Mit dem „Klimaschutzbecher to go“ will die Stadt Marburg ihre Bürgerinnen und Bürger dazu motivieren, mit einer kleinen Verhaltensänderung im Alltag aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Das brachte ihr den Sieg und 25.000 Euro Preisgeld beim Bundeswettbewerb „Klimaaktive Kommune 2017“ ein. Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.
Bürgermeister Wieland Stötzel den Preis am Montag, 22. Januar, in Berlin entgegen. „Mit dem Preisgeld möchten wir unter anderem unsere Initiative ,Klimaschutzbecher to go‘ durch eine Werbekampagne und die Anschaffung weiterer Becher fördern. Zudem möchten wir mit dem Geld Klimaschutzprojekte in der philippinischen Stadt Muñoz unterstützen, mit der wir eine kommunale Klimapartnerschaft vereinbart haben“, erklärte er. Auch Marion Kühn, Fachdienstleiterin Klimaschutz, Stadtgrün und Friedhöfe, sowie Marburgs Klimaschutzmanager Achim Siehl waren bei der Verleihung in Berlin dabei.
Die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter gratulierte der Stadt Marburg und den weiteren Preisträgern und betonte die Bedeutung des kommunalen Engagements. Schwarzelühr-Sutter: „Der Wettbewerb zeigt erneut, dass Kommunen und Regionen eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz und der Klimaanpassung einnehmen. Die ausgezeichneten Städte und Gemeinden nehmen dabei eine Vorbildfunktion ein. Wir stellen aber nicht nur weithin sichtbare Leuchtturmprojekte ins Rampenlicht, sondern auch die, die mit beharrlicher und oft mühsamer Überzeugungsarbeit im Kleinen wichtige Erfolge erzielen. Es freut mich, dass sich Kommunen mit über 100 Beiträgen am Wettbewerb beteiligt haben.“
Die „Wegwerfbecher“, in denen viele Menschen ihren Kaffee to go trinken, haben negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima – insbesondere durch den hohen Energieaufwand bei Herstellung und Entsorgung. Aktuell wandern hierzulande laut Deutscher Umwelthilfe jährlich etwa drei Milliarden Einwegbecher über die Ladentheken. Mit dem Marburger „Klimaschutzbecher“ bietet die Stadt eine umweltfreundliche und ressourcensparende Alternative und macht kontinuierlich auf die Problematik aufmerksam.
Die Idee zum Projekt „Klimaschutzbecher to go“ entstand 2015 im Fachdienst Klimaschutz, Stadtgrün und Friedhöfe. Mit der Aktion spricht die Stadt zwei Zielgruppen explizit an, zum einen die Anbieter von „Coffee-to-go“ und zum anderen die Konsumenten. Die Produktion der Mehrwegbecher übernahm ein hessisches Unternehmen, das die Kaffeebehälter aus natürlichen Rohstoffen und biologisch abbaubar herstellt. Denn eines war den Initiatoren der Aktion von Anfang an besonders wichtig: Nur ein wirklich ökologisch nachhaltig und ressourcenschonend produzierter Kaffeebehälter kann als „echter Klimaschutzbecher“ in Frage kommen.
In einer ersten Testphase mit kleiner Stückzahl wurden die Becher zunächst auf Kosten der Stadt produziert. Insgesamt neun interessierte Gastronomie- und Bäckereibetriebe mit 19 Filialen in Marburg erhielten die Mehrwegbecher kostenlos und gaben diese ebenfalls kostenfrei an ihre Kunden weiter. Das Interesse an der nachhaltigen Alternative zu „Wegwerfbechern“ war so groß, dass bereits kurz nach Einführung eine zusätzliche Charge „Marburger Klimaschutzbecher“ produziert wurde und weitere Unternehmen in Marburg sich entschlossen, an der Aktion teilzunehmen. Diesmal wurden die Marburger Klimaschutzbecher von den teilnehmenden Betrieben für drei Euro an die Kundschaft verkauft. Der Erlös kam einem Hilfsprojekt des Marburger Vereins „Terra Tech“ zu Gute, das sich für die Opfer bereits eingetretener Folgen des Klimawandels auf den Philippinen einsetzt. Im Zeitraum von März 2015 bis Februar 2017 haben sich 34 Gastronomiebetriebe in Marburg mit insgesamt 55 Filialen an der Aktion „Klimaschutzbecher to go“ beteiligt. Etwa 2.700 Mehrwegbecher wurden ausgegeben. Die Stadt hat die Testphase der „Klimaschutzbecher“ mit rund 5.000 Euro finanziert.
Langfristig soll sich die Kampagne in den Gastronomie- und Bäckereibetrieben der Stadt etablieren und verselbstständigen. Ziel ist es, dass die Unternehmen den speziell designten „Klimaschutzbecher“ auf eigene Kosten produzieren lassen und ihren Kunden zum Selbstkostenpreis anbieten. Bei einer ersten Sammelbestellung orderten die teilnehmenden Betriebe bereits Klimaschutzbecher ohne finanzielle Unterstützung der Stadt.
Auch überregional hat die Kampagne Aufmerksamkeit erregt. Viele Kommunen haben sich bei der Stadt über das Projekt informiert, einige haben bereits mit der Umsetzung begonnen. Die Aktion verdeutlicht: Mit kleinen Änderungen der Alltagsgewohnheiten lässt sich bereits ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz leisten – ohne auf den „Coffee-to-go“ verzichten zu müssen.
Hintergrund:
Der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ (bis 2015 Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“) wird seit 2009 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative ausgelobt. Im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2017“ wurden insgesamt 102 Beiträge in drei unterschiedlichen Kategorien eingereicht. Die Stadt Marburg hat sich mit dem Projekt „Der Klimaschutzbecher to go“ in der Kategorie „Kommunale Klimaaktivitäten zum Mitmachen“ beworben. In dieser Kategorie gab es 50 Bewerber, aus denen drei Gewinner ausgewählt wurden. Weitere Informationen zum Wettbewerb sowie Fotos von der Veranstaltung und vom ausgezeichneten Projekt unter: www.klimaschutz.de/wettbewerb2017