Es ist eine schockierende Statistik ein – jeden Tag versucht ein Mann seine (Ex-)Partnerin zu ermorden, jeden dritten Tag gelingt es. Im Jahr 2020 mussten mindestens 139 Frauen auf diese Weise ihr Leben lassen, Tendenz steigend. Frauen sind vor allem im häuslichen Umfeld von Gewalt betroffen. Der gefährlichste Ort für eine Frau ist ihr Zuhause. Die Forschung zeigt zudem, dass Gewalt gegen Frauen unabhängig von Alter, sozialem Status oder Herkunft vorkommt.
Mit der Unterzeichnung des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, kurz Istanbul-Konvention, hat Deutschland sich dazu verpflichtet auf allen staatlichen Ebenen alles dafür zu tun, dass Gewalt gegen Frauen bekämpft, Betroffenen Schutz und Unterstützung geboten sowie Gewalt verhindert wird.
Auch die Stadt Marburg setzt sich z.B. mittels verschiedener Maßnahmen aus dem 3. Aktionsplan zur Umsetzung der EU-Charta aktiv für Gewaltprävention und –schutz ein. „Mit Veranstaltungen wie der Lesung zu Frauenmorden in Deutschland möchten wir die Öffentlichkeit informieren“, erläutert Dr.in Amend-Wegmann, Leiterin des Referats für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung. Eine Maßnahme des 3. Aktionsplans sieht die Sensibilisierung der Stadtgesellschaft Marburgs zu Phänomenen der Gewalt vor. „Um Gewalt zu verhindern braucht es auch die Courage der Zivilgesellschaft und diese müssen Warnzeichen erkennen können“, ergänzt Ann-Kathrin Dreyer, Mitarbeiterin im Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung, die die Lesung mit anschließender Podiumsdiskussion organisiert.
Das gefährliche an Gewalt in familiären, partnerschaftlichen Beziehungen ist zudem, dass sie häufig als Privatproblem behandelt oder aus vielen Gründen verschwiegen wird.
Die Autorinnen Julia Cruschwitz und Carolin Haentjes wollen diesem Schweigen mit ihrem Buch etwas entgegensetzen. Sie haben unter anderem Wissenschaftler*innen, Kriminolog*innen, Polizist*innen befragt, die mit Femiziden – Morden an Frauen – in Berührung kamen. Die Autorinnen stellen dar, welche weitreichenden Folgen diese Taten haben und auch, welche präventiven Maßnahmen flächendeckend erfolgen (müssen), um weitere Morde zu verhindern.
Während der Lesung wird Julia Cruschwitz einzelne Fallbeispiele darstellen. An der sich anschließenden Podiumsdiskussion werden Tina Kurzke, Leiterin des Marburger Modells Häusliche Gewalt, Prof.In Dr.in Bock, welche die Professur für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Rechtsvergleichung an der Philipps-Universität Marburg innehat sowie Vertreter*innen der Träger feministischer Anti-Gewalt-Arbeit in Marburg teilnehmen.
Die Veranstaltung wird am 08. Dezember von 18:30 bis 20.30 Uhr im Historischen Rathaussaal im Marburger Rathaus, Markt 1 stattfinden. Der Zugang zum Raum ist barrierearm. Die Teilnahme ist kostenlos und eine Anmeldung ist nicht erforderlich.