Von den circa 12.000 deutschen Kommunen nehmen inzwischen 2.400 an der Solarbundesliga teil. Gewertet wird die Leistung pro Kopf, was es kleineren Kommunen einfacher macht, hohe Wertungen zu erreichen. Deshalb erfolgt die Wertung in fünf Kategorien, die von der Bevölkerungszahl abhängen. Zusätzlich werden Ranglisten für die Bundesländer und Kreise geführt. Die regelmäßig aktualisierten Ergebnisse können unter www.solarbundesliga.de eingesehen werden.
„Seit diesem Jahr haben wir knapp 13,5 Megawatt an Photovoltaikleistung installiert. Das bedeutet, dass zu einer schönen Mittagsstunde rund ein Drittel des von privaten Haushalten in Marburg verbrauchten Stroms mit Sonnenenergie erzeugt wird“, berichtete Kahle.
Trotz der wachsenden Konkurrenz kann sich die Universitätsstadt Marburg damit auf einem guten Platz behaupten. „Vergleicht man Städte ähnlicher Bevölkerungszahl miteinander, liegt Marburg bei den Städten über 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern bundesweit auf Platz 15“, stellte Marion Kühn, Fachdienstleiterin Stadtgrün, Klima- und Naturschutz, fest. Hessenweit schaffe es Marburg wie in den vergangenen Jahren sogar wieder auf den ersten Platz. „Wir sind sehr froh über diese Platzierung und haben dafür viel getan“, so Kühn. Seit letztem Juni 2015 wurden rund 150 Quadratmeter Fläche für Solarthermieanlagen und rund 800 Kilowatt Leistung für Photovoltaikanlagen neu installiert.
„In Marburg setzen wir auf regenerative Energien und unterstützten Bürgerinnen und Bürger mit zusätzlichen Förderungen beim Bau von Solarthermie- oder Photovoltaik-Anlagen“, erklärte Kahle. „Das ist umso wichtiger, weil das Bundesumweltministerium die so wichtige Energiewende leider komplett ausbremst“, kritisierte der Bürgermeister.
Für den Bau von Solarthermie-Anlagen gibt die Universitätsstadt Marburg seit 2009 einen Zuschuss von bis zu 1.000 Euro. „Bis 2016 wurden mit Hilfe des Förderprogramms 1.700 Quadratmeter Fläche für Solarthermiekollektoren installiert. Das entspricht 23 Prozent der insgesamt installierten Fläche von 7.350 Quadratmetern“, erläuterte die städtische Klimaschutzbeauftragte Wiebke Lotz. Seit dem vergangenen Jahr würden zudem Stromspeicher mit 500 Euro bezuschusst. Wer wissen möchte, ob das eigene Haus für Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen geeignet sei, könne das Marburger Solarkataster nutzen: Unter www.marburg.de/solarkataster findet sich eine Landkarte, die Häuser nach Ihrer Eignung farbig einordnet. „Weitere Fördermittel können zusätzlich zu den städtischen Angeboten bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und – für Kundinnen und Kunden – bei den Stadtwerken Marburg eingeworben werden“, ergänzte Kahle.
„Bei den Förderprogrammen im Bereich der regenerativen Energien herrscht großer Beratungsbedarf. Wir helfen gerne weiter und beantworten Ihre Fragen“, erklärte der Leiter des Kundenzentrums der Stadtwerke Marburg, Christof Jacobi. Er ist telefonisch unter (06421) 205-313 zu erreichen. Holger Armbrüster, Prokurist und Vertriebsleiter der Stadtwerke Marburg, berichtete vom Bau einer Photovoltaik-Anlage beim Tennisverein Marburg: „Wir erproben aktuell ein Mieterstrommodell, bei dem wir Photovoltaik-Anlagen auf Kundendächern betreiben und den damit erzeugten Strom vergünstigt an die Kundinnen und Kunden, deren Dach wir nutzen, abgeben.“ Dieses Modell könne ein Vorbild für weitere Unternehmen sein.
Auch Dieter Spratte von der Gemeinnützigen Wohnungsbau GmbH Marburg-Lahn (GeWoBau) berichtete von ersten positiven Erfahrungen mit Mieterstrommodellen: „In diesem Modell können die Mieterinnen und Mieter von erneuerbaren Energien profitieren, indem sie an den Nebenkosten sparen.“ In Kooperation mit den Stadtwerken sei ein Pilotprojekt in Weidenhausen gestartet worden, indem im ersten Schritt 23 Wohneinheiten mit Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach unterstützt würden. In einem zweiten Schritt solle die Zahl verdoppelt werden. Auch weitere Standorte seien im Gespräch.
„Noch vor zehn Jahren war es undenkbar, Wasser mit durch Solaranlagen erzeugtem Strom zu erhitzen. Das wäre viel zu teuer gewesen“, so Andreas Wagner von der Firma Awasol. Bei den inzwischen deutlich gesunkenen Preisen für Solarmodule ergäben sich ganz neue Möglichkeiten. Auch Jan Simon von der Firma Sonneninitiative berichtete von einer weiteren positiven Entwicklung: „Die Nachfrage im Moment ist gigantisch groß.“ Einig waren sich alle Anwesenden in der Notwendigkeit, Erneuerbare Energien weiter zu fördern und mehr Menschen und Unternehmen von ihrer Nutzung zu überzeugen. „Inzwischen haben wir Modelle, bei denen die Kundin und der Kunde wirklich profitieren. Erneuerbare Energien sind jetzt nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll“, fasste Bürgermeister Kahle zusammen.