„Die wirtschaftliche Entwicklung in Marburg zeigt nach oben“, gab Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernent Spies die Richtung vor. „Das spüren wir an der steigenden Zahl von Beschäftigten, Gewerbebetrieben und Studierenden“, so das Stadtoberhaupt. Für Marburg sei eine starke Wirtschaft über den Erhalt und Zuwachs von Arbeitsplätzen hinaus unverzichtbar, denn „hohe Gewerbesteuereinnahmen ermöglichen uns, ein starkes und breites Netz an sozialer und kultureller Infrastruktur aufrechtzuerhalten und auszubauen, um das uns andere Städte beneiden“.
Genauso wichtig sei es, so Spies, auch kleinere Unternehmen, beispielsweise im Einzelhandel und im Handwerk, bei Entscheidungen in wirtschaftlichen Fragen miteinzubeziehen und dort ganz konkrete Hilfestellungen anzubieten, wo es die Stadt dürfe und könne. „Die Werbekreise, die IHK Kassel-Marburg, die Kreishandwerkerschaft und viele andere sind hier für uns verlässliche Partner.“
Auf dem Gebiet der Universitätsstadt ist das Bruttoinlandsprodukt von 3,2 Milliarden Euro 2010 auf 3,8 Milliarden Euro 2015 um gut 18 Prozent angewachsen. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stieg im gleichen Zeitraum um knapp neun Prozent auf etwa 41.300, während die Studierendenzahl um gut 25 Prozent auf 26.580 zugenommen hat. Ebenfalls wuchs die Anzahl der Gewerbebetriebe um fast 27 Prozent auf 5.882.
„Marburg ist als Wirtschaftsstandort sehr gefragt“, ordnete Stadtentwicklungsreferent und Konzeptautor Wolfgang Liprecht die aktuellen Zahlen ein. Auch künftig sei die Bereitstellung von passgenauen Gewerbeflächen „wichtige Zukunftsfrage für die städtische Wirtschaftsentwicklung“. Denn bedingt durch die beengte topographische Situation Marburgs gebe es nicht nur eine Knappheit an Grundstücken für den Wohnungsbau, sondern auch für gewerblich nutzbare Flächen, zumal sich die Anforderungen der verschiedenen Branchen immer mehr diversifiziert hätten.
So unterschiedlich wie die Branchen der Gewerbetreibenden seien inzwischen auch die Anforderungen an die einzelnen Standorte, stellt das Konzept fest: „Der Einzelhandel benötigt eher gut erreichbare große Flächen und ist sehr preissensibel. Wissensintensive Dienstleister suchen die Nähe zu Forschungseinrichtungen, und die Pharmaindustrie braucht ein möglichst lärm- und verkehrsunempfindliches Umfeld mit Erweiterungsmöglichkeiten.“ Zeitgleich sei die gesamtgesellschaftliche Entwicklung von den langfristigen Megatrends Demographischer Wandel, Digitalisierung und Vernetzung, Klimaanpassung, Ressourcenknappheit und Nachhaltigkeit sowie einem Wertewandel und einer Individualisierungstendenz beeinflusst.
„Damit Marburg wirtschaftlich so attraktiv und erfolgreich bleibt wie es ist, müssen wir jetzt an die Zukunft denken. Das Gewerbeentwicklungskonzept ist hierfür eine hervorragende Grundlage, denn es beschreibt den Weg nach vorne“, so Spies. So wird das Ausweisen von zusätzlichen Gewerbeflächen auch in Zusammenarbeit mit benachbarten Kommunen genauso Thema sein wie die Verkehrsanbindung im Süden über eine Umbenennung der B3a zur Autobahn und der Ausbau der A49 im Nord-Osten.
Das neue Gewerbeentwicklungskonzept Marburg analysiert auf 86 Seiten den Gewerbeflächenbestand, identifiziert Handlungsoptionen und benennt mögliche Erweiterungsflächen sowohl im Stadtgebiet als auch im direkten Umland, um Raum für weitere Gewerbeansiedlungen schaffen zu können, auch als interkommunale Gewerbeflächen. Es kann auf der Homepage der Stadt im Bereich „Wirtschaftsstandort“ eingesehen werden und ist als Broschüre beim Referat für Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung gegen eine Schutzgebühr von drei Euro erhältlich.