© Freya Altmüller, Stadt Marburg
Ein wichtiger Punkt im Magistratsbeschluss zur Unterstützung der LGBTIQ-Personen sind „öffentliche Maßnahmen zur Förderung und zum Schutz der Rechte“ dieser Bürger*innen. Das Kürzel LGBTIQ steht für die englischen Abkürzungen Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bi (bisexuell), Trans (trans), Queer (queer) und Intersex (intersexuell) – Beschreibungen für sexuelle Orientierungen und Identitäten. Diejenigen, die sich mit einer oder mehreren dieser Kategorien identifizieren oder auch deren Unterstützer*innen, werden als LGBTIQ-Community (Gemeinschaft) bezeichnet.
© Sara FörsterDie Sichtbarmachung der Community ist direkt in die praktische Umsetzung gegangen: mit dem Workshop „QUEER. ART. MARBURG.“, den der Fachdienst Kultur im Rahmen von „Marburg800 erfinden“ organisiert hatte. Queer steht dabei für alle Menschen, die von den traditionellen Geschlechterrollen und Partnermodellen abweichen und sich nicht auf eine bestimmte Art der sexuellen Orientierung, des biologischen Geschlechts oder sozialen Geschlechts (Gender) zuordnen lassen möchten. In dem Workshop gingen rund 20 Menschen zunächst den Fragen nach, was „queere Kunst“ bedeutet und welche Chancen sie bietet. Im Gespräch mit Sylvia Sadzinski, unter anderem Kuratorin und Programmleitung des feministischen Berliner Ausstellungsraums „alpha nova & galerie futura“, näherten die Teilnehmenden sich dem vielseitigen und schwer zu definierenden Begriff.
© Sara FörsterZusätzlich ging es darum, gemeinsam mit dem Künstler und Filmproduzenten Constantin Hartenstein praktische kreative Ideen für ein queeres Kunstprojekt zu erarbeiten. Dieses soll im Jubiläumsjahr 2022 unter „Marburg800 erfinden“ unter dem Dach des Projektes „Kunst.Labor.Stadt.Platz.“ auf dem Rudolphsplatz präsentiert werden.
© Sara FörsterEntstanden sind erste Ideen, wie ein „Perspektivwechsel“ auf die Kunst gelingen kann. Auch über Performancekunst und Videoinstallationen wurde nachgedacht. Klar ist, dass die Gegebenheiten des Rudolphsplatzes nicht zwingend verändert, sondern einbezogen werden sollen. In künftigen regelmäßigen Treffen wird die Möglichkeit geboten, diese ersten Ideen gemeinsam weiterzuentwickeln. Ein für Januar 2022 geplanter Kurzworkshop wird schließlich dazu dienen, praktisch umsetzbare Projekte zu definieren und auszuwählen.
© Sara FörsterIm weiteren Verlauf des Workshops „QUEER. ART. MARBURG.“ setzten sich die Teilnehmenden intensiver mit queerer Kunst und ihren Facetten auseinander. Dazu gehörte auch das öffentliche Abendprogramm, das begleitend zum Workshop stattfand. Dabei gab es Gespräche über queere Kunst und queeres Sein mit Kunstsammler und Kurator Florian Peters-Messer und Musik mit DJ Xanax Attax. Daneben trat das Drag-Künstler*innen-Trio „La Coloc Drag“ aus Marburgs französischer Partnerstadt Poitiers auf. Doch zunächst sprachen die drei Drag-Künstlerinnen mit dem Publikum darüber, was „Drag“ eigentlich ist und wie sie sich persönlich definieren.
Grundlegendes Ziel des gesamten Projektes ist es, Vielfalt und Diversität in der Stadtgesellschaft zu stärken. Die Auseinandersetzung mit Kunst, Ausdrucksformen und Wahrnehmung der queeren Community soll zu einer Zukunft beitragen, in der tradierte Normen und Stereotype aufgelöst und eine andere Normalität sichtbar werden.
© Sara FörsterDen Engagierten ist dabei ihr eigener, anderer Blick auf menschliche Lebensweisen besonders wichtig. Es sollen Freiräume für ihren Spiegel der Gesellschaft künstlerisch geschaffen und Menschen zum Perspektivwechsel angeregt werden. Gleichzeitig werden ausgehend von diesem Treffen Netzwerke aufgebaut, um queere Menschen in ihrer Identität und Selbstwahrnehmung zu stärken und ihnen Ausdrucksmöglichkeiten zu bieten.