Wegen der Corona-Beschränkungen findet die Veranstaltung digital statt. Alle können dabei sein – die Zugangsdaten sind zu finden auf der Webseite des Landestheaters unter https://www.hltm.de/de/produktion/corona-und-flucht.
Covid-19 bestimmt seit März den Alltag. Das gilt sowohl lokal vor Ort als auch global. Die Konsequenzen der Corona-Pandemie treffen dabei Geflüchtete besonders hart, vor allem die Menschen an den EU-Außengrenzen: Wohnen auf engstem Raum, oft kein warmes Wasser, keine Heizung, kein Strom. Dazu: Warten auf politische Entscheidungen, ständige Unsicherheit, eingeschränktes Angebot von Hilfsorganisationen. In vielen Flüchtlingslagern und -unterkünften sind die Regeln zum Schutz vor einer Infektion kaum umsetzbar. Wenn sich dort Menschen infizieren, dann werden die Einrichtungen abgeriegelt. So leben etwa allein in dem Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos rund 7500 Menschen, die das Camp nicht mehr verlassen dürfen.
Die Pandemie bringt aber nicht nur Not und Krankheit, sondern auch Mut und Solidarität: „Solange die Politik nicht in der Lage ist, den Menschen in ihren Heimatländern eine sichere, friedliche und auskömmliche Existenz zu sichern, solange ist es unangemessen, die Augen vor den Konsequenzen zu verschließen“, beschrieb Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies schon 2019 Marburgs Rolle als „Sichere-Hafen-Stadt“. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind im Jahr 2020 rund 100.000 Menschen trotz Corona nach Deutschland gekommen.
Wie Menschen auf der Flucht unter Pandemiebedingungen (über-)leben und was die Bürger*innen in Marburg für eine Verbesserung der Zustände tun können – darüber möchte das Corona-Hilfe-Netzwerk der Stadtverwaltung und der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf informieren und in Austausch treten. Themenschwerpunkte sollen die aktuelle Situation und die Probleme flüchtender Menschen an den EU-Außengrenzen sein. Dazu gibt es Berichte aus Perspektive der Betroffenen sowie aus medizinischer Sicht von Dr. Leonie Ströbele, die im Sommer sechs Wochen als Ärztin auf Lesbos gearbeitet hat.
Die Initiative „200 nach Marburg“ und die Marburger Seebrücke sagen: „Es ist ein Skandal, dass nach elf Monaten Covid-19-Pandemie immer noch kein Plan zur Rettung der Geflüchteten in den Lagern existiert.“ Gabriele Borgemeister, Karin Schwalm und Marita Gabrian von „200 nach Marburg“ fragen: „Was können Engagierte in Deutschland, Hessen und Marburg dennoch – oder gerade deshalb – tun, damit Bundesinnenminister Seehofer seine Blockadehaltung gegenüber der Aufnahmebereitschaft der Kommunen aufgibt? Wie lässt sich endlich das Landesaufnahmeprogramm durchsetzen?“ Mit diesen Fragen wollen die Marburger Aktivistinnen zum Vernetzen und zum Aktiv-Werden anregen.
Der digitale Infoabend „Corona und Flucht“ steht allen Interessierten offen. Zur Teilnahme an der Videokonferenz mit Webex ist keine spezielle Software nötig: Ein PC, Laptop, Tablet oder Smartphone mit Internetzugang reichen aus. Auch über Telefon zuhören ist möglich: Die Einwahlnummer und der telefonische Zugriffscode werden ebenfalls auf der Internetseite des Landestheaters bereitgestellt: https://www.hltm.de/de/produktion/corona-und-flucht. Fragen zur Veranstaltung beantwortet Johannes Maaser von der Stadt Marburg per E-Mail: johannes.maaser@marburg-stadt.de
Praktische Solidarität
Wie Engagement in der Corona-Zeit möglich ist, zeigt das Beispiel des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM). Seit März 2020 näht die Theaterschneiderei des HLTM Mund-Nasen-Bedeckungen. In der Stadtverwaltung kommt die Mund-Nasen-Bedeckung „made in Marburg“ unter anderem bei den Mitarbeitenden des Stadtbüros, bei der Stadtpolizei, aber auch für die Ausstattung des Freiwilligennetzwerks der städtischen Corona-Hilfe zum Einsatz. Nicht nur für Marburg sind die Schneider*innen im Einsatz: Auch auf die griechische Insel Lesbos wurden Masken an die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ geschickt, um die Arbeit in den Flüchtlingslagern vor Ort zu unterstützen. Zusätzlich leisten viele Bürger*innen durch Spenden selbstgefertigter oder gekaufter Masken einen wichtigen Beitrag: Die Maskenspenden aus dem Freiwilligennetzwerk wurden gesammelt und auf die griechische Insel geschickt. Rund 1000 Gesichtsmasken wurden bisher versendet. Die Corona-Hilfe der Stadt Marburg unterstützt das Hilfsprojekt. Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, ist weiterhin dazu eingeladen, Masken bei Johannes Maaser im Stadtbüro abzugeben. Jede Spende wird dankend angenommen.