© Heiko Krause, Universitätsstadt MarburgEtwa 80 Marburgerinnen und Marburger kamen am Mittwoch zur jährlichen Informationsveranstaltung der Stadt Marburg, der Philipps-Universität und des Hessischen Baumanagements zur Universitätsentwicklung ins Hörsaalgebäude.
Konkret ging es diesmal bei der Veranstaltung um die Bebauung des ehemaligen Brauereigeländes, den Stand beim Neubau der zentralen Universitätsbibliothek, Planungen auf den Lahnbergen und für eine bessere Anbindung durch Radwege sowie die Sanierung des Landgrafenschlosses.
Oberbürgermeister Egon Vaupel und die Präsidentin der Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Katharina Krause, erinnerten daran, dass die Campusplanungen 2006 begonnen haben. Die Idee, so Krause, sei aber bereits um die Jahrtausendwende entstanden, als klar war, dass die Kliniken aus dem Nordviertel wegziehen würden. Das Heureka-Programm der hessischen Landesregierung habe es schließlich ermöglicht, den Gedanken der 1960er Jahre: „Naturwissenschaften auf die Lahnberge, Geistes- und Sozialwissenschaften ins Lahntal“ so umzusetzen, dass die Uni noch mehr in die Stadt rückt, so Krause. Vieles sei bereits zu sehen, so die Unipräsidentin weiter. Und die jetzigen Wintermonate eigneten sich hervorragend zum Planen.
Vaupel sprach von einer großen Chance für die Nordstadt. Er verwies darauf, dass viele Gebäude bereits für eine Umnutzung saniert werden, beispielsweise die ehemalige Augenklinik. „Die Entwicklung der Universität ist entscheidend für die Entwicklung der Universitätsstadt Marburg“, machte der Oberbürgermeister klar. Mit den zentralen Projekten der Universität, aber auch mit städtischen Maßnahmen, wie dem Umbau der Stadthalle, „ist es wohl ein historischer Stadtumbau“. Dabei müsse durch Beteiligung auch die Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern geweckt werden, weshalb er froh sei, dass der Hörsaal so gut gefüllt sei.
Als erster berichtete Architekt Ferdinand Heide von den weiteren Bauplanungen auf dem Brauereigelände, wo der Deutsche Sprachatlas fast fertiggestellt ist und bald bezogen werden kann. Entstehen sollen dort noch ein Forschungsgebäude, in dem das Dokumentationszentrum Bildarchiv Foto Marburg eine neue Heimat finden sollen, sowie ein Seminargebäude mit Hörsälen und Seminarräumen. Dieses soll nach Auskunft Heides in direkter Nähe des Alten Botanischen Garten mit Tageslicht in allen Räumen gebaut werden.
Beide seien viergeschossig geplant, so Heide, und sollten zugleich einen städtebaulichen Akzent zum Parkhaus bilden. Im Norden Richtung Altem Botanischen Garten schließt es genau mit diesem ab, sodass von Norden der Blick auf den Berg mit Altstadt und Schloss noch möglich ist. Der noch in einem Architekturwettbewerb unter den bestehenden Vorgaben zu planende „kraftvolle Bau“, werde das Parkhaus „reduzieren“, zeigte sich der Architekt überzeugt. Technik, wie die aufwendige Belüftung, werde im Keller untergebracht und so nicht sichtbar sein. In den oberen Stockwerken befinden sich dann laut Heide die weiteren Räume hinter einer hochwertigen Fassade. Darüber hinaus erhalte der Bau im Innenbereich eine große Halle über alle vier Geschosse, die ihm einen öffentlichen Charakter geben.
In Richtung Rudolphsplatz werde zwischen Pilgrimstein, dem Forschungsbau, der dort schmal zuläuft, und dem Sprachatlas eine Freifläche mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen. Der Forschungsbau werde mit 2,50 Metern nicht so nah an die Straße gebaut, wie es der Bebauungsplan zugelassen hätte. Eine Straßenschlucht werde nicht entstehen. Zugleich gebe es zwischen den Gebäuden breite Wege, die auch mit dem Fahrrad im Anschluss an die neue Brücke zum Hörsaalgebäude gut zu nutzen sei. Das gesamte Gelände soll so der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. 2020 soll der Forschungsbau bezugsfertig sein.
