In der Kategorie "Alltagsmobilität" gewinnt die Universitätsstadt Marburg, welche die Jury als "Heimstätte einer intelligenten Mobilität und zeitgemäße Abkehr von der autogerechten Stadt" auszeichnete. Daneben hat in diesem Jahr die thüringische Tal- und Bergstation der Oberweißbacher Bergbahn, Obstfelderschmiede und Lichtenhain, in Kombination den Titel "Tourismusbahnhof des Jahres 2015" erhalten. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt lobte das Engagement der Sieger: "Attraktive Bahnhöfe sind ein Gewinn für jede Gemeinde und hoch geschätzt bei allen Bahnkunden. Die Auszeichnung Bahnhof des Jahres ist seit zwölf Jahren eine begehrte Anerkennung für gelungenes Engagement um die Attraktivität der Bahnhöfe."
"Für den Marburger Hauptbahnhof und die Universitätsstadt Marburg ist diese Auszeichnung eine besondere Ehre", betonte Oberbürgermeister Egon Vaupel in Berlin. Der Titel bestätige die langjährige Arbeit mit vereinten Kräften an der Um- und Neugestaltung des Projekts, erläuterte das Stadtoberhaupt. "Wir haben gemeinsam in guter Zusammenarbeit insbesondere mit der Deutschen Bahn und allen anderen Kooperationspartnern vor allem die Belange der Menschen immer im Blick gehabt. Diese Rückmeldung signalisiert deutlich: Wir haben vieles richtig gemacht. Vielen Dank!", so der Oberbürgermeister.
"Im Laufe der zwölfjährigen Geschichte des Wettbewerbs sind wir immer wieder darauf gestoßen, dass die gute Zusammenarbeit vor Ort entscheidend für den Sieg ist", sagte Dirk Flege, Jury-Mitglied und Allianz pro Schiene-Geschäftsführer in Berlin. In Marburg habe die Stadt ganz entscheidende Impulse für die Gestaltung des neuen Bahnhofs gegeben. "Wenn alle Bahnhöfe in Deutschland eine solche Entwicklung zu Wege brächten, hätte der öffentliche Verkehr gewonnen", brachte die Jury ihre Entscheidung auf den Punkt.
Wer in die Universitätsstadt Marburg reise, erlebe nach den Umbauarbeiten "ein kleines Wunder", so die Würdigung von Allianz pro Schiene. Unter den Hüllen der Baugerüste habe sich der Marburger Bahnhof in eine helle, stille Alltagsschönheit verwandelt. "Zur Krönung dieser Wandlung hat die Stadt dieser neuen Heimstätte intelligenter Mobilität einen großzügigen Bahnhofsvorplatz vor die Füße gezaubert", urteilten incognito reisende Bahnhofstester. Für die Jury ist der neue Marburger Hauptbahnhof vor allem eines: "zu hundert Prozent alltagstauglich". Das betreffe die mit bunten Mosaikbildern geschmückte Unterführung genauso wie die großzügigen, fast großstadttauglichen Aufgänge zu den Gleisen. Die geschmackvoll erneuerte Eingangshalle ebenso wie die eingepassten Businseln in der Mitte des Vorplatzes.
Mustergültig sei in Marburg auch die Barrierefreiheit gelöst worden: Angefangen mit Brailleschrift an Schildern und Treppengeländern bis hin zu taktilen Streifen, die in den Boden eingelassen sind, werden seheingeschränkte Menschen sicher vom Bahnsteig durch das Gelände geleitet. Auf dem Vorplatz, der in ein paar Jahren mit größeren Bäumen an eine italienische Piazza erinnern wird, so Allianz pro Schiene, sichert eigens eine barrierefreie Fußgängerampel das Überqueren der verkehrsberuhigten Zone zu den Bushaltestellen in der Mitte. Ab sofort kommen auf dem neuen Vorplatz alle gleichberechtigt zum Zug: Fußgänger, Radfahrer, Busreisende oder Autofahrer, die schnell jemanden zur Bahn bringen wollen.
Das Wohnen im Bahnhof kultiviert Marburg mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau. Ein preiswertes, aber gastliches Hostel, Studentenwohnungen im Obergeschoss des Bahnhofs, Leihfahrräder des Asta auf dem Gelände - all das schaffe eine Brücke zur Universität und befördere das Gefühl, dass in Marburg die Stimme der mobilen Vernunft besser gehört werde als anderswo in Deutschland, betonte die Jury.
Allianz pro Schiene prämiert seit 2004 einmal jährlich den kundenfreundlichsten Großstadt- und Kleinstadtbahnhof. Mit der Auszeichnung "Bahnhof des Jahres" werden Bahnhöfe gewürdigt, die den Reisenden Komfort in jeder Hinsicht bieten. Entscheidende Kriterien sind dabei umfangreiche Serviceleistungen, ein übersichtliches Kundeninformationssystem, eine gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr sowie ein einladendes Ambiente, das zum Verweilen einlädt.
In der 6-köpfigen Jury des Wettbewerbs sind die drei großen deutschen Kundenverbände vertreten: Pro Bahn, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV). Auch der Auto Club Europa (ACE) entsendet seit 2008 ein Jury-Mitglied. Seit 2012 ist zudem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) an Bord. Alle fünf Organisationen sind Mitglied der Allianz pro Schiene, die ihrerseits durch ihren Geschäftsführer Dirk Flege in der Jury vertreten ist.
Bei der Entscheidung, welcher Bahnhof die begehrte Auszeichnung "Bahnhof des Jahres" bekommt, orientiert sich die Jury an repräsentativen Marktforschungsdaten und an Vorschlägen von Bahnreisenden. So können diese ihren Lieblingsbahnhof durch Nominierung in die engere Wahl bringen. Anschließend begutachtet die Jury alle aussichtsreichen Kandidaten direkt vor Ort. Vergangenes Jahr fiel das Urteil auf die Bahnhöfe der Städte Dresden und Hünfeld.
Ab September ist die Auszeichnung dann vor Ort für alle zu sehen: Eine Messingtafel am Marburger Bahnhofsgebäude wird feierlich enthüllt. Außerdem wird ein Bahnhofsrundgang angeboten.