausen. Bei den Klimaboni handelt es sich um eine Währung, die nur in bestimmten Geschäften für nachhaltige Produkte eingelöst werden kann. 20 Klimaboni entsprechen dabei einem Wert von 20 Euro.
Auch Solartechniker*innen würden durch die Beratungen der Ehrenamtlichen unterstützt. Die Zeit, die sie für Beratungen sparten, könnten sich für den Bau von Anlagen nutzen. „Dafür können Bürger*innen von der Stadt im Rahmen des Förderprogramms ‚klimafreundlich Wohnen‘ einen Zuschuss von bis zu 5000 erhalten“, so Bernhausen.
„Wir sind überwältigt von dem Engagement, den bestehenden Vorkenntnissen und der Expertise, die die Teilnehmenden bereits mit in die Schulung gebracht haben“, zeigt sich Thomas Kopp, Schulungsleiter und Energieberater der Universitätsstadt Marburg, begeistert und ergänzt: „Damit stellen die Bürger*innen-Solarberater einen wichtigen Baustein für die Energiewende in Marburg dar und fangen bereits heute einen wesentlichen Teil der Nachfrage an PV-Beratungen ab.“
Das Beratungsteam wird vom Fachdienst Umwelt, Klima- und Naturschutz, Fairer Handel der Universitätsstadt Marburg koordiniert und kann per Mail an klimaschutz@marburg-stadt.de kontaktiert werden. Weitere Informationen zu der nächsten Schulung für neue Solarberater*innen gibt es unter (06421) 201-1936 oder per Mail an tatjana.veith@marburg-stadt.de.