Seit 1996 wird „Das unerschrockene Wort“ alle zwei Jahre an couragierte Persönlichkeiten vergeben. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung erinnert an den Mut und die Standhaftigkeit Martin Luthers. Im Jahr 1521 weigerte sich der Reformator im Reichstag zu Worms vor Kaiser Karl V., seine Thesen zu widerrufen und wurde daraufhin geächtet. Damit bewies er jene Haltung, die „Das unerschrockene Wort“ ehrt.
Alle Marburger*innen sind nun erneut dazu aufgerufen, Vorschläge für Preisträger*innen einzureichen. Das können bekannte und weniger bekannte Menschen aus dem In- und Ausland sein, die Zivilcourage bewiesen haben. Jede der 16 Lutherstädte nominiert eine*n Kandidaten/Kandidat*in. Zu den Städten zählen neben Marburg noch Augsburg, Coburg, Eisenach, Eisleben, Erfurt, Halle (Saale), Heidelberg, Magdeburg, Nordhausen, Schmalkalden, Speyer, Torgau, Wittenberg, Worms und Zeitz. Sie bilden auch die Jury, die den/die gemeinsame Preisträger*in bestimmt. Die Jurysitzungen und Preisverleihungen finden alle zwei Jahre in einer anderen Lutherstadt statt. Die Jury der Lutherstädte für den mittlerweile 14. Preis kommt im Herbst 2022 in Schmalkalden zusammen. Die Preisverleihung folgt dann ebenfalls in Schmalkalden im Frühjahr 2023.
© Universitätsstadt Marburg Die Universitätsstadt Marburg hat 2018 zum ersten Mal seit Bestehen des Preises eine Jurysitzung und dann im April 2019 die feierliche Verleihung ausgerichtet – zum zwölften „Unerschrockenen Wort“ der Reihe. Der Preis wurde mit einem großen Festakt in der Lutherischen Pfarrkirche an die Frauenrechtlerin und Moscheegründerin Seyran Ateş vergeben. 2020 ging er dann in Worms an die drei belarussischen Freiheitskämpferinnen Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo. In der Begründung der Jury hieß es, die drei stünden für eine friedliche Revolution, für Neuwahlen und für eine demokratische Zukunft ihres Landes – dafür riskierten sie Verfolgung, Haft, Folter und Abschiebung. Tatsächlich ist die Preisträgerin Maria Kolesnikowa selbst seit 2020 in Belarus im Gefängnis. An ihrer Stelle nahm ihre Schwester Tatsiana Khomich den Preis entgegen. „Für die Menschen in Belarus ist dieser Preis sehr wichtig“, betonte Veronika Zepkalo in der Dreifaltigkeitskirche in Worms, „damit wir immer wieder spüren, dass wir nicht alleine sind in unserem Kampf für Freiheit und Demokratie. Wir sind deshalb sehr dankbar für die Unterstützung und die Anerkennung durch diese Auszeichnung“. Preise wie das „Unerschrockene Wort“ lenkten die dringend nötige internationale Aufmerksamkeit auf die Situation in Belarus.
© Sergej Grits_picture alliance „Die Lage für die Demokratiebewegung in Belarus hat sich seit der Preisverleihung und vor allem seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine nochmal extrem verschärft. Das zeigt, wie aktuell unser Preis der Lutherstädte ist“, betont Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Und es zeigt auch, dass es unter noch so schwierigen Bedingungen immer Menschen gibt, die mutig und unerschrocken aufstehen und ihre Stimme gegen Missstände, Unterdrückung und Ungerechtigkeit erheben. Sie wollen wir unterstützen.“
Nun sind alle Marburger*innen gefragt: Wer soll das „Unerschrockene Wort 2022“ erhalten. Alle Bürger*innen, Institutionen, Vereine und Initiativen können Vorschläge einreichen:
- per Mail an unerschrocken@marburg-stadt.de oder
- per Brief an die Pressestelle der Universitätsstadt Marburg, Am Markt 8, 35037, Marburg.
- Einsendeschluss ist der 15. August.
Bitte fügen Sie neben dem Namen Ihres Vorschlags auch eine schriftliche Begründung bei, warum der/die Kandidat*in den Preis „Das unerschrockene Wort 2022“ erhalten soll.