„Rainer Dolle hat das Leben von Menschen in der Region fundamental verbessert und ist dabei immer unmittelbar ins praktische Handeln gekommen. Was ihn prägt, ist Kapitalismuskritik der Tat“, würdigt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die Arbeit von Rainer Dolle bei dessen offizieller Verabschiedung. Auch laut dem ehemaligen Oberbürgermeister und Vorstandsvorsitzenden von „Arbeit und Bildung“, Egon Vaupel, ist Rainer Dolle der Idee des von ihm gegründeten Vereins immer engagiert und empathisch treu geblieben: „Alle Menschen haben die Möglichkeit zur sozialen Teilhabe. Alle Menschen haben das Recht, selbstbestimmt zu leben. Alle Menschen haben das Recht auf gleichen Zugang zu Ausbildung, Arbeit und Beruf.“
Rainer Dolle hatte von 1974 bis 1981 Wirtschaftswissenschaften, Soziologie und Pädagogik an der Philipps-Universität Marburg studiert. Daran hatte er eine psychoanalytische Fortbildung am Gießener Institut für Psychoanalyse angeschlossen. Nach seiner Ausbildung zum Diplom-Soziologen engagierte ihn die Volkshochschule Marburg im Jahr 1981 als Teamer und Dozent in der Jugend- und Erwachsenenbildung. Ein Jahr später entwickelte sich eine Kooperation zwischen den beiden Hochschulen von Stadt und Kreis und der Arbeitsgemeinschaft „Arbeit und Leben“ sowie dem DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund). Ziel dieser Kooperation war es, jugendliche, arbeitslose sowie schwerbehinderte Personen auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.
Aus dieser erfolgreichen Kooperation entwickelte sich im Zusammenschluss mit mehreren Institutionen 1986 der Verein „Arbeit und Bildung e. V.“. Als Gründungsvater des Vereins wurde Rainer Dolle die Doppelfunktion des Geschäftsführers und des pädagogischen Leiters zugesprochen. Diese Funktion übte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand zum Ende des Jahres 2020 aus. Bei der offiziellen Verabschiedung, die wegen der Corona-Pandemie verspätet stattfinden musste, gestand OB Dr. Thomas Spies: „Ich verabschiede Rainer Dolle nicht ohne Wehmut. Ihn nicht mehr in den Funktionen mit seinem tatkräftigen Engagement um sich zu haben, ist für die Stadt, den Landkreis und das Land ein großer Verlust.“ Denn, und auch das präge Rainer Dolle, fährt Dr. Spies fort: „Du warst aus einem tief in dir verwurzelten, empathischen Impuls getrieben, Menschen zu unterstützen.“
Egon Vaupel eröffnete die feierliche Verabschiedung von Rainer Dolle und sagte: „Er hat in den vielen Jahren ein großes Netzwerk aufgebaut, hat Strukturen geschaffen und Unterstützer*innen akquiriert. Ich habe immer gespürt: Rainer Dolle ist ein engagierter Lobbyist für die Interessen derjenigen, die Unterstützung brauchen.“ Dolle habe das soziale Gesicht dieser Stadt geprägt. In gut 35 Jahren habe er rund 50.000 Menschen beraten und begleitet.
Der Verein „Arbeit und Bildung“ ist heute Fortbildungsinstitut für 3.000 Jugendliche und Erwachsene und Beschäftigungsträger mit 180 Arbeitsplätzen für ehemals Arbeitslose. Er ist betriebliche und außerbetriebliche Ausbildungsstätte für 30 Auszubildende und Arbeitgeber für 150 Pädagog*innen, Lehrer*innen, Ausbilder*innen und Verwaltungsfachkräfte. Heutzutage hat „Arbeit und Bildung“ 25 Niederlassungen, Außenstellen und Betriebsteile in Mittelhessen. Der Verein zählt 800 Praktikumspartner, Umschulungsplätze und Ausbildungskooperativen mit Unternehmen und hat 4.500 Verbundpartner im Netzwerk.