Paradebeispiele für Arten, die in Gewässern ausgesetzt werden, sind Rotwangen-Schmuckschildkröten (ihre Heimat ist Nordamerika) und Goldfische (sie kommen nirgendwo auf der Welt natürlich vor!).
Wenn man ihrer überdrüssig geworden ist, will man sie loswerden. Nur, wohin damit? Die Zoohandlung nimmt sie nicht zurück, die Tierheime sind überfüllt und großen Liebhaberwert haben sie auch nicht. „Also,“ mögen viele denken, „lasse ich sie am besten frei! Ich brauch‘ kein schlechtes Gewissen zu haben und die Tiere sind glücklich.“ Aber…
Das ungenehmigte Freilassen von nicht heimischen Tieren und Pflanzen stellt einen Verstoß gegen § 40 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) dar, ist also verboten und kann entsprechend geahndet werden.
Wenn nicht-heimische Organismen freigelassen werden, kann dies für die heimischen Lebewesen, die denselben Lebensraum bewohnen, erhebliche Probleme mit sich bringen. Da die Neulinge bei uns keine natürlichen Feinde haben, können sie sich unter Umständen unkontrolliert vermehren und so den Lebensraum zum Nachteil der dort heimischen Lebewesen stark beeinträchtigen. Von Goldfischen ist z.B. bekannt, dass sie die Larven von Fröschen und anderen Amphibien sowie im Wasser lebende Insektenlarven (z.B. Libellen) fressen und deren Populationen dadurch stark dezimieren können.
Die erfolgreichen Exoten wieder aus der Natur zu entfernen, ist so gut wie unmöglich. Ein gutes Beispiel dafür ist der Waschbär: Er wurde in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in nur wenigen Exemplaren freigelassen und ist heute in Deutschland fast flächendeckend vorhanden.
Tut man den Tieren wirklich etwas Gutes?
Nur die wenigsten nicht-heimischen Tierarten können bei uns in der freien Natur überleben oder sich sogar dauerhaft ansiedeln – mit den geschilderten Problemen für die heimischen Ökosysteme. Die meisten Exoten überleben in den für sie fremden Lebensräumen nicht, weil sie mit Gegebenheiten konfrontiert werden, die ihren Lebensansprüchen nicht entsprechen (unverträgliche Temperaturen, fremde Parasiten, ungeeignete Gewässerchemie etc.).
Diesen Tieren geht es also nicht gut. Wenn man sie freilässt, ist das für sie mit viel Lied verbunden. Das passt nicht zu den guten Absichten der ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer.
Unser Tipp:
Wenn Sie vorhaben, sich ein exotisches Haustier anzuschaffen, erkundigen Sie sich vorher darüber, welche Lebenserwartung es hat und wie es sich weiterentwickeln wird. Rotwangen-Schmuckschildköten beispielsweise bleiben nicht immer so klein und niedlich, wie sie in der Zoohandlung aussehen: Sie werden bis zu 30 cm lang und haben eine Lebenserwartung von 30 – 40 Jahren. Sind das wirklich die richtigen Haustiere für Sie?
Es ist nicht abzusehen, welche Konsequenzen das Ausbringen von nicht heimischen Organismen für unsere Natur hat. Die Folgen können aber gravierend sein. Deshalb dürfen solche Tiere und Pflanzen nicht in die freie Natur entlassen werden.
Sollten Sie Fragen haben, können Sie sich gern an die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Marburg wenden.