© Stadt Marburg, i. A. Heiko Krause
„Wir freuen uns, dass in dieser zentralen Lage im Herzen der Stadt die Aufenthaltsqualität für die Bürgerinnen und Bürger weiter verbessert wird. Das ist ein starkes Signal für den Wirtschaftsstandort Marburg", unterstrich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zur wichtigen Fortentwicklung des Einzelhandels am Ort des in die Jahre gekommenen Objekts. Spies konnte aufgrund einer über fünfstündigen Haupt- und Finanzausschusses des Parlaments nicht selbst an der Informationsveranstaltung teilnehmen.
Bürgermeister Kahle erinnerte vor etwa 60 Interessierten an die CIMA-Studie zum Einzelhandel in der Universitätsstadt. Sie belege, dass Marburg derzeit Potenziale an Käufern mangels bestimmter Angebote verlorengehen. „An diesem Standort kann demnach Einzelhandel ohne Schaden für die Oberstadt und mit dem Effekt entstehen, dass der wirtschaftliche Raum gestärkt wird." Positive Beispiele aus der Vergangenheit für eine solche Entwicklung seien etwa die Ansiedlung des Bekleidungsgeschäftes der Kette „H&M" und die Sanierung des Schlossbergcenters in der oberen Gutenbergstraße. Beides habe bereits zu einer Belebung geführt.
„Das Gebäude ist in einem desolaten Zustand", so Kahle zum ehemaligen Allianzhaus, „und wir sind als Stadt Marburg froh, dass die Werner-Gruppe so starkes Interesse hat". Der Geschäftsführer des Inverstors, Klaus Diegelmann, stellte die Pläne für das zukünftige Innenleben des Geschäftshauses vor. Davor berichtete Architekt Max Reith von den baulichen Vorstellungen, die moderner Stadtentwicklung Rechnung tragen und dem Ort einen urbanen Charakter verleihen sollen.
Wie Reith ausführte, werde das große Gebäude der Umgebungsarchitektur in allen drei angrenzenden Straßen mit dem Gefälle der Gutenbergstraße angepasst. „Es ist uns sehr wichtig, dass das Haus die Straßen bespielt", so Reith, also die Umgebung bei den Planungen aufnehme. Zur Universitätsstraße werde der Eingang mit Arkaden etwas vorgezogen, um die wichtige Achse zur Oberstadt hervorzuheben. Links davon entstehe eine „Ladenterrasse", die in Richtung Savigny-Haus, wo die alte Platane erhalten werden soll, in einer Treppe endet.
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Auf dem Dach des derzeit nicht genutzten Parkdecks will der Investor ein Hotel bauen, das jedoch nicht an der Kante des Geschosses darunter ansetzt, sondern als Ring mit Zimmern nach innen zu einem Atrium und nach außen etwas zurückversetzt entstehen wird. Zur Universitätsstraße werden laut Auskunft des Architekten darunter und über den Geschäftsräumen Büroflächen entstehen. Die dahinter auf zwei Etagen geplanten Parkplätze seien von unten nicht zu sehen und auch im Bereich der Gutenbergstraße nach hinten versetzt. Zu- und Abfahrt erfolge wie bisher in der Schulstraße, jedoch würden sie umgekehrt, damit ein- und ausfahrender Verkehr sich nicht mehr begegnen.
Auf dem Dach soll ein Hotel entstehen
Wie Diegelmann ausführte, sollen nach den neuesten Plänen insgesamt 300 Parkplätze entstehen, die schräg angelegt gut anfahrbar sein werden. Das Soll der Stellplatzsatzung werde so um 60 übertroffen. Sechs Ladestationen für Elektroautos sind geplant, könnten bei Bedarf auch aufgestockt werden, so Diegelmann. Mit 80 Fahrradstellplätzen, zum Teil auch abschließbar etwa für Fahrradtouristen, werde das Soll ebenfalls übererfüllt. Auf Fragen aus dem Publikum nach Fahrradstellplätzen vor dem Gebäude in der Universitätsstraße, kündigte Diegelmann an, im Bereich zwischen dem Geschäftshaus und dem Savigny-Haus in Absprache mit der Universität eine gute Lösung finden zu wollen. Der Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen, Umwelt der Stadt, Jürgen Rausch, erklärte zudem, dass man sich um eine Versetzung der Luftmessstation des Landes und Entfernung der Litfaßsäule bemühen werde, um vor dem Haus mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger zu erhalten.
Die Fassade in der Gutenbergstraße werde gegliedert, um den bestehenden Einzelhäusern gegenüber mit ihren Läden Rechnung zu tragen, erläuterte Reith. Eingänge zum Hotel, den Büros und zu den Parkplätzen dienten dazu. Generell, so betonte Reith, werde es sich nicht um ein geschlossenes Zentrum handeln, in das die Kunden nur hinein und wieder hinaus gehen, sondern es sei in alle Richtungen mit Eingängen offen, sodass umliegender Einzelhandel gut erreicht werden kann.
„Tegut ist als Hauptmieter gesetzt", sagte Diegelmann. Der Lebensmittelmarkt bleibe im Erdgeschoss. Insgesamt werde es zusammen mit Aldi 3000 Quadratmeter Fläche für Lebensmittel geben. Daneben kommt mit dm eine Drogerie hinzu. Befürchtungen, dass beide Ketten mittelfristig ihre Märkte im Marktdreieck schließen könnten, teilt Wolfgang Liprecht, Stadtentwicklungsreferent vom Referat für Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung der Universitätsstadt Marburg, nicht. Im Gegensatz zum Stadtzentrum bediene das Geschäftshaus am Erlenring eher regionale Kundenströme.
Im vorderen zur Universitätsstraße gelegenen Bereich des Erdgeschosses wird laut Diegelmann ein Geschäft für Mode angesiedelt, weitere „Fashion-Angebote" sollen die Kunden im ersten Obergeschoss finden, das durch eine Rolltreppe mit dem unteren Bereich verbunden wird. Insgesamt sind für Textilien 3200 Quadratmeter vorgesehen. Zehn kleinere Ladenlokale seien zudem eingeplant. „Wir werden das Sortiment eng mit der Stadt absprechen", versprach der Investor. Darüber hinaus gebe es noch Freiflächen, für die die genauere Planung noch erfolge. Im Erdgeschoss sind Diegelmanns Auskunft noch ein Café sowie der Empfangsbereich des geplanten Hotels vorgesehen, das seinen Frühstücksraum im ersten Obergeschoss haben soll. Es werde von der B + B Kette mit 85 Zimmern als reines Zwei-Sterne-Frühstückshotel betrieben.
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Die Anlieferung, so Diegelmann, werde wie bisher über die Schulstraße erfolgen. Angesichts von Befürchtungen, es werde mehr Verkehr geben, dem die Straßen „Schulstraße" und „Am Grün" nicht mehr gewachsen seien, hob Bürgermeister Kahle hervor, dass er sicher ist, dass sie ausreichen. Kahle verwies darauf, dass das Gebäude früher auch ohne Probleme mehr frequentiert wurde.
Wie der genaue Bauablauf aussehen soll, steht laut Diegelmann noch nicht fest. Es werde mindestens ein Kran in der Gutenbergstraße platziert. Jedoch werde gewährleistet, dass die Anlieferung der Geschäfte dort bei gleichzeitigem Verkehrsfluss gewährleistet ist. Kahle versprach, in einer weiteren Veranstaltung vor Baubeginn, der für April 2017 vorgesehen ist, noch einmal genauer zu informieren.