© Patricia Grähling, Stadt Marburg
„Wir freuen uns sehr darüber, die JUKO Marburg dabei unterstützen zu können, die Vereinsarbeit zukunftssicher zu machen und die sozialen Angebote sowie Dienstleistungen räumlich zu bündeln“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei der Übergabe des Zuwendungsbescheids in Höhe von 1,53 Millionen Euro. Damit hat das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat zugesagt, die Sanierung des Gebäudes am Krummbogen 2 aus Mittels des Programms „Investitionspakt: Soziale Integration im Quartier“ mit bis zu 90 Prozent der Kosten zu fördern. Darüber freut sich der JUKO-Vorstand sehr. Die Kosten betragen voraussichtlich 1,7 Millionen Euro.
Der Magistrat der Universitätsstadt Marburg wirkte als Antragsteller, weil die Fördermittel nur an Kommunen zur Verbesserung der sozialen Infrastruktur in ausgewählten Stadtteilen vergeben werden. Den Zuwendungsbescheid gibt die Stadt direkt an die JUKO weiter. Der gemeinnützige Verein hat das 1887 erbaute, denkmalgeschützte Gebäude in der Nordstadt von der GeWoBau erworben. Damit geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: „Wir haben nahezu 20 Jahre eisern auf das Ziel einer festen Adresse hin gespart, indem wir jede Ausgabe streng kontrolliert, vorausschauend gewirtschaftet und hocheffizient gearbeitet haben“, sagt der Vereinsvorsitzende Dr. Thomas Wolf für den Vorstand.
Um die Förderung zu erhalten, musste das Konzept überzeugen – und das hat es: im sanierten Gebäude mit dem klangvollen Namen „Villa Juvente“ soll die Zusammenarbeit der einzelnen Abteilungen noch besser verzahnt werden können. Damit sollen laut Wolf „weitere Synergieeffekte hinsichtlich Qualität und Aufwand sowie neue Angebote verwirklicht werden“. Auf diese Weise können ihm zufolge die angesparten Mittel wieder an die Öffentlichkeit zurückgewendet werden. Der Name ist dabei quasi Programm: Das lateinische Wort juventus steht für Jugend – und das dreigeschossige Gebäude bündelt die Angebote der JUKO für Kinder, Jugendliche und Familien.
Unterstützung hat die Juko in vielfältiger Form erhalten, wofür Vorstandsmitglieder als auch Geschäftsführerin Maria Flohrschütz ihren Dank aussprachen – unter anderem nicht nur an die GeWoBau und den Magistrat der Stadt, sondern auch an mehrere Fachdienste. Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk, die neben Wolf, Claudia Herwig und Dr. Michael Lojowsky Mitglied im Vorstand ist, betonte: „Der Jugendhilfe- und Bildungsträger JUKO Marburg e.V. steht mit seinem Projekt in vollem Einklang mit den 2004 erstellten Sanierungszielen für die Nordstadt. Das städtebauliche Entwicklungs- und Handlungskonzept „Marburger Nordstadt“ hat als ein wesentliches Ziel den Ausbau der Sozial- und Bildungsinfrastruktur freier Träger festgelegt.“ Dabei seien sozialer Zusammenhalt und Integration in diesem Quartier wichtige Förderziele. Für die Universitätsstadt Marburg hat das Quartier rund um den Hauptbahnhof daneben eine große Relevanz als Eintrittstor zur Stadt mit hoher Besucher*innenfrequenz. So besteht eine besondere Verantwortung für vernachlässigte Gebäude, die eine baukulturelle Aufwertung und Nutzung erfahren sollen.
JUKO-Geschäftsführerin Maria Flohrschütz hob die Vorteile für alle Abteilungen und Angebote hervor. Sie ist sich sicher, dass die drängenden Platz- und Infrastrukturprobleme nachhaltig gemindert werden. Aufgrund inhaltlicher Ausrichtung und wegen der differenzierten und auch lokal unterschiedlichen Zuschnitte werden zwar auch in Zukunft nicht alle Angebote in der „Villa Juvente“ Platz finden können. Für die Menschen im Quartier und die Kooperationspartner in der Stadt werde das Haus aber eine wichtige und gut erreichbare Adresse werden. Die JUKO möchte mit allen Abteilungen vorhandene Netzwerke im Stadtviertel intensivieren und durch neue Verbindungen und Kooperationen noch stärker in das Stadtviertel und darüber hinaus wirken.
Hintergrund:
Die JUKO Marburg e. V. wurde 1986 gegründet. Sie ist ein gemeinnütziger freier Träger von sozialen Dienstleistungen und Angeboten mit Sitz in Marburg und arbeitet mit den Jugendämtern der Stadt und des Landkreises Marburg-Biedenkopf zusammen. Sie kooperiert mit Schulen, der Arbeitsverwaltung, anderen Jugendhilfeträgern und der Justizverwaltung in der Region Marburg. Seit 2006 gibt es eine Aufteilung in zwei Fachabteilung, der Jugend- und Konflikthilfe und des Jugendkompetenznetzwerks. Für beide Bereiche haben Auftraggeber und Kooperationspartner des Vereins konkrete Bedarfe zur Weiterentwicklung der Arbeit zurückgemeldet, die nun im Zuge der Neuerungen umgesetzt werden sollen.
Der Bereich Jugend- und Konflikthilfe umfasst alle Angebote und Hilfen nach dem achten Buch – Kinder- und Jugendhilfe – des Sozialgesetzbuchs (SGB VIII), insbesondere die flexiblen ambulanten Erziehungshilfen und Hilfen für junge Straffällige. Dazu gehören auch die Bereiche Mediation, Täter-Opfer-Ausgleich, Gewaltpräventionsprojekte und verschiedene Kooperationsprojekte an Schulen. Ein Hauptteil der geplanten und im Aufbau befindlichen fachlichen Innovationen wird im Bereich der Jugend- und Konflikthilfe liegen, insbesondere die Gewaltberatungsstelle als psychosoziales Angebot zur Verringerung familialer und häuslicher Gewalt.
Für die Stadt Marburg gibt es einen Bedarf für besondere Angebote im Rahmen der Integrationsarbeit für Menschen mit Fluchthintergrund sowie für verstärkte Präventionsarbeit, unter anderem als aufsuchende Ansätze für junge Straffällige. Neue Beteiligungsformate sowie die Aktivierung von benachteiligten unversorgten jungen Menschen sollen mit niedrigschwelligen und kreativen Zugängen sowohl für das Quartier als auch für das gesamte Stadtgebiet geschaffen werden.
Der Bereich Jugendkompetenznetzwerk umfasst alle Angebote für Ausbildung und ausbildungsvorbereitende Qualifizierung sowie Beschäftigungsangebote für mehrfach belastete junge Menschen und Erwachsene. Im Jugendkompetenznetzwerk werden innovative Fort- und Weiterbildungsansätze als „lebenslange Lernmodelle“ entwickelt. Beispielhaft wird eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Integrations- und Nachbarschaftsort „Portal Mauerstraße“ angestrebt, insbesondere um weitere neue Angebote zur beruflichen Förderung und Bildung für Frauen zu entwickeln.