© Universitätsstadt MarburgBürgermeister Dr. Franz Kahle lud alle Bürgerinnen und Bürger zu einem gemeinsamen Treffen ein, bei dem Referentinnen und Referenten über Entwicklungen und beispielgebende Projekte informierten. Die Tagung wurde vom Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro SP-Plus aus Bad Nauheim organisiert.
Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister eröffnete Dieter Buroch die Vortragsreihe mit einem Beitrag zum Thema „Kultur und Identität“. Er referierte über sein Kulturprojekt „Dialog Runkel - Kultursommer 2014“ und machte damit Mut zur Organisation von Kulturveranstaltungen im ländlichen Raum. Wichtig sei es, neue Wege zu gehen, Leerstände beispielsweise für Kunst zu nutzen und örtliche Vereine mit einzubinden. Auf diese Weise sehe er beste Chancen, dass das Leben und Wohnen im Stadtteil künftig wieder attraktiver werde als das Leben im Stadtzentrum.
Doris Heineck von der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf berichtete über den Wandel und die Funktion von Vereinen in der heutigen Zeit und das Engagement im Ehrenamt. Vereine seien Mitgestalter des öffentlichen Lebens, Dialogpartner der kommunalen Entwicklung und böten Raum für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im Ehrenamt und überhaupt im bürgerschaftlichen Engagement sei eine Lebensphasenorientierung, also Engagement, wo man sich gerade befinde zu beobachten, erläuterte Heineck. Um Vereine dauerhaft und zukunftsorientiert zu gestalten komme der Nachwuchspflege, der Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz nach innen und außen sowie der Akquise von Mitgestaltern und Mitgliedern besondere Aufmerksamkeit zu.
Der Bürgermeister der Gemeinde Jossgrund, Rainer Schreiber, erzählte lebhaft über die positiven Erfahrungen der in seiner Gemeinde entwickelten und umgesetzten Projekte. Ab 2007 wurde aus dem Ort Burgjoß ein Bio-Energiedorf. Für die Realisierung einer Holzhackschnitzelheizanlage zur Energieversorgung des Ortes wurde durch die Bürgerinnen und Bürger eine Genossenschaft gegründet. Das Projekt wurde mit Zuschüssen und zudem mit viel Eigenleistung umgesetzt. Der historische Schafhof wurde umgebaut und saniert. Neue Nutzungen wie beispielsweise ein Café, eine Arztpraxis, gewerbliche Räume oder ein Künstleratelier konnten angesiedelt werden. Hauptsächlich in Eigenleistung durch Bürgerinnen und Bürger jeden Alters entstand der „Park der Generationen“. Im Rahmen der seit 2014 laufenden Dorfentwicklung sollen weitere aus dem IKEK entwickelte Projekte umgesetzt werden.
Wolfgang Nickel von der Planungsgruppe Nord beschrieb in seinem Vortrag „Mobilität und Radfahren“ das heutige Nutzerverhalten der Verkehrsteilnehmenden im städtischen und ländlichen Raum, die Anforderungen an das moderne Radwegenetz und den Trend zur Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel auf einem Weg. Insgesamt sei im ländlichen Raum eine deutliche Zunahme des Radverkehrs und der damit verbundenen Nutzung von E-Fahrrädern zu verzeichnen. Die „neue Mobilität“ benötige Flächen, Räume und Orte für Infrastruktur und Organisation (zum Beispiel Mobilitätspunkte), die in die bauliche Entwicklung der Orte integriert werden müssen. Eine Zusammenarbeit der IKEK-Gruppe „Mobilität“ und der Planungsgruppe ist angedacht.
Anschließend informierte Prof. Frank Oppermann zum Thema „ Baukultur, Denkmalschutz & Energie“. Über die Bestandsanalyse von verschiedenen Dorf- und Hofformen, den Bauzustand der Gebäude in Abhängigkeit von Nutzung und Nutzungsintensität den demographischen Wandel bis hin zu Anforderungen aus denkmalschutzrechtlichen Gründen reichte der Vortrag. Die Dorfentwicklung soll als Chance angenommen werden, das Leben im ländlichen Bereich modernen Erfordernissen anzupassen, gleichzeitig aber die Besonderheiten des Dorfes zu erhalten. Nutzungsänderungen historischer Gebäude seien notwendig, denn nur durch eine heutige verträgliche Nutzung und den damit verbundenen substanzschonenden Umbau könne der Erhalt und damit das kulturelle Erbe gesichert werden.
© Universitätsstadt MarburgAbschließend dankte Bürgermeister Dr. Franz Kahle für die rege Teilnahme. „Wir hoffen, dass in unseren Außenstadtteilen spannende Ideen entwickelt und umgesetzt werden können. Die Wohn- und Lebensqualität ist heute schon hoch – wir müssen die Stadtteile aber auch für die Zukunft attraktiver machen.“