Die Übergabe der neuen Zentralbibliothek auf der anderen Seite des Alten Botanischen Gartens, die im Rohbau fertiggestellt ist, soll bereits im Mai 2017 erfolgen. Markus Janik, Projektleiter beim Hessischen Baumanagement, berichtete, dass ab Januar kommenden Jahres mit dem Innenausbau und der Fassade begonnen wird. Der insgesamt 108 Millionen Euro teure Neubau liege im Zeit und Kostenplan.
Wie Gunnar Kuhl, Baubeauftragter für die Lahnberge, erläuterte, seien im Bereich Campus Lahnberge bereits einige Neubauten, unter anderem für die Chemie, in den letzten Jahren fertiggestellt worden. In diesem Bereich „Nordcampus“ liefen derzeit die Planungen für eine Umweltstraße, über die die Busse mit neuen Haltestellen direkt das Universitätsgelände anfahren können und die auch vom Radverkehr genutzt werden kann.
Geplant werde ein neues Parkhaus mit 240 Stellplätzen, das auch von Studierenden genutzt werden kann. Für die Busspur würden Parkplätze wegfallen, so Kuhl, sodass nach Abschluss der Arbeiten insgesamt 600 zur Verfügung stehen werden. Geplant werde derzeit auch ein Neubau auf 11.000 Quadratmetern in der Nähe zur Biologie. 18 interdisziplinäre Arbeitsgruppen erhielten dort ein Zentrum für synthetische Mikrobiologie, das bis Ende 2019 fertiggestellt werden soll.
Die Radverkehrsbeauftragte der Stadt Marburg, Katharina Grieb aus dem Fachdienst Tiefbau, erläuterte kurz Planungen, das Radwegenetz zu den Lahnbergen aus der Innenstadt heraus zu verbessern. Entstehen könnte eine Hauptroute ab Erlenring, die über den Alten Kirchhainer Weg durch den Wald führt. Ein Planungsbüro sei beauftragt, ein Gesamtkonzept zum Radwegenetz Lahnberge zu erstellen. Möglich sei auch eine Reduzierung der Fahrbahnbreite der Landesstraße zugunsten des Radverkehrs, so Grieb.
Maja Turba, Abteilungsleiterin Bau bei der Universität, sagte, dass die Schlossmauern in Richtung Süden saniert worden seien. In den kommenden zwei Jahren wären die Nordmauern an der Reihe. 2018 würden dann die Dächer des Landgrafenschlosses erneuert. Jürgen Rausch, Leiter des Fachbereichs Bauen, Planen, Umwelt, berichtete abschließend, dass im Hinblick auf die Erreichbarkeit des Schlosses Stadt und Universität sich beim Förderprogramm „Projekte des Städtebaus 2017“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BUMB) bewerben werden.
Rausch verwies unter anderem auf den Zustand der Landgraf-Philipp-Straße, deren Pflaster eher „spätmittelalterlich ist“. Es stelle sich die Frage, ob hier etwas geändert werden könne und solle. Eine Rolle spiele auch der schlechte Zustand der Lutherstraße, auf der der Schlossbus einmal in der Stunde hochfahre. Die Bushaltestelle am Schloss sollte barrierefrei sein, so Rausch, und eine Umgestaltung der Freiflächen, wo noch ein herkömmlicher Gehweg mit Bordstein sei, müsse angestrebt werden. Die Antragstellung, so Rausch, werde bis Mai 2016 erarbeitet und beinhalte alle Zuwege und Zufahrten zum Schloss.
Zuletzt verwies der Baudirektor darauf, dass immer noch ein Schrägaufzug zum Schloss, wenn auch nicht kurzfristig, eine Möglichkeit der barrierefreien Erreichbarkeit bleibe. Von der Wasserscheide aus mit einem Drehpunkt zur nördlichen Schlossmauer, so die Machbarkeitsstudie, sei er realisierbar. Weil die Trasse aber über die Physik der Philipps-Universität verläuft, so Rausch, hänge die Umsetzung natürlich auch davon ab, wann diese aus der Innenstadt im Rahmen der Campus-Planung auf die Lahnberge zieht.