© Tina Eppler, Stadt MarburgRund 30 Kursteilnehmende sowie ihre Lehrkräfte waren am Dienstagabend im voll besetzten Dachgeschoss in der Deutschhausstraße 38 zusammengekommen, um bei der Eröffnung der Lernwerkstatt mit Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach dabei zu sein. Gemeinsam mit der Leiterin der Volkshochschule Kirsten Fritz-Schäfer sowie der Leiterin und Ideengeberin der Lernwerkstatt, Silke Jahns, wurde das zusätzliche neue Angebot vorgestellt.
„Ich freue mich, dass wir nun diese tolle Möglichkeit hier haben“, hob vhs-Dezernentin Dr. Kerstin Weinbach hervor. Die Stadträtin erläuterte, auch die Volkshochschule stehe mit der Anzahl derer, die gerade in Marburg Zuflucht suchten, vor großen Herausforderungen. „Zurzeit sind wir dabei, die Infrastruktur auf die neue Situation anzupassen, indem wir uns um neue Lehrerinnen und Lehrer für Deutsch als Fremdsprache sowie um weitere Kursräume bemühen.“ Im letzten Jahr gab es 1.400 Sprachschülerinnen und Schüler, parallel lernen hier im Moment rund 150 Menschen DaF. Dies sei beachtlich, schließlich sei die Marburger vhs kein Institut für die Deutsche Sprache, sondern eine Volkshochschule mit einem breiten Spektrum an Möglichkeiten. Die neue Lernwerkstatt sei ein zusätzliches Angebot, von dem die Lernenden profitieren werden, freute sich Weinbach.
© Tina Eppler, Stadt Marburg„Viele, die hier herkommen, sind sehr motiviert und wollen schnell Deutsch lernen. Daher ist dieser neue Lernort sehr wichtig als fruchtbare Ergänzung jenseits der Kurse“, hob die vhs-Dezernentin hervor. Schließlich dankte sie dem Freundeskreis für seine Unterstützung des Projekts.
Lernfrust vorbeugen und Lernlust fördern, das will die Lernwerkstatt. Natürlich ist dies auch ein Ziel der bereits bestehenden und fortlaufenden DaF-Kurse. Das Kursangebot wird nun aber durch die Lernwerkstatt ergänzt, die immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 13 Uhr geöffnet ist. In den Ferienzeiten zusätzlich montags, 14 bis 17 Uhr. Die ersten drei Termine sind kostenfrei und die Nutzungsgebühr von 10 Euro pro Semester eher symbolisch.
Die Initiatorin der Lernwerkstatt, Silke Jahns, erläuterte, Selbstlernen spiele im Lernprozess eine sehr große Rolle. Die Lehrerfahrung aus über 20 Jahren DaF bestätige, dass Hausaufgaben den Lernerfolg beschleunigen. „Wie kann ich diesen Selbstlernanteil so begleiten, dass er möglichst effektiv ist“, fragte sich Jahns immer wieder. Alle wollten möglichst schnell und leicht Deutsch lernen. „Dafür braucht es Beratung und Begleitung“, kristallisierte sich heraus.
Die Kursleiterinnen und Kursleiter an der Vhs im DaF-Bereich leisteten eine hervorragende Arbeit, beispielsweise könne Deutsch als Fremdsprache in den Stufen 0 bis C1 erlernt werden, erläuterte Jahns, aber Gruppenunterricht komme oft methodisch an Grenzen. Immer wenn eine Gruppe unterrichtet werde, gebe es Lernende mit speziellen Bedürfnissen. „In der Lernwerkstatt können die Schülerinnen und Schüler zur Hausaufgabenbetreuung kommen, es kann noch einmal etwas erklärt oder Sprechen geübt werden. Auch für Tipps zum Wortschatzlernen ist Zeit.“
Die Leiterin der Volkshochschule, Kirsten Fritz-Schäfer, hob hervor: „Mit der Lernwerkstatt wollen wir ein Stück weiteres Lernangebot an der Volkshochschule etablieren. Es ist ein wichtiger Schritt für die vhs, auch diesen Zweig zu erneuern und weiter voranzutreiben.“ Daher dankte die Leiterin der Volkshochschule dem Magistrat, der Stadtverordnetenversammlung sowie der Dezernentin Dr. Kerstin Weinbach, dass dieses Projekt ermöglicht werden konnte und „auf offene Ohren gestoßen ist.“ Nur ein halbes Jahr habe es von der Idee bis zur Verwirklichung gebraucht.
Deutsch Lernende erhalten in der Lernwerkstatt nun zusätzliche Lernmöglichkeiten. Hintergrund sind die große Nachfrage und die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen vor allem der neu in Marburg angekommenen Lernenden. Manche bringen eine akademische Bildung mit, andere müssen erst mühsam lernen, wie man einen Stift führt. In der Lernwerkstatt werden alle individuell beraten. Eine Vielzahl von Lernmaterialien, fünf Computerarbeitsplätze und eine Kaffeemaschine stehen zur Verfügung. „Die Lernwerkstatt soll auch ein sozialer Raum sein. Ein Raum, zu dem man gerne kommt, um zu lernen oder sich beraten zu lassen, wie das Lernen noch besser funktionieren könnte,“ betonte Silke Jahns, Initiatorin der Lernwerkstatt. Ihr geht es darum, die hohe Anfangsmotivation zu erhalten, die nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Au-Pairs oder Familienangehörige von Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern für das Deutschlernen mitbringen. Hilfe bekommt Jahns dabei von Menschen, die sich ehrenamtlich dafür engagieren möchten, dass Flüchtlinge Deutsch lernen, damit sie sich erfolgreich in Marburg integrieren können.