Die eine überzeugte Christin, die andere gläubige Muslima, Moscheegründerin und liberale Imamin, beide vielfach ausgezeichnete und engagierte Streiterinnen für Demokratie, Menschenwürde und Dialog – die Wege von Prof. Dr. Gesine Schwan und Seyran Ateş kreuzen sich immer wieder, zuletzt als Rednerinnen des prominent besetzten „1. Bonner Festivals der Begegnungen“: Ateş hielt während des Festivals in der Friesdorfer Pauluskirche die „Kanzelrede“ zum Volkstrauertag und Schwan die im Gottesdienst an Buß- und Bettag.
Prof. Dr. Gesine Schwan, Politikwissenschaftlerin, frühere Präsidentin der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder), Mitbegründerin der Humboldt-Viadrina Governance Platform Berlin, ist neben ihrer wissenschaftlichen Karriere seit Jahrzehnten in zahlreichen politischen Gremien tätig. Sie war unter anderem Koordinatorin der Bundesregierung für die grenznahe und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit mit Polen und im Vorstand der Deutschen Vereinigung für politische Wissenschaften, ist Vorsitzende der Grundwertekommission im Parteivorstand der SPD oder auch Kuratorin für eine ganze Reihe von Stiftungen und Gesellschaften. Zwei Mal trat sie als Kandidatin zur Wahl für das Amt des Bundespräsidenten/der Bundespräsidentin an.
Am Samstag, 27. April, kommt Gesine Schwan nach Marburg, um bei der öffentlichen Festveranstaltung zur Preisverleihung „Das unerschrockene Wort“ in der Lutherischen Pfarrkirche die Laudatio auf Seyran Ateş zu halten (Beginn: 11 Uhr, Einlass: 10.30 Uhr).
Der Bund der 16 Lutherstädte in Deutschland zeichnet die 55-jährige Berlinerin Seyran Ateş mit türkisch-kurdischen Wurzeln für ihren Kampf für die Rechte muslimischer Frauen, für Demokratie, Integration und für einen säkular-liberalen Islam, gegen Parallelgesellschaften und gegen politisch-religiösen Extremismus aus. „Die Frage der Integration ist eines der bedeutenden Themen der Gegenwart und eine enorme Herausforderung für die Zukunft unserer Gesellschaft. Mit Seyran Ateş würdigen wir eine Pionierin der Integrationsarbeit. Trotz Morddrohungen und tätlichen Übergriffen verfolgt sie diesen Weg seit Jahrzehnten mit enormer Zivilcourage. Seyran Ateş bezeichnet sich selbst als gläubige Muslimin, die ihre Religion von innen heraus reformieren will, statt sich gegen sie zu wenden. Das ist im bestens Sinne Luthers,“ heißt es in der Begründung der Jury für Seyran Ateş.
Auch das musikalische Begleitprogramm der öffentlichen Preisverleihung atmet den Geist von interkultureller Verständigung und interreligiösem Dialog. Aus Bonn kommt Schirin Partowi in die Lutherische Pfarrkirche.
Die persisch-deutsche Altistin und Absolventin mit Auszeichnung der renommierten Folkwang Hochschule in Essen ist Gründerin und künstlerische Leitung des interreligiösen AVRAM Ensembles – und für Marburg keine Unbekannte: Schirin Partowi und ihr Ensemble waren mit ihrem Konzert zum Abschluss von „3 Tage Marburg“ Höhepunkt des Stadtfestes 2016. Auch Partowi kennt die Preisträgerin Seyran Ateş persönlich und fühlt sich geehrt, die Preisverleihung „Das unerschrockene Wort“ mitzugestalten. Vor Auftritten unter anderem bei den Wiesbadener Burgfestspielen im Mai oder einem Gastspiel in Paris in Juni reist die Sängerin am 27. April für den Lutherpreis in die Universitätsstadt Marburg. An der Orgel der Pfarrkirche begleitet sie der Landeskirchenmusikdirektor und Leiter der Kurhessischen Kantorei Marburg, Uwe Maibaum.
Weitere Informationen zum Preis „Das unerschrockene Wort“ 2019 sowie zur Preisträgerin Seyran Ateş gibt es hier.