„Damit erproben wir erstmals ein neues Instrument der Beteiligung“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei der Vorstellung der Aktion im Rathaus. „Wir wollen die Einschätzung einer möglichst großen Zahl von Einwohnerinnen und Einwohnern Marburgs besser kennenlernen“, so das Stadtoberhaupt. Dabei geht es laut Spies vor allem auch um die Meinungen, Wünsche, Ziele und Erwartungen all derer, die sich im Allgemeinen nicht laut und energisch äußern, die sich weniger beteiligen und dadurch auch weniger gehört werden. „Also fragen wir“, erklärt der Oberbürgermeister den Grundgedanken der Umfrage-Aktion, und zwar auf verschiedenen Wegen, damit die Ergebnisse auch repräsentativ sind, sprich die ganze Breite der Bevölkerung widerspiegeln.
Bereits online ist der Fragebogen auf der Homepage der Stadt – über den Button „schon mal mitgemacht – Repräsentative Umfrage“ direkt auf der Startseite oder unter dem Link http://tiny.cc/UmfrageMarburg2017 kann jede und jeder mitmachen. Zusätzlich verschickt die Stadt in der kommenden Woche Fragebögen an 4000 zufällig ausgewählte Haushalte in ganz Marburg. Außerdem liegen die Bögen in zentralen öffentlichen Räumen wie dem Stadtbüro aus. In einzelnen Stadtteilen, unter anderem in Cappel, Richtsberg, Waldtal und Wehrda wird es zudem noch persönliche Befragungen geben.
Je nach Rücklauf der Antworten und Ergebnis der Zwischenauswertung können weitere Stadtteile für die Ansprachen oder weitere öffentliche Orte für das Auslegen der Bögen dazukommen: „Wenn wir sehen, dass bestimmte Stadtteile, Altersgruppen oder sozialen Schichten noch nicht repräsentativ vertreten sind“, sagt Moritz von Oppenkowski von der studentischen Unternehmensberatung Phlink, die die Stadt mit der Durchführung und Auswertung der Befragung beauftragt hat. „Repräsentativ für Marburg wären etwa 1000 Einwohnerinnen und Einwohner“, erklärt von Oppenkowski, „das gilt als für eine Stadt in der Größe wissenschaftlich als gängiger Standard“. Deshalb sei es auch wichtig, die soziodemografischen Angaben am Ende auszufüllen – betont der Oberbürgermeister.
Das Ausfüllen des Fragebogens selbst dauert etwa zehn bis maximal 15 Minuten. Der Datenschutz ist gewährleistet, die Anonymität ebenso. „Die Befragung findet im Oktober und November statt“, erklärt Dr. Griet Newiger-Addy, Leiterin der Bürger/innenbeteiligung der Universitätsstadt, den zeitlichen Rahmen. Der Fragebogen wurde in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung entwickelt. Es werden Fragen zu vier Schwerpunkten gestellt: zur Lebensqualität in der Stadt, zur zukünftigen Bedeutung städtischer Aufgabenbereiche, zum Kulturangebot sowie zur Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Den Kulturbereich hat die Stadt ausgewählt, weil sie hier im Rahmen der EU-Charta für Gleichstellung als Modellprojekt eine angemessene Ausrichtung von öffentlichen Ausgaben an den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern im Haushalt umsetzen will (Gender Budgeting).
Die Ergebnisse der Umfrage leisten einen wertvollen Beitrag zum Dialog zwischen Einwohnerschaft, Politik und Verwaltung, so der Oberbürgermeister. Sie werden nach der Auswertung der Öffentlichkeit vorgestellt. „Außerdem bekommen die Stadtverordneten und die Verwaltung ein klareres Bild von den Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger zu planungsrelevanten Themen und können diese bei ihrer Entscheidungsfindung einbeziehen“, erklärt Thomas Spies – auch wenn die Umfrageergebnisse nicht direkt eins zu eins in politische Entscheidungen umgesetzt würden. Sie seien dennoch ein wichtiges, ergänzendes Element im Prozess der politischen Meinungsfindung. „Wir sind total gespannt auf die Rückmeldungen, die Marburgerinnen und Marburger geben“, so Spies. Sollte die Umfrage gut angenommen werden, könne man überlegen, sie regelmäßig zu wiederholen.