© Stadt Marburg, Patricia Grähling
„Insgesamt sind an der Richtsberg-Gesamtschule nun 140 Tablets im Einsatz“, erklärte die Stadträtin. Rund 90 Schülerinnen und Schüler seien mit eigenen Tablets ausgestattet. Hinzu kommen die Geräte der Lehrerinnen und Lehrer und der Sprachintensivklassen. „In gesamter Jahrgangsbreite werden die achten Klassen nun im neuen Schuljahr mit ihren eigenen Tablet-Computern arbeiten“, so Dinnebier. Diese können sie sowohl im Unterricht als auch zu Hause nutzen.
Die Richtsberg-Gesamtschule hatte sich im vergangenen Jahr mit dem Wunsch an die Stadt Marburg gewandt, die Digitalisierung der Schule zu fördern – und so zu ermöglichen, dass der erste Jahrgang mit schülereigenen Tablets zum Beginn des Schuljahres 2018/19 starten kann. Das Medienzentrum und der Fachbeirat des Medienzentrums haben sich für die Unterstützung des Vorhabens ausgesprochen und das Projekt bewilligt.
„Die RGS arbeitet seit Jahrzehnten inklusiv und integrativ. Sie stellt sich mit besonderen Konzepten der Individualisierung von Unterricht – und das Team verbindet nun die langjährigen, guten Erfahrungen guten Unterrichts mit ausgefeilter, moderner Technik, um den Unterricht noch weiter zu individualisieren“, so Dinnebier. Wie das im Unterricht konkret aussehen kann, zeigte ihr eine der neuen Tablet-Klassen direkt: Im Klassenraum herrscht Ruhe. Die Schülerinnen und Schüler lesen in einem Buch, daneben stehen oder liegen die Tablets auf dem Tisch. Während manche ein Kapitel erst noch beenden müssen, fangen andere schon an, auf ihren Tablets Aufgaben zu erledigen. Die sind sortiert nach leichten, schweren und mittelschweren Aufgaben – zusätzlich gibt es Pflichtaufgaben und Wahlaufgaben sowie ein Video zum Thema und bisher erarbeitete Inhalte, wie Lehrerin Gabi Linke erläutert. Die Aufgaben hat sie vorbereitet und den Schülerinnen und Schülern aufs Tablet geschickt. Das spart nicht nur das Kopieren und das Austeilen von Zetteln, die Jugendlichen haben ihre Aufgaben auch immer gleich zur Hand. „Der Unterricht wird sich weiter Individualisieren“, sagte Schulleiter Thomas C. Ferber. Die Jugendlichen lernen in ihrem eigenen Tempo, Ergebnisse werden schließlich in der Klasse zusammengeführt – und etwa über einen Beamer gezeigt.
© Stadt Marburg, Patricia Grähling
Die Jugendlichen arbeiten nicht einfach in der Schule und Zuhause mit Ihren Tablets – sie werden dabei auch pädagogisch begleitet: „Schlechter Unterricht wird nicht durch Tablets gut. Aber guter Unterricht kann mit den richtigen Mitteln noch besser werden“, so Ferber. Dazu gehört etwa eine „Klassenraum-App“: Die Lehrer/innen können über ihr eigenes Tablet sehen, was die eingeloggten Schüler/innen machen. Arbeiten Sie gerade in der App, in der sie sein sollen oder hören sie vielleicht nebenbei noch Musik? Wer sich nicht an die Regeln hält, bekommt das Tablet gesperrt und muss die Aufgaben handschriftlich weiter erledigen. „Und wer lieber mit der Hand schreibt, kann natürlich auch auf Zetteln schreiben und diese dann abfotografieren“, erklärte Linke.
Ferber, Linke und Schülerinnen und Schüler jedenfalls berichten Dinnebier und Santina Poetsch, Fachdienstleiterin Schule, viel Positives über den Tablet-Unterricht. Die Schüler/innen arbeiteten schneller und konzentrierter, dabei kreativer. „Ich mache mehr Hausaufgaben als früher, es geht einfach viel schneller“, erklärte ein Schüler. Die zertifizierte „Kultur.Schule“ des Landes Hessen kann die Tablets zur Dokumentation kreativer Prozesse einsetzen, denn Kamera, Mikrophon und Schnitt-Technik sind immer dabei. Auch können kreative Prozesse mit entsprechenden Apps selbst inszeniert werden. In kurzer Zeit hat eine Gruppe so ein Video mit einem Greenscreen erstellt, bei dem der Hintergrund – eine grüne Wand – durch ein beliebigen Hintergrund ersetzt werden kann. „Damit können die Jugendlichen in Moleküle gehen und Videos machen, in denen sie die Welt erklären“, gab Ferber ein Beispiel für die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Darüber hinaus können die Tablets genutzt werden, um den steigenden Kommunikationsbedarf mit den Eltern zu optimieren. Und nebenbei lernen die Lehrerinnen und Lehrer auch von den Schüler/innen: „Wir haben ein Digi-Team, in dem Jugendliche aus jeder Klasse vertreten sind“, so Ferber. Sie zeigen den Erwachsenen viele Tricks, kommen mit auf Fortbildungen und gestalten so den digitalen Unterricht auf Augenhöhe mit.
© Stadt Marburg, Patricia Grähling
Die Schulgemeinde hat sich selbst um die Beschaffung der schülereigenen Tablets gekümmert. Die Stadt Marburg hat ergänzend die Sprachintensivklassen der Richtsberg-Gesamtschule mit 16 Tablet-Computern ausgestattet. Darüber hinaus wurden sechs Beamer- und Lautsprechersysteme beschafft und installiert. Das bereits bestehende WLAN-Netzwerk wurde um weitere Access-Points erweitert und es erfolgten von der Stadt ergänzende Unterstützungsleistungen bei der Implementierung der smarten Technik.
Die vorhandenen Internetanschlüsse der Schule wurden durch die Erweiterung der vorhandenen Ressourcen so ausgebaut, dass die Tablets im Unterricht genutzt werden können. Derzeit arbeitet die Stadt an einer Lösung, die Bandbreite an der Richtsberg-Gesamtschule deutlich zu erweitern, damit auch für zusätzliche Jahrgänge solche Tablet-Klassen möglich sind. Im Haushalt 2018 hatte die Stadt Marburg bereits insgesamt 580.000 Euro für die Erneuerung, den Ausbau und die Optimierung der informationstechnischen Ausstattung und der Breitbandversorgung der Marburger Schulen beschlossen. „Wir danken dem Schulträger für die außerordentlich gute Unterstützung“, betonte Ferber. Und Dinnebier bedankte sich ihrerseits bei allen Beteiligten: „Digitale Bildung ist mehr als die Arbeit mit dem Tablet. Die ganze Schulgemeinde muss dahinterstehen, damit es klappt – und das funktioniert hier. Ich bin begeistert vom Konzept.“