Die gemeinsame Vereinbarung sieht Ersatzpflanzungen für das etwa halbe Dutzend Bäume vor, die für den Bau des Parkdecks weichen müssen. Gunter Schneider sagte die Bepflanzung des Lokschuppen-Umfelds mit Stauden, Sträuchern und ca. 16 kleinkronigen Bäumen sowie 10 bis 15 Setzlingen entlang des Radwegs Richtung Hauptbahnhof zu. Auch das neu entstehende Parkdeck soll, „wie es biologisch sinnvoll und technisch möglich ist“, begrünt werden. Gemeinsam mit der Initiative „Mehr Bäume für Marburg“ pflanzen die Besetzer*innen im Einvernehmen mit Anwohner*innen weitere 50 Bäume auf Grundstücken der GeWoBau bzw. der Stadt als Beitrag zum Klimaschutz. Die Stadt Marburg nimmt Gespräche mit NextBike auf um zu prüfen, ob im Umfeld des Lokschuppens eine Leihfahrrad-Station eingerichtet werden kann. Zudem prüft Schneider, ob den Besucher*innen von Veranstaltungen im Lokschuppen RMV-Kombi-Tickets angeboten werden können. Der Lokschuppen informiert zudem über ökologische Anreisemöglichkeiten.
Lokschuppen-Bauherr Gunter Schneider:
„Es war uns wichtig, eine gewaltfreie und gemeinsame Lösung zu finden. Das Ansinnen Klimaschutz ist kein alleiniges Ziel der Besetzer*innen, sondern beschäftigt uns alle.
Im konstruktiven Dialog haben wir unsere persönliche Haltung zum ,Klimaschutz‘ vermittelt und gezeigt, mit welchen konkreten Maßnahmen wir dies bereits heute verfolgen. Darüber hinaus haben wir zusätzliche Maßnahmen verabredet, die weit über eine gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichbegrünung hinausgehen. Die diskutierte verbesserte Einbindung des Lokschuppens bzgl. Fahrradanbindung und ÖPNV ist ein wichtiger Schritt im Bereich nachhaltiger Mobilität in Marburg.
Die Bemühungen und der persönliche Einsatz der Beteiligten haben sich also gelohnt und wir sind dankbar über den erarbeiteten Kompromiss. So können die Baufirmen kurzfristig wieder ihre Arbeit aufnehmen. Langfristig profitieren die MarburgerInnen von all den Aktivitäten, die in dem Lokschuppen-Areal umgesetzt werden.“
Eine Aktivistin für die Besetzer*innen:
"Ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite ist es meiner Meinung nach ein Erfolg, dass die Pläne zu unseren Gunsten angepasst wurden, dass wir einen öffentlichen Diskurs in Marburg gestartet haben und damit wichtige Themen in den Vordergrund gerückt haben.
Auf der anderen Seite sehe ich auch, dass es sich nur um eine Anpassung handelt. Es bleibt die Fällung von Bäumen für fossile Infrastruktur mitten in der Klimakrise für ein Projekt, das die Privatisierung vorantreibt. Ich denke, eine Grundsatzdebatte über die Glaubhaftigkeit von Marburgs Klimanotstand, der Verkehrswende und sozialer Gerechtigkeit ist weiterhin wichtig."
GeWoBau-Geschäftsführer Jürgen Rausch:
„Auch wenn die Baumbesetzung widerrechtlich war, alle Beteiligten belastet hat und in dieser Form kein Zukunftsmodell sein darf, bin ich froh, dass wir mit sachlichen GesprächspartnerInnen eine konstruktive, gewaltfreie Lösung gefunden haben. Eine Begrünung der Gewobau-Grundstücke mit Bäumen und Sträuchern, die in Abstimmung mit unseren MieterInnen erfolgen wird, entspricht unseren Unternehmenszielen, mit denen wir Beiträge zu Klimaschutz und Klimaanpassung leisten wollen. Ich danke Herrn Schneider für seine Gesprächsbereitschaft und Herrn Oberbürgermeister Spies für seine moderierende Rolle.“
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies:
„Ich bin sehr froh, dass wir eine so gute Lösung gefunden haben. Mein Respekt gilt insbesondere Herrn Schneider für seine große Bereitschaft sowie sein außerordentliches Engagement. Damit haben er und Jürgen Rausch einen friedlichen Ausgang möglich gemacht. Genauso danke ich den Klima-Aktivist*innen, die sich nun selbst an der Pflanzung von Bäumen beteiligen wollen, für ihre Bereitschaft zur Einigung. Es hat sich wieder einmal gezeigt: In Marburg lösen wir Probleme, in dem wir miteinander sprechen, anstatt gleich nach der Hundertschaft Polizei zu rufen, wie manche gefordert haben.“
Die Vereinbarung zum Ende der Baumbesetzung finden Sie hier.