© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
„Wir wissen, wie unheimlich wichtig ein stabiles Betreuungsangebot für alle Eltern ist, daher tun wir alles, um die Kinderbetreuungsangebote in Marburg so lange wie möglich aufrecht zu erhalten“, versicherte Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Allerdings ist es ebenso wichtig, die Sicherheit aller zu berücksichtigen. Angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen bitten wir um Verständnis, wenn es wegen Personalmangels in den Kitas zu Einschränkungen kommt“, ergänzte Jugenddezernentin Dinnebier.
Die Infektionen breiten sich rasant aus. Gab es in den ersten beiden Januarwochen nur drei positive Fälle, darunter ein Kind und zwei Erwachsene, waren es in der dritten Woche bereits weitere 23 Fälle, davon 13 Kinder und zehn Erwachsene. In der laufenden Woche sind von Montag bis Mittwochmittag schon 38 Fälle, davon 23 Kinder und 15 Erwachsene, hinzugekommen. Das sind die positiven Ergebnisse durch Schnell- oder PCR-Tests, die den Einrichtungen durch Mitarbeiter*innen oder Eltern gemeldet wurden. Durch die Ausfälle kommt es vermehrt zu Personalmangel in den Einrichtungen. Von den steigenden Infektionszahlen sind zudem sowohl Kinder als auch Erwachsene in der Kindertagespflege betroffen.
Beschränkungen der Betreuungsangebote möglich
Trotz der Bemühungen kann die zunehmende Infektionslage bei Kindern und pädagogischen Fachkräften zu Einschränkungen in der Betreuung führen. Bereits jetzt müssen einige der städtischen Kitas und Einrichtungen freier Trägerschaft die Betreuungszeiten einschränken. Dabei gibt es nicht nur Ausfälle durch Corona-Infektionen, sondern auch wegen anderer Erkrankungen und außerdem der aktuellen Erkältungszeit. Unbesetzte Stellen und der Fachkräftemangel verschärfen die Situation zusätzlich. „Wir fahren seit zwei Jahren auf Sicht. Die Omikron-Welle trifft auf ausgelaugtes Personal“, sagte Kai Abraham vom Gesamtverband der evangelischen Kirchen. „Gerade in kleinen Kitas wird es fatal, wenn eine Fachkraft ausfällt“, bestätigt auch Marina Dörnemann, Geschäftsführung Marburger Waldkindergärten und Kinder- und Jugendhilfe Marburg. Trägerleitung Lisa Konur ergänzt: „In manchen Einrichtungen fehlen inzwischen fünf bis sieben Fachkräfte. Das macht es nicht gerade einfach, die Dienstpläne zu gestalten und alle Betreuungszeiten weiterhin abzudecken.“ Dazu kommt: Fällt eine Kraft aus, können nicht einfach die Mitarbeiter*innen nebenan sie vertreten oder die Kinder mitbetreuen, weil die Trennung der Gruppen aufrechterhalten werden muss.
Daher kann es in den nächsten Wochen zu erhöhtem Personalausfall und infolgedessen zu gekürzten Betreuungszeiten oder gar Gruppenschließungen kommen. Im Extremfall, den die Universitätsstadt mit allen Mitteln zu verhindern versucht, kann auch die Schließung ganzer Einrichtungen notwendig sein, sofern sich keine andere Lösung finden lässt. Die Stadt bittet um Verständnis.
Stadt und Träger setzten freiwillige Test-Wochen in Kitas zur Prävention fort
Der erste gemeldete Fall unter den Kindern konnte dabei durch die Präventionswochen der Stadt erfasst werden. In den Präventionswochen erhielten alle Eltern, die dies wollten, für ihre Kinder in Marburger Kindertageseinrichtungen Anfang Januar drei „Lutsch-Selbsttests“ pro Woche. „Das freiwillige Test-Angebot der Stadt wurde sowohl seitens der Elternschaft als auch von den Teams sehr gut angenommen. Auch die ‚Corona-Expertengruppe Kinderbetreuung‘ hat aus diesem Grund der Stadt Marburg empfohlen, die Präventionswochen für Kinder fortzuführen“, berichtet Angela Stefan, Leitung des städtischen Fachdienstes Kinderbetreuung. „Daher stellen die Stadt und die freien Träger den Eltern zwei Tests pro Woche für ihre Kinder zur Verfügung, um sie weiterhin in vertrauter Umgebung zuhause vor dem Besuch in der Kita testen zu können.“ Das gilt, solange das kritische Infektionsgeschehen besteht. Eltern, die an den freiwilligen Tests für ihre Kinder bisher noch nicht teilgenommen haben, können jederzeit einsteigen. Die Tests, die die Stadt mit Zuschüssen des Landes Hessen finanziert, erhalten die Eltern weiterhin kostenlos. Die Tests haben sich bereits als ein gutes Mittel der Prävention bewährt. Allerdings gilt es aufgrund der steigenden Infektionszahlen weitere Maßnahmen zu berücksichtigen.
Veränderte Quarantäneregelungen des Gesundheitsamtes Marburg-Biedenkopf
Das Gesundheitsamt hat entschieden, ab sofort bei einem positiv bestätigen Fall in einer Gruppe, die Kinder als Kontaktpersonen ersten Grades nicht mehr in Quarantäne zu schicken. Eine pädagogische Fachkraft ohne vollen Impfschutz muss als Kontaktperson eins aus Gründen des Arbeitsschutzes allerdings in Quarantäne. Wenn Kinder symptomfrei sind, können sie weiterhin in die Kita kommen. Voraussetzung dafür ist aber eine tägliche Testung für zehn Tage. Diese Testung erfolgt am ersten Tag nach Bekanntwerden einer Infektion verpflichtend mit einem Bürger*innentest (PCR) und anschließend zehn Tage lang mit Bürger*innentests oder alternativ mit Schnelltests. Die Stadt Marburg stellt auch diese Tests den Eltern für ihre Kinder zur Verfügung. Die Einrichtungen behalten sich vor, die Schnelltests einsehen zu wollen oder sich die tägliche Testung per Unterschrift bestätigen zu lassen. „Es ist sehr wichtig, dass die Familien die zur Verfügung gestellten Tests auch weiterhin entsprechend nach den Regelungen des Gesundheitsamtes umsetzen“, appelliert Stefanie Lambrecht, Leitung des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie der Stadt, an alle Eltern. Ansonsten könne sich das Virus unbekannterweise nur noch schneller ausbreiten und den Kitabetrieb sowie vor allem die Gesundheit aller gefährden. „Insgesamt sind wir sehr dankbar, wie gut Eltern und Kitapersonal miteinander in Kontakt stehen. Eltern und Personal melden sich jeweils sofort, wenn ein Schnelltest beziehungsweise Lutsch-Test positiv sein sollte und sich dies gar durch einen PCR-Test bestätigt“, lobt Stefanie Lambrecht die bisherige Kommunikation im Krisenfall.
Neben den Quarantäneregelungen des Gesundheitsamtes gelten in den Marburger Kitas zudem weiterhin die bestmögliche Einhaltung der Abstands- und Hygiene-Regeln, der 3-G-Bestimmungen für das Personal, die Trennung von Gruppen und die Testung bei Anlass und Verdacht. Erzieher*innen, die in anderen Gruppen einspringen, tragen FFP2-Masken.