Riga, die lettische Hauptstadt, war für Zehntausende jüdischer Menschen aus dem „Großdeutschen Reich“ die letzte Station einer Reise in den Tod. Riga zählt damit zu einem der ersten Orte des Massenmordes an Jüdinnen und Juden im Zweiten Weltkrieg. Sie wurden in der nahen Umgebung, den Wäldern von Bikernieki und Rumbula, in Jungfernhof und Salaspils ermordet. Um an die Opfer der nationalsozialistischen Gräueltaten zu erinnern, organisierten das Riga-Komitee, die Deutsche und die Österreichische Botschaft in Riga und die Jüdische Gemeinde eine Reihe besonderer Gedenkveranstaltungen.
Für die Universitätsstadt Marburg war Roland Stürmer, ehrenamtlicher Stadtrat im Magistrat, nach Riga gereist, um an den Veranstaltungen teilzunehmen. „Es ist sehr bewegend, hier zu sein und gemeinsam mit Vertreter*innen weiterer Kommunen der Mitbürger*innen zu gedenken, die aus unseren jeweiligen Städten und Gemeinden nach Riga verschleppt und hier umgebracht wurden“, sagte Roland Stürmer. „Es ist nicht nur wichtig, sondern auch unsere Aufgabe und Pflicht als Kommunalpolitiker*innen und Demokrat*innen, immer wieder jenen zu gedenken, die unter rassistischer Hetze und der menschenverachtenden Politik des Nationalsozialismus Unsägliches erlitten haben. Wir müssen uns an diese Menschen und ihre Schicksale erinnern. Und wir müssen Rassismus, Antisemitismus und jeder anderen Form von Menschenfeindlichkeit heute in unseren Städten entschieden entgegentreten.“
© Privat Die Jüdische Gemeinde hatte zur offiziellen Gedenkveranstaltung an die Ruine der Großen Choral-Synagoge eingeladen. Ilya Lensky, Direktor des Museums der Juden in Lettland, führte über das Gelände „Jungfernhof“ mit den Überresten des ersten Konzentrationslagers in Lettland. Riga-Komitee und Volksbund erinnerten auf der Gräber- und Gedenkstätte Bikernieki an die Verschleppung und den Massenmord vor 80 Jahren. In diesem Rahmen eröffneten der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sowie die beiden Botschaften neue Ausstellungen. Das Gesamtprogramm in Riga und in Bikernieki wurde von den Beteiligten gemeinsam entwickelt und umgesetzt.
Das Riga-Komitee wurde im Mai 2000 von 13 Städten und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet. Es will an die Deportation und Verschleppung ihrer jüdischen Nachbar*innen nach Riga und anderen Vernichtungslagern in Osteuropa erinnern. Heute gehören dem Riga-Komitee fast 70 Städte aus Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei an, darunter auch die Universitätsstadt Marburg. Vertreter*innen aus 39 Städten des Riga-Komitees nahmen an der nationalen offiziellen Gedenkveranstaltung teil.