© Nadja Schwarzwäller i.A.d. Stadt Marburg
Was machen ein Journalist und ein Kulturschaffender während der Corona-Krise, wenn Aufträge und Auftritte wegbrechen und man unfreiwillig Zeit hat? Sie nutzen diese Zeit für ein Projekt, das Bewusstsein schaffen soll für den Klimaschutz. Martin Schäfer und Michael Heuser haben sich im September 2020 zusammengetan, um ein „Stadtgespräch Marburg“ in die virtuelle Welt zu schicken. In einem Podcast nehmen sie sich verschiedener Themen an und möchten damit einen Beitrag zur Kommunikation, zur Vernetzung und zur Bildung rund um den Klimaschutz leisten.
Thematisch ist der Podcast ganz bewusst sehr breit angelegt: Es geht um das globale Klima und den lokalen Verkehr, es geht aber auch um Kunst, Kultur und Stadtgeschehen, erklären die beiden Initiatoren. „Es ist für uns ein Experimentierfeld“, sagt Martin Schäfer. „Wir haben uns gefragt, was man mit dem Medium tun, wen man erreichen kann.“ Dabei sei besonders wichtig, offen für alle Menschen zu sein. Auch wenn das Projekt „Podcast zum Klimaschutz“ heißt, soll es auch andere Themen transportieren.
Im vergangenen Jahr gab es zum Beispiel die Rubrik „Novemberlyrik“, in der jeden Tag ein Gedicht veröffentlicht wurde. „Dafür sind wir zum Beispiel auch zu einer 80-Jährigen nach Hause gefahren, wo sie uns mit Maske an der Haustür ihr Gedicht ins Mikro gesprochen hat“, erzählt Martin Schäfer. Mit der Stimme einer Person transportiere sich Authentizität. Deshalb sollen möglichst viele verschiedene Menschen auf diese Weise zu Wort kommen. So finden sich innerhalb des Podcasts auch Interviews und Hörstücke.
Martin Schäfer ist als Journalist in Marburg tätig, Michael Heuser in der Kulturszene. Beide bringen ihre jeweilige berufliche Perspektive ein und sehen in dem Projekt eine Möglichkeit, auch Menschen anzusprechen, die über die üblichen Medien nicht erreicht werden, wie sie sagen. „Wir sind natürlich über das Internet global hörbar, aber wir zielen auf Marburg ab.“ Die bisherige Reichweite der Beiträge sei sehr unterschiedlich, abhängig von der Thematik und davon, ob diese zuvor beworben wurde – von gerade mal acht Leuten, die sich für ein Hörstück interessiert haben, bis hin zu mittleren dreistelligen Zahlen.
Eine klare Trennung zwischen „Machern“ auf der einen und Hörern auf der anderen Seite gibt es dabei nicht; jeder soll Ideen umsetzen können. So ist der Podcast unter anderem auch als „flankierend“ für die anderen geförderten Nachbarschaftsprojekte geplant: Alle Akteur*innen sollen – so sie das wollen – auch zum Mikro greifen und ihr Projekt vorstellen. Teilhabe und Selbstwirksamkeit sehen Martin Schäfer und Michael Heuser als Bildungsanteil des „Stadtgespräch Marburg“. Über die kommenden Monate soll so eine zusätzliche Rubrik entstehen und jedem Projekt noch mehr Öffentlichkeit verschaffen.
Darüber hinaus kann auch jeder andere, der möchte, eigene Beiträge gestalten, wenn er oder sie eine Idee oder ein Thema hat. „Das kann zum Beispiel auch ein persönlicher Held des Alltags in Marburg sein, den man gern mal vorstellen möchte, weil er sonst keine Anerkennung bekommt“, erläutert Michael Heuser. Der Podcast soll ebenso vielfältig sein wie es auch die Stadtgesellschaft ist und den beiden Initiatoren ist es ein Anliegen, möglichst viele Menschen zu Wort kommen zu lassen und möglichst viele Perspektiven einzubeziehen.
Die Fördermittel der Universitätsstadt sollen vor allem in die technische Infrastruktur fließen. Es fallen zum Beispiel auch Hostinggebühren für die Podcastplattform an. Mit dem Ende des Projekts soll die Hardware dann einen weiteren guten Zweck erfüllen und nach Wunsch der beiden Initiatoren in einen öffentlichen Medienbestand zum Beispiel in einem Jugendhaus übergehen. Bis dahin haben Martin Schäfer und Michael Heuser aber erst einmal noch jede Menge Ideen. Und suchen zusätzliche Mitstreiter*innen, die sie beim Schneiden der Beiträge unterstützen möchten. Wer Spaß an Technik und vielfältigen Themen hat, kann sich bei den beiden melden.
Zu hören ist das „Stadtgespräch Marburg“ auf den beiden Plattformen Spotify und iTunes.