© Sabine Preisler, Stadt MarburgEs sind die ersten winterfesten Unterkünfte, die auf diese Art und Weise in Hessen entstehen. "Dank der Initiative und Unterstützung der Stadt Marburg", wie Ullrich als Träger der Erstaufnahmeeinrichtung dem Oberbürgermeister ausdrücklich dankte. Vaupels Dank wiederum galt auch der Unterstützung aus der Wirtschaft. "Wenn ich um 2.36 Uhr in der Nacht die SMS bekomme: Das Dach ist dicht, dann zeigt das schon, mit welchem Herzblut hier nicht nur behelfsmäßig, sondern auch mit Qualität gearbeitet wird", so der Oberbürgermeister zu Unternehmer Michael Greif.
Vaupel hatte immer wieder betont, dass eine menschenwürdige Unterbringung wie bisher in Großzelten mit 140 Betten nicht akzeptabel ist. "Zu uns sind Menschen gekommen, wir müssen sie auch menschlich behandeln", war der Satz, den auch Ullrich am Freitag formulierte. "Wir haben die Bereitschaft und können die notwendigen Aufgaben erfüllen - in einer Gesellschaft, die reicher ist als jede andere. Wir heißen die Menschen hier vom ersten Moment an willkommen", machte Vaupel deutlich. Auch wenn es ohne Zweifel so sei, dass noch viele Dinge in der Organisation zu verbessern seien, insbesondere weil die Ehrenamtlichen Klarheit verdienten.
Gebaut wird an der Umgehungsstraße in Marburg-Cappel nach Fertighausstandard in Rahmenbauweise - nachhaltig mit Holzmaterial. Die Dämmung ist 22 Zentimeter dick, die Häuser können an die Gasheizung angeschlossen werden.
© Sabine Preisler, Stadt MarburgDie Wände und Böden bestehen aus Grobspanplatten, der Boden erhält PVC-Belag. "Die Unterkünfte können wie ein normales Haus betrieben werden", verdeutlichte Greif. Sie sind schnell auf- und ggf. abbaubar. Auf jeder Etage wird es elf Zimmer von rund 26 Quadratmetern für bis zu acht Betten sowie eine kleine Teeküche und Sanitäranlagen geben. Die Preise sind wesentlich günstiger als Containerlösungen auf dem Markt, so Vaupel. Die äußere Farbgestaltung der Holzhäuser erfolgt mit Lasur, die Statik erlaubt zu einem späteren Zeitpunkt den Aufbau von Photovoltaikanlagen. Die Vollbelegung werde selten vorgenommen, weil beispielsweise Familien in einem Zimmer unterkommen und man auch auf die Herkunft der Flüchtlinge bei der Belegung achte, erklärte das Regierungspräsidium.
Wie Oberbürgermeister Egon Vaupel hervorhebt, werden die Häuser so angeordnet, dass statt Lagermentalität ein Quartierscharakter entstehen soll. Dass hilft den Bewohnern im Camp und der Nachbarschaft. Wenn alle Unterkünfte gebaut sind, werde man sich außerdem gemeinsam an die Platzgestaltung zum Austausch im Camp und zum Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern außerhalb des Camps begeben.
Erst einmal gehen jedoch die Arbeiten an den winterfesten Gebäuden voran. Und das bedeutet auch einen hohen logistischen Aufwand, denn für jeden Neubaustandort müssen bestehende Zelte innerhalb eines Tages verlegt werden. Die sei bei der Zeitplanung zusätzlich zu berücksichtigen, erklärte Egon Vaupel.
Dass die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Firmen, Institutionen und vor allem mit den Stadtwerken Marburg dabei hervorragend funktioniert, bezeichnete Unternehmer Greif als eine Ursache für den schnellen Baufortschritt. "Alle sind auf kurzem Weg zu erreichen. Das hier ist wirklich eine Teamarbeit von sehr, sehr vielen Menschen."