„Heute möchten wir gemeinsam versuchen, die Fragen zu klären, die eine Erkrankung mit Krebs bei Betroffenen sowie ihren Angehörigen aufwirft“, sagt Stadträtin Kirsten Dinnebier, die den Aktionstag im Marburger Rathaus in Vertretung für Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies eröffnete. „Es soll darum gehen, wie sie gemeinsam Kraft schöpfen und sich gegenseitig geben können. Dabei spielen die Gespräche und das Verhältnis zwischen Ärzt*innen und Patient*innen eine wichtige Rolle“, so Dinnebier. Die Stadträtin bedankte sich insbesondere bei dem Arbeitskreis Onkologie der Universitätsstadt Marburg und des Landkreises Marburg-Biedenkopf, der den Aktionstag „Aktiv gegen Krebs“ bereits zum fünften Mal organisierte. In diesem Jahr bildete die Frage „Wie kann ein gutes Arzt-Patient-Gespräch gelingen?“ das Schwerpunktthema.
„Krebs ist eine Erkrankung, von der alle betroffen sein können. Und wie soll man dann damit umgehen? Kämpferisch, traurig, niedergeschlagen oder hoffnungsvoll? Das ist sicherlich sehr individuell. Doch immer braucht es ein sensibles Gegenüber. Das ist sehr wichtig und deswegen widmen wir uns heute diesem Thema“, sprach Kreisbeigeordnete Karin Szeder in Vertretung für Landrat Jens Womelsdorf.
Nach einleitenden Worten von Petra Gebhardt-Charis vom Arbeitskreis Onkologie, gab es als Einstieg ins Thema für die Teilnehmenden ein simuliertes Gespräch zwischen einem Arzt und einer Patientin, die von einer Angehörigen begleitet wurde. In dem Gespräch ging es um Fragen, die Betroffene häufig nach einer Diagnose mit der Erkrankung Krebs beschäftigt: Was genau bedeutet das für mich? Wie geht es jetzt weiter? Wie regele ich das mit der Arbeit, wenn ich mich zu schwach fühle? Was für Behandlungen gibt es und wie lange wird das dauern? Und noch viele weitere Fragen. Im Anschluss erfolgte ein Feedback-Gespräch, wie die Unterhaltung in den Augen der Beteiligten verlief. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass es häufig hilfreich sei, wenn Betroffene von Angehörigen zu den Gesprächen begleitet werden und sich diese Notizen machen. Denn die Betroffenen seien oft erst einmal von der Diagnose geschockt und gingen vor allem mit einer Information aus dem Gespräch heraus: „Ich habe Krebs“. Daher sei es eine große Unterstützung jemanden dabei zu haben, der*die sich auf die weiteren Informationen konzentriert und sich gegebenenfalls Notizen macht, um einige Informationen mit den Betroffenen, sobald sie den Schock etwas verdaut haben, noch einmal zu besprechen.
Nach einem Impulsvortrag zum Schwerpunkt „Wie kann ein gutes Arzt-Patient-Gespräch gelingen?“, überlegten die Teilnehmenden in zwei Parallel-Workshops Kriterien für eine gute Gesprächsführung.
Dabei standen diese Fragen im Mittelpunkt:
- Was macht ein gutes Arzt-Patient-Gespräch aus?
- Wie kann man die Kommunikation zwischen Arzt und Patient verbessern?
- Was kann ich als Betroffener, als Patient/in oder Angehörige/r tun, um mich auf diese Gespräche vorzubereiten und den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen?
Sowohl das simulierte Gespräch als auch der Impulsvortrag wurden Live gestreamt und konnten somit von Interessierten auch von Zuhause oder unterwegs aus verfolgt werden. Zudem bot der „Markt der Möglichkeiten“ Teilnehmenden vor Ort die Gelegenheit, sich an Ständen der Kliniken, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen parallel zu den Vorträgen zu informieren. Für das leibliche Wohl war ebenfalls durch einen kleinen Imbiss gesorgt.
Der Arbeitskreis Onkologie besteht aus Vertreter*innen von Kliniken, niedergelassenen Ärzt*innen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Krankenkassen, dem hessischen Krebsregister, dem Fachbereich Gesundheitsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Gesunden Stadt Marburg. Der Arbeitskreis hat sich das Ziel gesetzt, die Institutionen der Stadt Marburg und des Landkreises Marburg-Biedenkopf verstärkt untereinander zu vernetzen. Zudem will er die Bevölkerung im Landkreis über Krebserkrankungen und vorhandene Angebote zur Bewältigung der Krebserkrankung aufklären.
Hintergrund
Der Weltkrebstag wurde 2007 von der Welt-Krebsorganisation „Union nationale contre le cancer“ (Internationale Vereinigung gegen Krebs, UICC) ausgerufen. Am Weltkrebstag 2020 stehen die Themen Vorbeugung, Erforschung und Behandlung im Mittelpunkt. Es beteiligen sich zahlreiche Mitgliedsorganisationen mit vielfältigen Aktionen und dem Ziel, die Bevölkerung rund um das Thema Krebs zu informieren, aufzuklären und Halbwissen zu beseitigen. Es wird besonders für die Krebsvorsorge geworben, denn je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen.
Nach Angaben der UICC erkranken weltweit jährlich mehr als zwölf Millionen Menschen und rund acht Millionen Menschen sterben an den Folgen. In Deutschland sind jährlich etwa 500.000 Menschen von einer Neuerkrankung betroffen, davon etwa 2000 Kinder. Nach Angabe des Epidemiologischen Bulletins des Robert-Koch-Instituts vom 9. Februar 2015 ist die häufigste Krebsart bei Männern der Prostatakrebs mit 64.500 Neuerkrankungen pro Jahr und bei Frauen Brustkrebs mit 69.700 Neuerkrankungen pro Jahr, gefolgt von Lungen- und Darmkrebs. Vorbeugende Maßnahmen, um das Risiko, an Krebs zu erkranken, zu verringern, sind regelmäßige körperliche Bewegung, Nichtrauchen, eine gesunde Ernährung sowie Schutz vor UV-Strahlung.